Ende der kommunalpolitischen Laufbahn von Julia Lehner:Nürnberger Bürgermeisterin verhandelt den Berliner Koalitionsvertrag mit

Lesezeit: 2 Min.

Die Kulturbürgermeisterin von Nürnberg, Julia Lehner, scheidet 2026 aus der Kommunalpolitik aus.  Mit Marcus König (CSU) hatte sie bei der OB-Wahl 2020 ein Tandem im Wahlkampf gebildet.
Die Kulturbürgermeisterin von Nürnberg, Julia Lehner, scheidet 2026 aus der Kommunalpolitik aus.  Mit Marcus König (CSU) hatte sie bei der OB-Wahl 2020 ein Tandem im Wahlkampf gebildet. (Foto: Olaf Przybilla)

Nach drei Jahrzehnten in der Kommunalpolitik tritt Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner 2026 nicht mehr an. Aber die CSU-Politikerin steht gerade vor einer neuen Aufgabe – in Berlin.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Zum Teil war es schon Stadtgespräch, in einige Abteilungen des Nürnberger Rathauses war die Kunde aber bislang nicht vorgedrungen: Die Kulturbürgermeisterin von Nürnberg, Julia Lehner (CSU), tritt bei der Kommunalwahl 2026 nicht erneut an, beendet also ihre kommunalpolitische Laufbahn. Sie wird aber die CSU bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen in Berlin für den Bereich Kultur und Medien vertreten – eine für Kommunalpolitiker ungewöhnliche Rolle.

Lehner, 71, ist seit 1996 Mitglied des Stadtrats. Bei der OB-Wahl 2020 hatte sie zusammen mit Marcus König ein Wahlkampftandem gebildet und dürfte eine maßgebliche Rolle dafür gespielt haben, dass König und die CSU das traditionell eher rote Rathaus von Nürnberg für sich erobern konnten.  Wer die Rolle als Bürgermeister im Falle eines erneuten CSU-Wahlsiegs 2026 übernehmen wird, ist noch offen. Als Favorit gilt Andreas Krieglstein, der CSU-Fraktionsvorsitzende im Nürnberger Stadtrat.

SZ Bayern auf Whatsapp
:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren

Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründe direkt aufs Handy bekommen möchten.

Die Partei hatte Lehner die Entscheidung überlassen, ob sie ein weiteres Mal antreten will. Nach drei Jahrzehnten in der Lokalpolitik habe nun aber „der Kopf über das Herz gesiegt“, sagte Lehner am Mittwoch im „Schönen Saal“ des Rathauses. Für Rückblicke sei noch keine Zeit, sie werde sich am anstehenden Wahlkampf der örtlichen CSU beteiligen und die kulturellen Großprojekte Nürnbergs bis 2026 wie bisher begleiten. Tatsächlich stehen der Stadt wichtige Vorhaben ins Haus: So wird 2028 der 500. Todestag von Albrecht Dürer begangen. Und im Süden der Stadt entsteht gerade auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände die Ersatzspielstätte für das sanierungsbedürftige Opernhaus, eine der großen Kulturbaustellen der Republik. Sie traue sich die Bewertung zu, dieses Projekt sei „international beispielgebend“, sagte Lehner. Sie habe die Aufgaben der Nürnberger Kulturpolitik einmal ironisch zwischen den Polen „Dürer und Führer“ aufgespannt – dies werde auch weiterhin eine Aufgabe der Stadt bleiben.

Angesichts der Berufung Lehners ins CSU-Team für die Berliner Koalitionsverhandlungen erklärte der Nürnberger CSU-Chef Michael Frieser, diese „sei mehr oder weniger eine Selbstverständlichkeit“ gewesen. Man müsse sich nur die Frage stellen: „Wie viele renommierte Kulturmanager“ auf Bundesebene bekannt seien.  Das Feld sei da „überschaubar“. Im Übrigen sei es nicht auszuschließen, dass „frei werdende Kräfte“ der Nürnberger Kulturbürgermeisterin „im Hinblick auf die bundesdeutsche Kulturpolitik“ künftig eine Rolle spielen würden.

Eine Anspielung auf eine mögliche Zukunft der Nürnberger Bürgermeisterin als etwaige Kulturstaatsministerin? Auf die Frage, ob sie für dergleichen zur Verfügung stünde, antwortete Lehner, sie denke über solche Optionen momentan nicht nach: „Ich habe nie eine Karriere geplant.“ Dabei bleibe es auch jetzt.

Der Nürnberger Vorwahlkampf wurde am Mittwoch ebenfalls eröffnet. Oberbürgermeister König erklärte, die Nürnberger CSU sei voll handlungsfähig – während sich politische Mitbewerber momentan in erster Linie um sich selbst kümmerten. Eine Anspielung offenbar auf die Sozialdemokraten, die vor Königs Amtsübernahme den Oberbürgermeister der Stadt gestellt hatten.

Nürnbergs SPD befragt derzeit ihre Mitglieder, ob der örtliche Parteichef Nasser Ahmed oder die Sozialreferentin Elisabeth Ries gegen König antreten soll. In einer knappen Woche wird die Entscheidung feststehen. Gegen welchen SPD-Bewerber der CSU-Oberbürgermeister lieber antreten würde? Er halte es da mit dem Nürnberger Christkind, sagt König: „Wer da kommt, der soll willkommen sein.“

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mitten in Nürnberg
:Steht Nürnbergs Kulturbürgermeisterin vor dem Karrieresprung?

Eigentlich scheint Nürnbergs CSU-Kulturbürgermeisterin Julia Lehner vor dem Ende ihrer politischen Laufbahn zu stehen. Es sei denn, Parteichef Söder sorgt für die ultimative Beförderung: ein Großjob in Berlin.

SZ PlusKolumne von Olaf Przybilla

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: