Jugendpsychiatrie Regensburg:"Ketten-Junge" bricht aus

Der zwölfjährige Andreas aus Schierling ist aus der geschlossenen Einrichtung ausgebrochen. Er war erst kurz zuvor mit Polizeigewalt eingeliefert worden, weil seine Eltern nicht mehr mit ihm klar kamen.

Der als "Ketten-Junge" zu trauriger Berühmtheit gelangte Andreas (12) ist aus der geschlossenen Jugendpsychiatrie in Regensburg ausgebüchst. Er war erst wenige Stunden zuvor in die Einrichtung eingewiesen worden. Doch es hielt ihn dort nicht lange. "Der Junge hat die erstbeste Gelegenheit genützt", sagte Kreisjugendamtsleiter Karl Mooser Bild.de.

Jugendpsychiatrie Regensburg: Selbst die geschlossene Abteilung der Jugendpsychiatrie in Regensburg konnte den Freiheitsdrang des Zwölfjährigen nicht stoppen.

Selbst die geschlossene Abteilung der Jugendpsychiatrie in Regensburg konnte den Freiheitsdrang des Zwölfjährigen nicht stoppen.

(Foto: Foto: AP)

Offensichtlich wollte der Zwölfjährige zurück zu seiner Mutter, die ihn des öfteren zu Hause angekettet hatte. Aber Andreas kam nicht weit. Nach nur 30 Minuten wurde er von der Polizei in einem Bus aufgegriffen und in die Einrichtung zurückgebracht.

Der Zwölfjährige war am Montag nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen der Jugendhilfe in der Jugendpsychiatrie untergebracht worden. Medienberichten zufolge war die Situation in der Familie zuletzt eskaliert. Die offenbar überforderte Mutter hatte den Sohn immer wieder angekettet, damit er nichts anstellen konnte. "Wenn er ganz krass ist, dann ketten wir ihn auch am Bett fest", sagt die 36-jährige dem TV-Sender RTL.

"Ein sehr krasser Fall"

Es sei ein "sehr krasser Fall", betonte auch Jugendamtsleiter Mooser. Die Unterbringung eines Kindes oder Jugendlichen beantrage das Jugendamt nur als allerletztes Mittel. Andreas habe sich jedoch jeder Erziehung und Einflussnahme entzogen, es habe Selbst- und Fremdgefährdung bestanden. Dem Vernehmen nach riss der Zwölfjährige immer wieder aus und blieb nachts weg. Er soll Schule geschwänzt, Alkohol getrunken, gestohlen und geschlagen haben.

"Wir haben den Buben seit über drei Jahren in diversen therapeutischen Einrichtungen gehabt, kurzzeitig auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Letztlich sind die Hilfsmaßnahmen gescheitert", sagte Mooser. Ein Mitarbeiter sei mindestens wöchentlich bei der Familie gewesen. Im September habe das Jugendamt die geschlossene Unterbringung beantragt. Diese sei befristet ausgesprochen und werde ständig überprüft.

Die Familie, zu der fünf weitere Kinder gehören, wird vom Jugendamt nun intensiv in Augenschein genommen, um die Versorgung der anderen Kinder zu prüfen. Mooser: "Dass wir da hinschauen, ist zwangsläufig."

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