Nein, als politische Einflüstererin sieht sich Ursula Männle nicht. Zwar hat die ehemalige Staatsministerin einen kurzen Draht zur CSU-Spitze. Ratschläge für das Tagesgeschäft erteilt die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung der Regierung aber nicht. "Wir sind keine Oberlehrer, die immer besser wissen, wie es gemacht werden muss."
Und doch haben die politischen Analysen der CSU-nahen Denkfabrik Gewicht. Das zeigt schon die Tatsache, dass Ministerpräsident Horst Seehofer an diesem Freitag bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Seidel-Stiftung in München zu Gast ist. Festredner ist Bundespräsident Joachim Gauck, die Öffentlichkeit ist am Samstag zum Besuch eingeladen.
Gegründet wurde der nach dem früheren Ministerpräsidenten Hanns Seidel (1957 bis 1960) benannte Verein im Jahr 1967, nicht zuletzt, um mit SPD, CDU und FDP gleichzuziehen. Die politische Konkurrenz hatte bereits Stiftungen geschaffen, um im Sinne ihrer Weltanschauung politisches Wissen in der noch jungen Bundesrepublik zu vermitteln. Im Fall der Seidel-Stiftung bedeutet das die staatsbürgerliche Bildung auf christlicher Grundlage.
Während der Zeit von Franz Josef Strauß entwickelte sich die Seidel-Stiftung dann zu einer Art Außenamt der CSU. Das erste Auslandsprojekt startete in Togo. Strauß verband eine Freundschaft mit dem dort autoritär herrschenden Präsidenten Eyadéma. "Togo hat die Größe von Bayern und Bayern ist auch ein Universum für sich selbst", soll der CSU-Übervater bei einem Besuch gesagt haben. Mittlerweile ist die Seidel-Stiftung in mehr als 60 Ländern aktiv, um demokratische Beteiligung und berufliche Bildung zu fördern.
Hierzulande unterstützt die Stiftung begabte Studenten, stattet Parteimitglieder und Ehrenamtliche mit politischem Handwerkszeug aus und unterhält eine Akademie zur Politikberatung. Ein verlängerter Arm der Partei will man aber nicht sein. Und darf es nach dem Gesetz auch nicht.
Parteinahe Stiftungen sind politische Zwitter: Von Parteien initiiert und ihrem Weltbild verschrieben, sollen sie doch unabhängig sein. Als eine Art Volksschule der Demokratie animieren sie zum Engagement. "Personell und organisatorisch müssen Partei und die ihr nahe stehende Stiftung streng getrennt sein", sagt Heike Merten, Leiterin des Düsseldorfer Instituts für Parteienrecht.