Jerusalem:Markus Söder - ein frommer Lehrling der internationalen Politik

Jerusalem: Am Heiligen Grab in der Jerusalemer Grabeskirche betete Markus Söder - einzig beäugt von einer Fotokamera.

Am Heiligen Grab in der Jerusalemer Grabeskirche betete Markus Söder - einzig beäugt von einer Fotokamera.

(Foto: Joerg Koch/Finanzministerium)

In Israel stattet der bayerische Finanzminister dem früheren Präsidenten Schimon Peres einen Besuch ab und mahnt AfD-Sympathisanten zur Umkehr.

Von Peter Münch, Jerusalem

"Reisen bildet ja auch immer ein Stück", sagt Markus Söder und marschiert mit seinem Gefolge schnellen Schritts durch die Jerusalemer Altstadt. Es ruft der Muezzin, Kirchenglocken läuten, und fromme Juden eilen zum Gebet an die Klagemauer - das perfekte Idyll auf brüchigem Boden. "Hier ist jeder Zentimeter Geschichte", sagt er und korrigiert sich gleich selbst: "umkämpfte Geschichte."

Der bayerische Minister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat ist fern dieser Heimat auf Auslandsreise in Israel. Ein paar politische Gespräche, ein wenig pilgern - und natürlich geht es immer auch um mehr: "Ich bin hier nicht nur in meiner Funktion als Finanzminister", erklärt er, "sondern auch als politische Persönlichkeit und zur Entwicklung der eigenen politischen Persönlichkeit."

In der Karwoche ist er ins Heilige Land gekommen, am Palmsonntag ist er in Jerusalem eingetroffen, und gewiss soll daraus keiner einen irgendwie messianischen Anspruch ableiten.

Aber das Profil als Staatsmann lässt sich hier allemal schärfen, und zur Not auch mit einer rhetorischen Anleihe bei Angela Merkel: "Die Freundschaft zu Israel ist ein Stück bayerische Staatsräson geworden", formuliert Söder beim Gang durch die Gassen.

Söder preist die "Koalition der Werte"

Er preist die "Koalition der Werte", beruft sich auf die "emotionale Nähe", und schränkt zum Schluss noch ein, "dass wir bei aller guten Freundschaft nicht alle israelischen Positionen eins zu eins übernehmen können".

Das bezieht sich wohl auf ein Gespräch mit der israelischen Vize-Außenministerin Tzipi Hotovely am Montag, die den Anspruch des jüdischen Volks auf das ganze Land zwischen Mittelmeer und Jordan inklusive der Palästinensergebiete argumentativ gern mit der Bibel untermauert.

Der Jurist Söder hält es dann doch eher mit dem Völkerrecht und der alten deutschen Position, dass "die Zwei-Staaten-Lösung von allen denkbaren Lösungen die richtige ist". Doch auf solch heiklem Terrain mag er sich nicht unnötig lange aufhalten, zumal er mit Hotovely auch ganz konkrete Dinge zu besprechen hatte. Das Stichwort lautet weltläufig auf Englisch: "economic jihad".

Hier geht es um den Anti-Terror-Kampf mit finanzpolitischen Mitteln, und der Minister konnte sich in Jerusalem rühmen, daheim in Bayern eine "Sonderkommission Schwerer Steuerbetrug" (SKS) zur Bekämpfung der Terrorfinanzierung eingerichtet zu haben. In Israel mit all der einschlägigen Erfahrung pflegt er dazu "einen Erfahrungsaustausch, bei dem es um die Muster der Finanzbewegungen" geht.

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