Rückblick:Was im Jahr 2021 in Bayern gut war

Rückblick: Jochen Grab vom Nationalpark Berchtesgaden mit Wally (links im Bild) und Toni Wegscheider von LBV mit Bavaria, den beiden Bartgeierweibchen vor der Auswilderung.

Jochen Grab vom Nationalpark Berchtesgaden mit Wally (links im Bild) und Toni Wegscheider von LBV mit Bavaria, den beiden Bartgeierweibchen vor der Auswilderung.

(Foto: Hansruedi Weyrich/LBV)

Geier, Nässe, Digitales und Altes: Wider den allgemeinen Eindruck gibt es auch positive Nachrichten. Einige davon werden im neuen Jahr weiterhin spürbar sein.

Von Hans Kratzer, Christian Sebald und Viktoria Spinrad

Wo man auch hinschaut, überall wird gejammert, geschimpft und protestiert. Aber trotz Corona war nicht alles schlecht im Jahr 2021. Selbst das regnerische und kühle Wetter hatte seine guten Seiten. Die Wälder - vor allem in Nordbayern - konnten sich ein wenig erholen. Die vergangenen Hitzesommer mit ihren Rekord-Trockenperioden hatten vor allem in Franken und der Oberpfalz den Bäumen übel mitgespielt. Schließlich verliert so ein Waldboden an einem heißen Sommertag pro Quadratmeter bis zu sechs Liter Wasser, das dann den Bäumen bitter fehlt. In Nordbayern, wo es deutlich weniger regnet als im Süden, sind deshalb unzählige Kiefern vertrocknet. Auch die Fichten wurden so geschwächt, dass sie reihenweise dem Borkenkäfer zum Opfer fielen. Dieses Jahr hat es immerhin so viel geregnet, dass die Wälder eine Verschnaufpause bekamen.

Wie viel Freude Naturschutz bereitet, konnte man dieses Jahr an den Bartgeier-Weibchen Wally und Bavaria sehen, die im Juni im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert wurden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Bartgeier in den Alpen ausgerottet - unter anderem weil den riesigen Greifvögeln der Irrglaube anhaftete, sie raubten Kleinkinder. Dabei sind die Aasfresser harmlos und ungefährlich. Es schaut spektakulär aus, wenn sie mit ihren 2,9 Metern Spannweite über den Felsgipfeln durch die Luft segeln. Den ganzen Sommer pilgerten Besucherscharen in den Nationalpark, um die jungen Bartgeierweibchen zu beobachten. Aber nicht nur das. Die Webcam, mit der man via Internet in die Auswilderungsnische am Knittelhorn hineinspechten konnte, wurde mehr als 600 000 Mal angeklickt. Das Wiederansiedlungsprojekt wird fortgesetzt. Im nächsten Juni sollen wieder junge Bartgeier am Knittelhorn ausgewildert werden.

Rückblick: Abschied von der reinen Kreidezeit: Bayerns Schulen erlebten gewissermaßen als positive Nebenerscheinung der Corona-Pandemie einen Digitalisierungsschub.

Abschied von der reinen Kreidezeit: Bayerns Schulen erlebten gewissermaßen als positive Nebenerscheinung der Corona-Pandemie einen Digitalisierungsschub.

(Foto: Michael Weber/imago)

Die von der Corona-Krise gebeutelten Schulen haben immerhin einen Digitalisierungsschub erlebt. Aus 38 000 digitalen Klassenzimmern wurden 55 000, aus 126 000 Tablets und Notebooks für die Schüler wurden 260 000, und die Zahl der Lehrerdienstgeräte stieg von null auf 72 000. Es ließ sich zudem beobachten, dass viele Schüler selbständiger wurden und dass gerade die starken Schüler vom Distanzunterricht profitierten. Kultusminister Michael Piazolo (FW)wurde nicht müde zu betonen, wie sehr man die psychischen Folgen der Schulschließungen unterschätzt habe - eine echte Einsicht. "Alle haben gemerkt: Schule ist mehr wie Mathe, Deutsch und Englisch", sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. Nicht zuletzt wurden die Schulen zu einem wichtigen Faktor in der Pandemiebekämpfung. Auch wenn nicht immer alles sofort geklappt hat: Studien zeigen, dass die Schulen mit den regelmäßigen Testungen zur Eindämmung der Pandemie beitragen.

In den Hochschulen wiederum verlief die Umstellung auf digitale und hybride Lehre weitgehend reibungslos. Die Universitätskliniken hielten der Belastung in der Krankenversorgung und der Forschung stand - trotz Corona und Fachkräftemangel. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung schritt unvermindert fort. Laut Sozialministerium bedeuten die zusätzlich im Jahr 2021 in Betrieb genommenen Plätze in der Kindertagesbetreuung (Kindergarten, Kinderkrippe, Hort, Haus für Kinder, Mini-Kita) einen Zuwachs von etwa 26 500 Plätzen für alle Altersgruppen.

Der bayerische Arbeitsmarkt hat sich 2021 zunehmend von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt und lieferte im bundesweiten Vergleich Spitzenwerte. Die Arbeitslosenquote lag im November mit 2,9 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert (November 2020: 3,6 Prozent). Bayern weist damit aktuell nicht nur Vollbeschäftigung auf, sondern liegt deutlich vor Baden-Württemberg (3,4 Prozent) bundesweit an der Spitze und weit unter dem Bundesdurchschnitt (5,1 Prozent). Der bayerische Ausbildungsmarkt war 2021 stabil. Die Aussichten für Bewerberinnen und Bewerber sind nach wie vor hervorragend.

Bei allem Leid, das die Corona-Pandemie mit sich bringt. Das dadurch bedingte geringe Verkehrsaufkommen wirkte sich positiv auf die Unfallbilanz aus: 2020 kamen bei Verkehrsunfällen in Bayern 484 Menschen ums Leben. Das war der niedrigste Stand der Zahl der Verkehrstoten seit Beginn der Unfallaufzeichnungen. Der Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2021 fort. Es gab 171 Verkehrstote, das waren 47 weniger als im Vergleichszeitraum 2020. Somit zeichnet sich 2021 ein Tiefststand ab.

Rückblick: Schöne Bescherung: Bei Grabungen im Nördlinger Ries haben Archäologen in einem Grab aus dem 6. Jahrhundert diesen beidseitig mit Tierszenen verzierten Elfenbeinkamm in einer Art frühmittelalterlichem Kulturbeutel gefunden.

Schöne Bescherung: Bei Grabungen im Nördlinger Ries haben Archäologen in einem Grab aus dem 6. Jahrhundert diesen beidseitig mit Tierszenen verzierten Elfenbeinkamm in einer Art frühmittelalterlichem Kulturbeutel gefunden.

(Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege/dpa)

Für die Archäologen entpuppte sich wieder einmal die Region Schwaben als eine Art Goldgrube. In diesem Jahr kamen im Nördlinger Ries ungewöhnliche Grabfunde aus dem 6. Jahrhundert zum Vorschein. Dazu gehören ein Elfenbeinkamm sowie eine Schale, die im damaligen Tunesien angefertigt wurde. Derlei Funde sind bislang nördlich der Alpen einmalig.

Einzigartig war auch ein 400 Kilo schwerer Fund mit römischen Münzen, Waffen und Tonscherben, der im Stadtteil Oberhausen entdeckt wurde. Die Relikte belegen, dass es in Augsburg schon vor Christi Geburt römisches Leben gab und die Stadt damit der älteste Römerstandort auf heutigem bayerischen Boden ist.

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