Jahresbilanz:Mit Nischenthemen an die Spitze

Jahresbilanz: So soll die neue Halle aussehen, die Ende 2018 eröffnet wird.

So soll die neue Halle aussehen, die Ende 2018 eröffnet wird.

(Foto: Messe Nürnberg)

Die Messe Nürnberg gehört zu den 15 größten Gesellschaften weltweit. Sie wächst weiter, deswegen wird das Gelände um drei Hallen erweitert

Von Claudia Henzler, Nürnberg

Allgemein bekannt ist die Spielwarenmesse im Januar und Februar, doch auch im Rest des Jahres sind die Hallen und Tagungsräume der Messe Nürnberg gut gefüllt. Die Frankenmetropole hat sich vor allem mit Fachmessen zu Nischenthemen eine Stellung erarbeitet, etwa mit einer internationalen Ausstellung für Fenster-, Türen und Fassadentechnik oder der "Biofach", bei der sich Produzenten von Bio-Lebensmitteln aus aller Welt den Großhändlern aus Deutschland präsentieren. Nürnberg ist stolz, zu den 15 größten Messegesellschaften weltweit zu zählen - gemessen am Umsatz 2016.

Der Rekordumsatz von 288 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr werde 2017 nicht erreicht werden können, sagten die beiden Geschäftsführer Peter Ottmann und Roland Fleck bei der Jahrespressekonferenz am Freitag. Sie rechnen mit etwa 200 Millionen Euro. Trotzdem sei man zufrieden mit dem aktuellen Geschäftsjahr, denn der Rückgang wurde erwartet und eingeplant: Mehrere Fachmessen haben 2017 gleichzeitig pausiert, das ereigne sich alle zwölf Jahre. Man habe das Jahr genutzt, um das geplante Modernisierungsprogramm voranzutreiben.

Besonders stolz sind die Geschäftsführer auf die erst wenige Jahre junge Cyber-Security-Veranstaltung "it-sa". Hier ist die Messegesellschaft nicht nur Hausmeister wie bei den Spielwaren, sondern Organisator. 2017 buchten bei dieser Messe für Cyber-Sicherheit fast ein Drittel mehr Aussteller einen Stand als im Vorjahr, die Besucherzahl stieg um ein Viertel. Dennoch ist die it-sa auch Anlass für Missstimmungen: Denn die Messe München hat angekündigt, im kommenden Jahr eine eigene Ausstellung zur digitalen Sicherheit anzubieten, die "Command Control". Die Zielgruppe für solch eine Messe ist jedoch so speziell, dass die Landeshauptstadt dem Standort Nürnberg damit Konkurrenz macht. Man könne sich durchaus fragen, ob es klug sei, wenn die Staatsregierung, die ja Gesellschafter beider Messegesellschaften ist, zwei Veranstaltungen in 150 Kilometer Entfernung unterstützt, kritisierte Manager Fleck. Ottmann wurde noch deutlicher: "Uns sagen unsere Kunden: Geht's noch - zwei Veranstaltungen in Bayern?"

Seit das Messegelände 1973 neben das ehemalige Reichsparteitagsgelände zog - man nutzt die von Albert Speer geplante "Große Straße" als Parkplatz für Messebesucher -, sind Besucherzahlen, Umsatz und der Flächenbedarf kontinuierlich gewachsen. Deshalb wurde das Messezentrum in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erweitert, auch aktuell wird gebaut. Im Süden des Geländes entstehen insgesamt drei neue Hallen, geplant von der 2016 gestorbenen Architektin Zaha Hadid. Nummer eins wurde bereits im Jahr 2014 eingeweiht, kommende Woche wird das Richtfest für die zweite Halle gefeiert. Der Neubau wird mit den begleitenden Infrastrukturmaßnahmen etwa 70 Millionen Euro kosten. Mittelfristig soll der dritte Bau folgen, vorher muss aber eine der alten Messehalle weichen. Dieser Abriss ist Teil eines breit angelegten Modernisierungsprogramms, für das Ottmann und Fleck in zehn Jahren 600 bis 700 Millionen Euro ausgeben wollen. Die beiden Hauptgesellschafter, der Freistaat und die Stadt Nürnberg, haben Anfang des Jahres beschlossen, dafür das Eigenkapital der Messe bis 2026 schrittweise um 200 Millionen Euro zu erhöhen. Einen genaueren Investitions- und Zeitplan wollen die Geschäftsführer frühestens nächstes Jahr vorstellen.

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