Bayerischer Jagdverband:"Wenn das so weitergeht, zerbricht der BJV daran"

Bayerischer Jagdverband: Jägerpräsident Ernst Weidenbusch erklärt sich bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Er weist alle Vorwürfe zurück und spricht von einer Kampagne.

Jägerpräsident Ernst Weidenbusch erklärt sich bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Er weist alle Vorwürfe zurück und spricht von einer Kampagne.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Die erste Jäger-Kreisgruppe fordert Präsident Weidenbusch offen zum Rücktritt auf, der weist alle Vorwürfe zurück. Und der Ärger geht weiter.

Von Christian Sebald

Im Streit um seinen Führungsstil hat jetzt die erste Jäger-Kreisgruppe den bayerischen Jägerpräsident Ernst Weidenbusch und dessen Generalsekretär Robert Pollner offen zum Rücktritt aufgefordert. "Um weiteren erheblichen Schaden (...) abzuwenden, ist es unausweichlich notwendig, dass Sie, Herr Weidenbusch und Herr Pollner, mit sofortiger Wirkung von Ihren Ämtern im Landesjagdverband Bayern e.V. zurücktreten", heißt es in einem Brief des Jagdschutz- und Jägervereins Nürnberg-Land, der an das Präsidium des bayerischen Jagdverbands (BJV) und alle etwa 160 BJV-Kreisgruppen gegangen ist.

Zugleich stellt der Vorsitzende der Kreisgruppe, Bernhard Kukula, Weidenbusch und Pollner ein Ultimatum. Sollten sie der Rücktrittsforderung nicht bis 20. November Folge leisten, werde man eine außerordentliche Landesversammlung einfordern und in ihr einen Misstrauensantrag gegen sie einbringen. "Das Verhalten von Weidenbusch ist für einen Präsidenten eines so großen Verbands, wie wir einer sind, komplett unwürdig", sagt Kukula. "Wenn das so weitergeht, zerbricht der BJV daran."

Der Jägerverein Nürnberger Land zählt mit seinen etwa 180 Mitgliedern zu den eher kleinen Kreisgruppen im BJV. Gleichwohl dürfte Kukula für zahlreiche Jäger überall in Bayern sprechen. Den Vorwürfen zufolge haben sich Weidenbusch und Pollner in ihrer vergleichsweise kurzen Amtszeit immer wieder gegenüber anderen Jägern so massiv im Ton vergriffen, dass sich diese bedroht gefühlt haben.

Ähnliche Vorwürfe kommen von ehemaligen hauptamtliche Mitarbeiter in der BJV-Zentrale in Feldkirchen bei München. Sie sprechen von "respektlosem Umgang", "Wutausbrüchen" und "Beschimpfungen". Angeblich haben deshalb eine Reihe Mitarbeiter ihre Stellen aufgegeben, anderen sei gekündigt worden. Jäger-Kreischef Kukula bekommt nach eigenen Worten "unglaublich viel Resonanz" auf seinen offenen Brief. Das Spektrum der Reaktionen reiche von "voller Zustimmung bis zu kompletter Ablehung" und halte sich "in etwa die Waage".

Der Jagdverband will die Vorwürfe gegen Mitglieder seines Präsidiums aufklären. Es werde ein Verhaltenskodex erarbeitet, zudem könnten sich Beschäftigte offen oder anonym an eine Whistleblowing-Stelle wenden, teilte der Verband am Dienstag in Feldkirchen mit. Eingerichtet wird diese Stelle bei einer Kanzlei, in der ein Jurist des BJV-Rechtsausschusses tätig ist.

Der Verband sprach von einer planmäßigen Diffamierung mittels einer Rufmordkampagne. Weidenbusch, der auch für die CSU im Landtag sitzt, macht dafür eine Gruppe verantwortlich. Es seien immer wieder dieselben Personen, die versuchten, mit erfundenen Beschuldigungen die Vorherrschaft im Verband zu gewinnen. "Zum Teil geht es einfach um Macht und Geld", sagte Weidenbusch. Zum Teil lehnten sie aber auch Veränderungen ab, die er und sein Team durchsetzen wollten, um den Verband in die Zukunft zu führen. Vielleicht sei das Tempo hierbei aber zu schnell und man müsse langsamer vorgehen, um alle Mitglieder mitzunehmen. Sollte alles länger dauern, kann sich Weidenbusch nach eigenen Worten auch vorstellen, 2026 erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren.

Zu Weidenbuschs Kritikern zählt unter anderem der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau, Ulrich Wittmann, der bei der Neuwahl des Präsidenten im April gescheitert war. Wittmann spricht von Beleidigungen und psychischem Druck. Ziel sei es, aus dem Verband eine jagdpolitische Vereinigung zu machen. Die Deutsche Jagdzeitung veröffentlichte zudem einen offenen Brief, den angeblich eine "Gruppe ehemaliger Mitarbeiter" verfasst haben soll, die anonym bleiben wollen. In der Geschäftsstelle des BJV hätten Angst und Misstrauen um sich gegriffen, Mitarbeiter hätten gekündigt, heißt es darin.

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