Süddeutsche Zeitung

Integration:Minister will an Islamunterricht festhalten

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Von Anna Günther, München

Schulminister Michael Piazolo spricht sich erstmals für die Fortsetzung des Islamischen Unterrichts aus. Der Modellversuch läuft Ende Juli nach zehn Jahren aus. Bisher war nicht klar, ob es danach weitergeht. "Ich persönlich habe schon immer gesagt, dass es vom Grundsatz her eine gute Sache ist", sagte er am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung. Der Islamische Unterricht "entfaltet eine integrative Wirkung, die wichtig ist", über Details müsse man aber noch reden.

Bisher wollte Piazolo (Freie Wähler) wie seine Vorgänger erst nach der Evaluation entscheiden. Nun spricht er davon, dass die Entscheidung in den kommenden sechs Wochen fallen dürfte - sobald die Gutachter eine "Tendenz" bekannt geben. "Wir können sicher nicht bis Juli warten, das ist zu knapp", sagte er. Wann das Gutachten vorliegt, ist unklar. Die Stimmung unter den 100 Lehrern ist angespannt: Die meisten sind befristet beschäftigt und wären ab August arbeitslos.

Mehr als 16 000 junge Muslime lernen derzeit an 350 Schulen bei staatlich ausgebildeten Lehrern über ihren Glauben. Insgesamt gibt es mehr als 100 000 muslimische Jugendliche an Bayerns Schulen. Die Umwandlung des Modellversuchs in ein Regelangebot, von dem deutlich mehr Kinder profitieren könnten, hängt vom Erfolg des Versuchs ab. Nachdem Gutachter den Islamischen Unterricht bereits 2014 als "erfolgreiches Angebot" bezeichnet hatten, wäre es überraschend, wenn nun das Gegenteil herauskäme. Zumal Schulleiter und Lehrer von großer Akzeptanz bei Eltern und Jugendlichen berichten.

Aufatmen können die Betroffenen nach Piazolos Botschaft aber noch nicht: Die Grundsatzentscheidung treffen das Kabinett und die Abgeordneten der Regierungskoalition. Dann erst können Details wie der Lehrplan und der Ausbau besprochen werden.

Zuletzt hatten SPD, Grüne, FDP und der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband ein Regelangebot gefordert. Die AfD will den Islamunterricht abschaffen. Entsprechende Dringlichkeitsanträge wurden am Mittwochabend im Landtag diskutiert und alle mehrheitlich abgelehnt. Dabei hatte sich Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bereits im Dezember für den Islamunterricht als Prävention gegen Salafismus ausgesprochen. Der Antisemitismusbeauftragte und frühere Schulminister Ludwig Spaenle (CSU) sieht darin einen "wichtigen Beitrag zur Eindämmung des islamistisch geprägten Antisemitismus".

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SZ vom 14.02.2019
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