Irsee sucht Lotti:"Wir werden die Schildkröte präsentieren"

Suche nach Lotti geht mit Stahlrechen weiter

Der Bürgermeister von Irsee, Andreas Lieb, bleibt optimistisch.

(Foto: dpa)

Ein See wurde trockengelegt, die Fische umgesiedelt, ein Kopfgeld ausgesetzt - doch Lotti bleibt verschwunden. Nun wird der Oggenrieder Weiher wieder aufgestaut und Irsees Bürgermeister hat eine neue Idee, wo sich die angeblich so gefährliche Alligator-Schildkröte verstecken könnte.

Von Ingrid Fuchs

Erst suchten sie mit Booten und Kameras die Wasseroberfläche ab, dann haben die freiwilligen Helfer aus Irsee im Ostallgäu das Wasser aus dem Oggenrieder Weiher abgelassen. Mit Stiefeln sind sie durch den schlammigen Tümpel gestapft, am Montag ist der Boden mit einem eigens angefertigten Spezialrechen durchkämmt worden. Die einzelnen Zähne des Rechens waren extra breit und abgerundet, um die gesuchte Alligator-Schildkröte nicht zu verletzen. Doch wieder wurde keine Lotti gefunden. Nun wird der Weiher wieder aufgestaut.

"Es wird etwa eine Woche dauern, bis er wieder ganz voll ist", sagt Bürgermeister Andreas Lieb vom Bürgerforum. Die Fische dürften noch nicht wieder zurück, sie sollen im Nachbarweiher überwintern. Stattdessen will die Gemeinde spezielle Köder ausbringen, die es Lieb zufolge eigentlich nur in Amerika gibt. "Die sehen aus wie große Hasenställe, vorne haben sie Klappen und wenn sich Lotti drinnen ihr Futter schnappen will, kommt sie nicht mehr raus." Ob das mit den Ködern nun klappt oder nicht: Sobald der Weiher voll ist, soll er wieder zum Baden freigegeben gegeben werden - "auf eigene Gefahr", wie Lieb betont.

Seit knapp fünf Wochen wird nach einer Alligator-Schildkröte gesucht, die Anfang August einem achtjährigen Jungen die Achilles-Sehne durchgebissen haben soll. Das Kind erholt sich noch von der mutmaßlichen Schildkröten-Attacke, in drei Wochen soll der Junge wieder ohne Krücken laufen können. Und die bissige Lotti? Stammt die Verletzung wirklich von ihr oder ist sie doch nur eine Sommerloch-Fata-Morgana?

"Wenn die rosa wäre, wäre das gar kein Problem"

"Auf keinen Fall", sagt Bürgermeister Lieb. "Irgendwann werden wir die Schildkröte präsentieren." Die Gemeinde hat 1000 Euro Kopfgeld auf das Tier ausgesetzt. Wenn es nach Lieb gegangen wäre, hätten es auch 5000 Euro sein dürfen, aber der Gemeinderat fürchtete "negative Effekte", etwa jede Menge Falschmeldungen. Aber auch die niedrigere Summe reiche für viele schon als Motivation, auf die Suche zu gehen. "Neulich habe ich vier Buben am Weiher getroffen, die haben immer wieder gefüllte Muscheln ausgelegt, um die Schildkröte anzulocken", sagt Lieb. Vergeblich.

Die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr aus Irsee haben sich trotzdem schon auf einen Sucherfolg vorbereitet. Vor kurzem sei jemand aus dem Landkreis vorbeigekommen - mit einer angemeldeten Alligator-Schildkröte. "Wir müssen ja wissen, wie Lotti aussehen könnte", sagt Lieb. Sie hätten in der Gemeinde auch schon geübt, eine Schildkröte aus einem Aquarium zu holen. "Die sind perfekt getarnt, in dem Schlamm sieht man die kaum. Kein Wunder, dass wir Lotti nicht finden. Die schaut ja aus wie ein Dreckhaufen. Wenn die rosa wäre, wäre das gar kein Problem."

Inzwischen gibt es noch eine Erklärung dafür, warum die Schildkröte bislang nicht gefunden wurde. Auf der Südwestseite des Weihers wurde jetzt eine tiefe Höhle entdeckt, zehn Meter lang, schätzt Lieb. Zwei Eingänge führen in ein weit verzweigtes Labyrinth. "Jetzt konzentrieren wir uns auf diese Höhle. Am Nachmittag fahre ich hin, da kommen die neuen hochauflösenden Kameras."

Seit Beginn der aufwendigen Suche nach der Schildkröte hat Lieb jeden Tag mindestens vier Stunden am Oggenrieder Weiher verbracht, schätzt er. Dennoch habe die Gemeinde erst 2500 Euro für die Aktionen ausgegeben. "Die Freiwillige Feuerwehr und die Leute vom Bauhof arbeiten ehrenamtlich mit, der Schmied hat den Rechen gespendet. Alle sind bis an die Haarspitzen motiviert", sagt Lieb. Sicherheitshalber hat sich der Bürgermeister aber schon bei Experten informiert, ob so eine Alligator-Schildkröte in einem Weiher überwintern könnte. Die Antwort: kann sie.

Vielleicht wird die Suche nach Lotti also auch noch Herbstdepression und Winterschlaf überdauern. Aber irgendwann dann kriegen sie sie doch, die Bayern. Bruno könnte ein Lied davon singen, wenn er denn noch könnte.

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