Süddeutsche Zeitung

Corona in Bayern:Neun Landkreise über Inzidenz 1000

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Für Hotspot-Regionen mit vierstelligen Inzidenz und auch landesweit treten diese Woche scharfe Regeln in Kraft.

In der Corona-Pandemie haben die Infektionszahlen auch am Wochenende immer neue Höchststände erreicht. Von deutschlandweit 18 Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 1000 lag am Sonntag jeder zweite in Bayern. Landes- und auch bundesweiter Spitzenreiter war am Sonntag der niederbayerische Landkreis Freyung-Grafenau, für den das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Inzidenz von 1651,5 nannte. Landrat Sebastian Gruber (CSU) beschrieb die Lage als "katastrophal", die Kliniken und die Intensivstationen im Landkreis seien "nahe am Kollaps".

Grubers Beschreibung entspricht der seiner Kollegen in anderen bayerischen Hotspot-Landkreisen. Zu diesen zählen weiterhin der niederbayerische Kreis Rottal-Inn mit einer Inzidenz von 1592 sowie die Landkreise Passau (1317,1), Traunstein (1159,5), Berchtesgadener Land (1152,1), Mühldorf am Inn (1122,1), Landshut (1091,9), Deggendorf (1075,5) und Dingolfing-Landau (1039,7). Für ganz Bayern gab das RKI die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag mit 639,4 an und damit wiederum etwas höher als noch am Tag zuvor.

Für Hotspot-Regionen mit einer vierstelligen Inzidenz hat die Staatsregierung in der vergangenen Woche weitgehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens beschlossen. An der Marke kratzten am Sonntag auch die Landkreise Altötting, Rosenheim, Regen sowie das Ober- und das Unterallgäu mit Werten jeweils über 900. Eine entscheidende Rolle spielt künftig auch die Hospitalisierungsinzidenz, die nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit vom Samstag für ganz Bayern bei 9,5 lag. Dies bedeutet, dass pro 100000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen durchschnittlich 9,5 Patienten wegen Corona in einer Klinik aufgenommen werden mussten. Ab einem Wert von neun sollen laut den jüngsten Bund-Länder-Vereinbarungen Kontakte stärker beschränkt und Veranstaltungen abgesagt werden.

In Bayern treten am Mittwoch strengere Maßnahmen in Kraft, unter anderem gilt dann in vielen Bereichen eine 2-G-Regelung, die Zugang nur Geimpften und Genesenen erlaubt. Ungeimpfte müssen sich an Kontaktbeschränkungen halten; Clubs, Diskotheken und Bars müssen für drei Wochen schließen, Weihnachtsmärkte dürfen nicht mehr stattfinden.

Neben immer neuen Appellen, sich impfen zu lassen, diskutiert die Politik in Bayern verstärkt über eine allgemeine Impfplicht. Nach Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie Landräten aus Hotspot-Regionen hat nun auch Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl eine breite Debatte darüber gefordert. Impfungen seien der beste Weg, um Kliniken, Ärzte, Pfleger und immungeschwächte Menschen zu entlasten. "Doch reichen Appelle in Deutschland offenbar nicht." Auch wenn es eine verfassungsrechtliche Gratwanderung sei, spreche vieles für eine Impflicht, sagte Streibl.

Unterdessen betrauern viele Impfverweigerer einen ihrer Vorkämpfer. Nach übereinstimmende Berichten aus der "Querdenker"-Szene ist der ehemalige Polizist Karl Hilz gestorben, der als Redner bei Kundgebungen und zuletzt als Vertreter des gescheiterten Volksbegehrens zur Abberufung des Landtags aufgetreten war.

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