Inzestprozess in Memmingen:Vater soll jahrelang Töchter missbraucht haben

Hunderte Male zwang er offenbar seine beiden Töchter zum Sex, die ältere bekam zwei Kinder von ihm und erlitt eine Fehlgeburt - dennoch sagte sie nun zugunsten ihres Vaters aus: In Memmingen hat der Prozess gegen einen 46-Jährigen aus Krumbach begonnen.

Weil er jahrelang seine beiden Töchter missbraucht haben soll, muss sich ein Familienvater seit Dienstag in Bayern vor dem Landgericht Memmingen verantworten. Der Prozess begann mit einem Teilgeständnis des Angeklagten, seine ältere Tochter sagte zugusten des Vaters aus. Ihm wird vorgeworfen, mehrere hundert Male seine beiden Töchter zum Sex gezwungen zu haben.

Der 46-Jährige hatte es zunächst abgelehnt, sich zu den Vorwürfen zu äußern, räumte aber schließlich doch ein, mit seiner älteren Tochter Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. "Es tut mir leid", sagte der Montagehelfer. Zur Häufigkeit könne er nichts sagen, das wisse er nicht mehr. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen in 96 Fällen und 392 Fälle von Beischlaf zwischen Verwandten vor.

Für die Befragung der älteren Tochter wurde auf Antrag der Verteidigung die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Sie sprach von einvernehmlichem Sex. Wie die Vorsitzende Richterin berichtete, habe die Frau ausgesagt, sie sei zu keiner Zeit gezwungen worden, auch Gewalt habe der Vater nicht angewendet. "Sie hat ihren Vater als liebevollen Vater geschildert, den sie nach wie vor immer noch sehr gerne hat", erklärte sie.

Eine Betreuerin der Großmutter, die mit der Familie im Landkreis Günzburg zusammenlebte, schilderte die Situation der jungen Frau jedoch als dramatisch. "Der Vater hatte das Ruder ganz fest in der Hand", sagte sie. Mehrfach habe die Familie sie angelogen und die Schwangerschaften der jungen Frau geleugnet. "Ich sollte das nicht erfahren", betonte die 50-Jährige.

Nachdem die jüngere Tochter im November 2010 ihren Vater angezeigt hatte, habe die Familie mit Empörung auf die Vorwürfe der heute 21-Jährigen reagiert - auch die ältere Schwester bezeichnete die Anschuldigungen als Lügengeschichten. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits zwei Kinder vom Vater geboren sowie eine Fehlgeburt erlitten. Dies belegt auch ein rechtsmedizinisches Gutachten.

Vor allem Mutter und Großmutter sprächen seit der Anzeige voller Hass über die 21-Jährige, sagte die vom Landratsamt bestellte Betreuerin. Sie würden häufig fragen: "Wie kann sie uns das antun?".

Am Nachmittag sollte die jüngere Tochter ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen ihren Vater aussagen. Da ihr Vater den Sex mit ihr bisher nicht zugegeben hat, wird ihre Aussage mit Spannung erwartet.

Die 21-Jährige war im vergangenen Jahr von zu Hause ausgezogen und hatte nach und nach Sozialpädagogen und einem Psychologen von ihrem Martyrium und dem Verdacht erzählt, dass ihr Vater auch der Vater ihrer Neffen sein könnte. Ende des Jahres erstattete sie schließlich Anzeige. Der Prozess soll am Donnerstag fortgesetzt werden. Dann wird auch ein Urteil erwartet.

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