Inzell in Oberbayern:Ehepaar löste Explosion aus

Alle Indizien deuten darauf hin: Die Eigentümer haben die Hausexplosion selbst herbeigeführt -offenbar aus Verzweiflung.

Die Indizien lassen derzeit nur einen Schluss zu: Die Explosion eines Wohnhauses im oberbayerischen Inzell ist von dem dabei getöteten Rentnerehepaar absichtlich herbeigeführt worden - allem Anschein nach aus Verzweiflung über seine finanzielle Lage. Eine Beteiligung Dritter an der Explosion schließt die Staatsanwaltschaft Traunstein aus. Sie nahm die Ermittlungen auf.

Inzell in Oberbayern: Hausexplosion in Inzell: Das Eigentümer-Ehepaar hatte Schulden.

Hausexplosion in Inzell: Das Eigentümer-Ehepaar hatte Schulden.

(Foto: Foto: AP)

Wie die Polizei mitteilte, wurden am Unglücksort chemische Substanzen gefunden. Nachbarn und eintreffende Helfer rochen Benzin. "Gerochen hat es auf alle Fälle danach", berichtete ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Ob es sich wirklich um Benzin handelte, sei aber noch unklar. Derzeit werde die Substanz von Experten des Bayerischen Landeskriminalamts untersucht.

Für einen Freitod spreche laut Polizei zudem ein Brief der 67-jährigen Frau und ihres 75-jährigen Ehemanns, der bei der Staatsanwaltschaft in Traunstein nach der Explosion des Hauses eingegangen ist. Der Inhalt des Schreibens lasse den Rückschluss zu, dass das Ehepaar sich selbst töten wollte.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass es sich bei den beiden in den Trümmern gefundenen Leichen um die Bewohner des Hauses handelt.

Das Haus war am Mittwochmorgen explodiert und in Brand geraten. Anwohner hatten bereits spekuliert, dass die Bewohner das Haus selbst in die Luft gesprengt haben.

Hintergrund soll die Zwangsversteigerung gewesen sein. Das Haus mit Garten sollte am Dienstag für 540.000 Euro versteigert werden, wie das Amtsgericht Traunstein bestätigte.

Nur 270.000 Euro waren geboten, die Bank als Gläubigerin widersprach. "Das wäre ja weit unter Wert gewesen", erläuterte der Traunsteiner Amtsgerichtsdirektor Ludwig Kroiß. "Es muss bei dem ersten Versteigerungstermin mindestens 70 Prozent der Schätzsumme geboten werden, sonst kann dem Zuschlag widersprochen werden."

Ein neuer Versteigerungstermin wäre frühestens nach drei Monaten, spätestens sechs Monaten gewesen. "Vor Dezember wäre gar nichts gegangen", sagt Kroiß. Ob allerdings das Ehepaar von der zunächst gescheiterten Versteigerung wusste, ist unklar. Keine 48 Stunden nach dem Termin lag das Haus in Schutt und Asche.

Das Ehepaar hatte nach Angaben des Amtsgerichts Traunstein eine Grundschuld von rund 480.0000 Euro auf das Haus eintragen lassen: 350.000 Mark (rund 180.000 Euro) aus dem Jahr 2000 und 300.000 Euro aus dem Jahr 2002.

Was nun mit dem Grundstück geschehen soll, ist offen. "Das Versteigerungsverfahren ruht", sagte Kroiß. Nun müssten erst einmal mögliche Erben ermittelt werden. Das Ehepaar war kinderlos. Das könne Tage, Wochen, oder aber auch Monate dauern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: