Gitarrenfestival Hersbruck:Familientreffen der Saiten-Freunde

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Die brasilianische Gitarrenperkussionistin und -Sängerin Badi Assad spielt am Dienstag. (Foto: Gal Oppido)

Das 24. Internationale Gitarrenfestival Hersbruck präsentiert wieder Stars der Szene aus aller Welt und aus allen Genres.

Von Oliver Hochkeppel, Hersbruck

Es ist schon bemerkenswert, was der Münchner Gitarrist Johannes Tonio Kreusch in 20 Jahren als künstlerischer Leiter des Internationalen Gitarrenfestivals Hersbruck erreicht hat: Aus einer lokalen, privat initiierten Kleinveranstaltung wurde eines der wichtigsten deutschen Gitarrenfestivals, zu dem die internationalen Stars der Szene ins Nürnberger Land reisen. Auch jetzt wieder, zur 24. Ausgabe vom 10. bis zum 16. August.

Das Erfolgsrezept ist zum einen Kreuschs universeller, generalistischer Ansatz. Alles soll und darf sich hier miteinander verbinden: die verschiedensten Gitarrenstile von der Klassik über Fingerstyle bis zu Flamenco oder Jazz; Musiker aus allen Ecken der Welt; die Künstler und das Publikum; schließlich Lehrende und Lernende, denn ein riesiges Academy-Programm mit bis zu 120 Studenten gehört fest mit dazu.

Zum anderen, dass er dafür in Hersbruck die idealen Rahmenbedingungen fand: die rückhaltlose Unterstützung der Bürgermeister. Die wachsende Identifizierung der Bewohner mit dem Festival, weil man zum einen nie geahnte Reize der Gitarrenmusik entdecken konnte und zum anderen mit Stolz sah, dass dieses Kultur-Highlight die Stadt überregional bekannt machte. Das inzwischen neu erbaute AOK Bildungszentrum als ideales Festival-Zentrum. Und schließlich die moderne Geru-Halle als angemessener Haupt-Spielort.

So ist das Gitarrenfestival Hersbruck zu einem besonderen Familientreffen geworden. Hier reisen die Künstler nicht nur zu ihren Konzerten an. Alle, auch die großen Stars, geben hier Workshops und Einzelunterricht, bleiben deshalb länger und kommen mit Kollegen unterschiedlicher Couleur zusammen. Auch das Publikum ist so nah an den Musikern wie selten: Flankierend zum Konzertprogramm kann man Ausstellungen, Vorträge, Künstlergespräche und eine Musikalienbörse besuchen.

Seit jeher geht es Kreusch – der neben Gitarre auch Philosophie studiert hat – um mehr als nur um die Gitarre. Sein Festival soll auch Frieden, Freude und Gemeinschaft stiften. Was mehr denn je für die diesjährige Ausgabe gilt: Zum Jubiläum als künstlerischer Leiter hat Kreusch fast ausschließlich langjährige Weggefährten eingeladen, die auch auf seinem aktuellen Album „Times Of Joy“ vertreten sind, das man als eine Art Bestandsaufnahme seiner Karriere betrachten kann.

Eine Ausnahme ist der Auftakt, der die Musik von Joni Mitchell feiert, der genialen Wanderin zwischen den Welten Folk, Pop und Jazz. Der in London lebende österreichische Bassist und Produzent Stefan Redtenbacher bereitet dafür mit seiner Band Funkestra – mit der er unter anderem schon für Steve Winwood und David Bowie arbeitete – den Boden, auf dem drei Singer/Songwriterinnen der Londoner Szene glänzen können: die aufstrebende, aus Australien stammende Georgia Van Etten, die bereits mit dem British Blues Award ausgezeichnete Jo Harman und die Slowakin Jana Varga.

Gitarrist Johannes Tonio Kreusch ist künstlerischer Leiter des Internationalen Gitarrenfestivals Hersbruck. (Foto: Detlef Schneider)

Weiter geht es am Sonntag ganz klassisch mit „Art of Guitar Trio“. Zu Gast sind das Augsburger Alegrías Guitar Trio mit Dimitri Lavrentiev, Takeo Sato und Klaus Wladar und die großartige griechische Julian-Bream-Schülerin Antigoni Goni, die Kreusch schon seit Jahren ins Nürnberger Land holen wollte. Der Flamenco, der ebenfalls seinen festen Platz im Hersbrucker Programm hat, kommt am Montag mit der innovativen Tänzerin Leonor Leal und ihrer Grupo sowie mit dem Flamenco-Gitarristen und -Komponisten José Carlos Gómez zum Zug.

Die schon traditionelle „Fingerstyle Night“ bringt am Dienstag mit dem hochdekorierten deutschen Multistilisten Sönke Meinen, dem österreichischen Gitarrenprofessor Michael Langer und der brasilianischen Gitarrenperkussionistin und -Sängerin Badi Assad erneut drei Spitzenkönner des Fachs an den Start. Fast schon ebenso traditionell ist die Fiesta Cubana, bei der heuer die Ecos De Siboney eine Hommage an den Buena Vista Social Club und die kubanische Klangwelt zwischen Son, Rumba, Salsa und Bolero hinlegen.

Auch die Classical Guitar Gala präsentiert tags darauf mit der Elsässerin Émilie Fend, dem Amerikaner David Leisner und der jungen Australierin Stephanie Jones ein hochkarätiges internationales Dreigestirn. Mit Crossover und Blues geht es schließlich ins Finale. Das bestreiten der Grammy-Gewinner Andy York und der erst 25-jährige Brite Connor Selby, der zuletzt drei Jahre in Folge einen UK Blues Award gewann. Alles zusammen ein großes Fest für die Gitarrenfamilie. Und für alle, die adoptiert werden wollen.

24. Internationales Gitarrenfestival Hersbruck, Samstag bis Freitag, 10. bis 16. August, www.gitarre-hersbruck.de

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