54. Internationale Jazzwoche BurghausenRückkehr der großen Namen

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Kenny Garrett spürt dem Sound der Vorfahren nach.
Kenny Garrett spürt dem Sound der Vorfahren nach. (Foto: Frank Schemmann)

Das Programm der 54. Internationalen Jazzwoche Burghausen baut auf den drei bewährten Stars Gregory Porter, Kenny Garrett und Billy Cobham auf. Ein paar Entdeckungen gibt es aber doch.

Von Oliver Hochkeppel, Burghausen

Es ist nicht leichter geworden, ein Jazz-Festival auszurichten. Die nationale wie internationale Konkurrenz nimmt seit Jahren zu. Die Kosten sind seit Corona exorbitant gestiegen, die Einnahmemöglichkeiten und Förderungen eher nicht. Die in der radikal gewandelten, sich ebenfalls digital und nach Quote ausrichtenden Musiklandschaft rar gewordenen echten Jazz-Stars sind richtig teuer. Die immer größere Zahl vor allem junger hervorragenden Musiker nicht, aber sie zieht auch nur noch ein Fachpublikum. So steckt denn auch die Internationale Jazzwoche Burghausen, eines der ältesten und lange wichtigsten europäischen Jazzfestivals, schon lange in der Klemme.

Als Festival der großen Namen ging es lange in eine populistische Stagnation, bis die Programmmacher der veranstaltenden IG Jazz im vergangenen Jahr offensichtlich die Kurve bekommen hatten: Ein mutiges Programm in der gesamten Breite des Jazz und auf dem aktuellen Stand der Szene hatte man zusammengestellt, das zu Recht hoch gelobt wurde. Heuer nun, bei der 54. Ausgabe der Internationalen Jazzwoche Burghausen vom kommenden Dienstag, 25. März bis Sonntag, 30. März, scheint man ein bisschen Angst vor der eigenen Courage bekommen und zurückgerudert zu haben.

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Sind die drei wichtigsten Headliner in der Wackerhalle doch allesamt Veteranen, die auch schon bei der Jazzwoche zu Gast waren. Das gilt für den Star-Saxofonisten Kenny Garrett (27. März), der sich in seinem neuen Projekt mit dem „Sound from the Ancestors“ beschäftigt. Erst recht für den unermüdlichen 80-jährigen Drummer Billy Cobham, der einst das Schlagzeugspiel des Rock in den Jazz überführte (28. März). Aber auch schon für das Eröffnungskonzert, bei dem sich wieder einmal – der freilich fast immer großartige und bewegende – Gesangsgott Gregory Porter die Ehre gibt.

Shooting-Star: Afra Kane will in Burghausen zeigen, was sie kann.
Shooting-Star: Afra Kane will in Burghausen zeigen, was sie kann. (Foto: Guillaume Perret)

Wobei das mit der Eröffnung bekanntlich nur die halbe Wahrheit ist. Seit nun 15 Jahren geht es eigentlich schon tags zuvor im Stadtsaal los, mit dem Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis. Die nicht zu beneidende Jury musste diesmal aus über 100 Bewerbern vom ganzen Kontinent die fünf Finalisten auswählen. Was dann aber immer einen herausragenden Abend ergibt. Der Gewinner darf tags darauf vor Gregory Porter auftreten.

Die Wackerhallen-Termine sind ja stets Doppelkonzerte, und so wärmt das in Oslo beheimatete Ojkos-Orchester des aus Burghausen stammenden Trompeters Richard Köster vor Kenny Garrett den Saal an, und die multistilistisch groovenden französischen Lehmanns Brothers vor Billy Cobham. Am Samstag beschließt – nach dem traditionellen Blues-Nachmittag heuer mit Jimmy Reiter und Vanessa Collier – die Wackerhallen-Auftritte ein weibliches Doppel. Auf die mit nigerianischen Wurzeln in Italien geborene, in der Schweiz lebende Sängerin Afra Kane – einem Shooting-Star, der noch vor Kurzem hier bei der „Jazznight  in der Altstadt“ auftrat – folgt das Orchestra der Komponistin, Arrangeurin, Saxofonistin und Sängerin Fabia Mantwill, das durch die marokkanische Perkussionistin Rhani Krija noch zusätzliche Klangfarben bekommt.

Die französische Tango-Jazz-Akkordeonistin Louise Jallu ist am Samstag zu hören.
Die französische Tango-Jazz-Akkordeonistin Louise Jallu ist am Samstag zu hören. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Freilich bekommen die großen Konzerte wieder starke Konkurrenz. Im Stadtsaal und seit vergangenem Jahr auch im Jugendzentrum Burghausen kann man vielleicht sogar die wahren Entdeckungen machen. So am Freitag mit dem jungen Münchner Jazzrock-Quartett Karaba und dem charismatischen Singer/Songwriter Grande Mahogany (alias Jessie Essel) und seiner finnischen Band im JUZ.  Oder im Stadtsaal mit dem BuJazzo, dem BundesJazzorchester, seit 35 Jahren eine Kaderschmiede des deutschen Jazznachwuchses. Und am Samstag mit der französischen Tango-Jazz-Akkordeonistin Louise Jallu und der Allstar- und All-Genre-Band Radiolectric Rodeo der Gebrüder Kreusch .

Bevor das Festival am Sonntagnachmittag mit „Next in Jazz“ und den drei jungen Bands Knobil, Prim und Antianima ausklingt, kann man sich wie immer auch am Rahmenprogramm mit Ausstellung, Frühschoppen, der Jazznight in den Altstadtkneipen, Musikfilmen im Ankersaal und vor allem den Sessions im Jazzkeller – diesmal geleitet vom grandiosen US-Pianisten Lawrence Fields – erfreuen.

54. Internationale Jazzwoche Burghausen, Dienstag bis Sonntag, 25. bis 30. März, www.b-jazz.com

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