Damit es einen Reporter der BBC ins tiefste Niederbayern verschlägt, muss schon etwas Handfestes passieren. Am Sonntag also reiste Tim Allman nach Abensberg, um diesen Mann zu sehen: Oliver Strumffle. So zumindest nennt der Journalist den neuen und alten bayerischen Weltrekordhalter im Maßkrugtragen, Oliver Strümpfel. In seinem Videobericht vom Gillamoos hat Allman festgehalten, wie der niederbayerische Kellner 27 volle Maßkrüge über eine Strecke von 40 Metern trägt.
Das sind drei Krüge mehr als im Vorjahr oder gut 62 Kilogramm - im Prinzip ein neuer Weltrekord. Im Festzelt fehlte allerdings einer: ein Notar des Guinness-Buchs der Rekorde. Dort steht noch immer sein alter Rekord von 2010: 21 Krüge.
Seitdem steigert sich Strümpfel, 42, im Jahresrhythmus. Bei einem Wettbewerb am Sonntag überbot der einzige Herausforderer, Thomas Seiwald aus Tirol, Strümpfels alten (inoffiziellen) Rekord zunächst um zwei Krüge, auf 26. Strümpfel musste nachziehen und trug 27 Krüge durch das Festzelt.
Im normalen Betrieb als Kellner auf dem Gillamoos, wenn er also nicht gerade Weltrekorde auftstellt, schaffe er bis zu 15 Maßkrüge, sagte Strümpfel in einem früheren SZ-Interview. Ein besonderes Techniktraining brauche er nicht: "Man muss einfach nur üben." Das heißt: möglichst viele Bierkrüge schleppen. Zum Beispiel auf der Wiesn, dort arbeitet Strümpfel in der Ochsenbraterei. In den bierzeltfreien Wintermonaten gehe er dazu noch ins Fitnessstudio, sagte er der BBC.
Seit 17 Jahren arbeitet Strümpfel auf dem Gillamoos. Als er mit den Rekordversuchen anfing, war Patriotismus die Motivation. Ein Australier war damals Rekordhalter, für Strümpfel ein Unding: "Dieser Weltrekord gehört ganz klar nach Bayern". Auf absehbare Zeit scheint das gesichert.
Im echten Leben ist Strümpfel übrigens Finanzberater, das Kellnern im Bierzelt macht er "nur als Ausgleich". So ernst aber ist es ihm, dass es für seine Fans Autogrammkarten gibt.