Innovatives Bayern:Topless ohne Lederhosen

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Lederhosen und Laptop? Dieser junge Mann hält zumindest ein (altmodisches) Handy in der Hand. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In Bayern hat man eine Porno-Plattform mit 18 000 Euro subventioniert. "Internet", wird man sich gedacht haben, "das passt doch zu Laptop und Lederhose!" Und eine Faschingsgesellschaft schafft es in den Schlagertexten von Heino hintersinnigen Humor zu entdecken.

Eine Glosse von Franz Kotteder

Merkwürdiges geschieht derzeit in den bayerischen Landen. Über manches wundert man sich zwar weniger. Dass die mit Fug und Recht so heißende Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla alljährlich ihren Valentinsorden an jemanden verleiht, der möglichst wenig mit Karl Valentin zu tun hat, ist eine schon zur Gewohnheit gewordene Merkwürdigkeit, ebenso wie die gewundene Begründung dazu. Für 2015 hat es den Sänger Heino erwischt, wegen seines hintersinnigen Humors, so heißt es.

Für den sind die Preisträger allgemein bekannt. Der von 2014 hat zum Beispiel gerade die bayerische Energiedebatte in Sachen Windkraft beendet, obwohl sie eigentlich gerade erst anfangen sollte. So etwas ist fast schon valentinesk! Und wie darf man es verstehen, dass derselbe Preisträger jetzt den ungarischen Präsidenten Viktor Orbán als "sehr, sehr starken Politiker" begrüßte und herzlich willkommen hieß, ihn gewissermaßen zum "lupenreinen Demokraten" adelte? War das eine hintersinnige Parodie auf Gerhard Schröder, die der Valentins-Ordenträger Horst Seehofer da hinlegte?

Karl-Valentin-Orden für Heino
:"Kompetenzfreies, bräsiges Kasperl-Event"

Unter den Humorarbeitern des Freistaats herrscht kollektive Fassungslosigkeit: Die Narrhalla verleiht den Karl-Valentin-Orden an Heino. Die simple Schlagerpoesie des Sängers ist frei von jedem Hintersinn. Wie also kommt er zu dem Preis?

Von Thomas Becker

Nicht gelacht hat man jedoch im Bayerischen Wirtschaftsministerium, als man erfuhr, dass man die Bayreuther Porno-Plattform Larotica.de im Zuge der Innovationsförderung mit 18 000 Euro subventioniert hatte. "Internet", wird man sich gedacht haben, "das passt doch zu Laptop und Lederhose!" Stattdessen stellt sich heraus: Hier geht's um topless ohne Lederhosen.

Nun ist Unkeuschheit selbst in Bayern nicht mehr sonderlich innovativ, wie man seit Filmen wie "Unterm Dirndl wird gejodelt" oder "Liebesgrüße aus der Lederhose" wissen dürfte. Die Behörde steht jetzt etwas dumm da und meinte in einer ersten Reaktion, die Firma habe halt die formalen Richtlinien für die Förderung erfüllt. Es steht zu befürchten, dass Wirtschaftsministerin Ilse Aigner damit die formalen Richtlinien für die Vergabe des Valentinsordens erfüllt hat, auch wenn sie selbst noch gar nicht im Amt war, als Larotica.de das Geld bekam. Aber solche Feinheiten sind der Narrhalla ja eh wurscht.

© SZ vom 15.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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