Bauprojekt:Ingolstädter Kongresszentrum auf der Zielgeraden

Seit Jahren wird an dem viel diskutierten Prestigeprojekt gebaut. Nun soll es im Herbst endlich fertig werden - der Betrieb dürfte trotzdem erst später starten.

Von Maximilian Gerl

Beim symbolischen Spatenstich herrschte noch Vorfreude. "Jetzt geht es los", gab etwa Christian Lösel zu Protokoll; Fotos aus dem Frühjahr 2018 zeigen den damaligen Ingolstädter Oberbürgermeister und andere Beteiligte beim begeisterten Hantieren mit Schaufel und Erde. Endlich, so der Tenor, könne das lang geplante Kongresszentrum samt Hotel Gestalt annehmen. Ein prestigeträchtiges Projekt auf rund 6600 Quadratmetern Nutzfläche, mit großem Konferenzsaal und Seminarräumen, Platz für insgesamt rund 2200 Gäste und 220 Betten.

Los aber ging es seitdem vor allem mit den Bauverzögerungen. Die ursprünglich avisierte Fertigstellung im Frühjahr 2021 war nicht zu halten. Später war vom ersten Quartal 2022 die Rede. Jetzt aber könnte es im Herbst klappen. Es gebe einen "finalen" Bauzeitplan, sagt Norbert Forster von der IFG Ingolstadt. Die städtische Gesellschaft ist für einen Teil des Projekts verantwortlich. Die Baufertigstellung ist demnach auf "Ende September" terminiert - "wenn nicht sonderbare Umstände eintreten".

Überraschungen für die Planer lassen sich in der Historie des Projekts allerdings mehrfach finden. Seit Jahren schon diskutiert die Stadt über das Kongresszentrum, das Raum für größere Veranstaltungen bieten und damit eine "entscheidende Lücke" schließen soll, wie es 2014 die Rathausumschau Ingolstadt informiert formulierte. Doch sogar die örtlichen Hoteliers machten zeitweise gegen die Idee mobil, genauer gegen das im Verbund mit dem Kongresszentrum angedachte Hotel.

Immer wieder kamen neue Zeitfresser dazu

Bis heute stören sich Kritiker an den Dimensionen des in der Nachbarschaft zu Donau und Neuem Schloss geplanten Projekts. Selbst als es dann tatsächlich losging, taten sich ständig neue Zeitfresser auf. Mal zogen sich die archäologischen Erkundungen länger als gedacht, mal sorgte der Baustoffmangel für Probleme. "Wenn irgendwo ein Rohr fehlt, kannst du keine Decke schließen", sagt Forster. Auch die Lüftungsvorschriften hätten sich zwischendurch verschärft - mit der Folge, dass man unter die bereits fertig gestellten Untergeschosse ein weiteres für den Brandschutz habe einziehen müssen.

Sollten Kongresszentrum und Hotel nun tatsächlich im Herbst fertig werden, könnte es mit ihrer Eröffnung trotzdem bis nächstes Jahr dauern: vorher wartet noch die Abnahme. Diese wäre nach aktuellem Plan bestenfalls bis Mitte Dezember abgeschlossen. Anschließend läge es an der Maritim-Gruppe, die Kongresszentrum und Hotel gepachtet hat, den Betrieb ins Laufen zu bringen. Derzeit wirbt Maritim im Netz damit, Gäste "ab Anfang 2023" willkommen zu heißen - Rooftop-Terrasse "mit Schlossblick", Schwimmbad und Restaurants inklusive.

Die Kosten werden einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen

Bleibt die Frage: Wer kommt für die Mehrkosten auf, die durch Umplanungen und Verzögerungen entstehen? Beziehungsweise: Wie viel kostet das Ensemble überhaupt? Vereinfacht ist die IFG für den Bau des Kongresszentrums und seiner Tiefgarage verantwortlich; das Hotel errichtet ein Investor. Baulich ist jedoch der eine Teil von dem anderen schwer zu trennen. Die Zahlen einer privaten Firma wiederum darf die IFG nach eigenen Aussagen nicht veröffentlichen. Offiziell heißt es daher von dort nur, man bewege sich in dem Rahmen, der zuletzt im Herbst 2021 auch von der Stadt genehmigt worden sei.

Bekannt ist hingegen, dass allein der Bau der Tiefgarage bislang rund 50 Millionen Euro verschlungen hat. Das ganze Projekt dürfte am Ende also einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Wie schnell am Bau die Summen steigen können, zeigt auch der Blick auf die nahe Gießereihalle. Sie wird bis voraussichtlich September 2023 umgebaut, zur Heimstätte des Museums für Konkrete Kunst und Design. Doch die Kosten hierfür hätten sich laut Ingolstadt Today seit den ersten Planungen auf rund 48 Millionen Euro verdoppelt, unter anderem wegen Problemen mit dem Grundwasser. "Besuch im Schanzer Millionengrab", titelte die örtliche Nachrichtenplattform deshalb nach einem Baustellenbesuch im Frühjahr.

Allein für die Pächterin Maritim kann man die Verzögerungen rund um das Kongresszentrum vielleicht als Glücksfall werten. Denn wäre seit Spatenstich alles nach Plan gelaufen, hätte die Gruppe das Ensemble zu Corona-Hochzeiten übernehmen müssen. So bleibt die Hoffnung, dass nicht nur das Prestigeprojekt einmal fertig werden wird, sondern bis dahin auch die Pandemie.

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