Süddeutsche Zeitung

Ingolstadt:Impfaktion von Zahnarzt löst Shitstorm aus

Nach einem Shitstorm im Internet gegen einen Zahnarzt wegen einer Impfaktion für seine Mitarbeiter sieht die Polizei vorläufig keine Bedrohung des Mediziners. Der Zahnarzt aus dem nördlichen Oberbayern wird seit dem Wochenende massiv in den sozialen Medien kritisiert und angegriffen, nachdem er seine Mitarbeiter zu einer Corona-Impfung gedrängt hatte. "Eine aktuelle Bedrohungslage sehen wir nicht", sagte Karl Höpfl vom Ingolstädter Polizeipräsidium am Dienstag. Der Zahnarzt sei von der Polizei beraten worden und habe noch keine Anzeige erstattet. Der Zahnarzt, der mit einer Kollegin zwei Praxen betreibt, hatte nach einem Medienbericht am Samstag Impftermine für sein gesamtes Team organisiert und den Mitarbeitern erklärt, dass alle geimpft würden. "Wer die Impfung nicht möchte, wird ohne Gehalt von der Arbeit freigestellt", soll die Belegschaft informiert worden sein. Der Arzt sagte dann der Zeitung, dass diese Mitteilung nicht glücklich formuliert war, er aber hinter der Aktion stehe. Mittlerweile steht der Arzt für Stellungnahmen nicht mehr zur Verfügung. Die Inhalte der Internetseite der Praxen waren am Dienstag fast vollständig verschwunden: "Unsere Homepage wird derzeit überarbeitet", war zu lesen. Auch eine vor wenigen Tagen noch aktive Facebook-Seite war nicht mehr existent. Auf Internetplattformen wird der Zahnarzt massiv attackiert, seine Impfaktion wird teilweise mit dem Terror während der Nazidiktatur verglichen. Teilweise werden auch die Angestellten der Praxis beleidigt. In einigen Fällen wird der Name und ein Foto des Arztes veröffentlicht. Einige zeigen Verständnis für den Mediziner: "Ich würde zu keinem Zahnarzt gehen wollen, dessen Team sich nicht impfen lässt", schreibt ein Nutzer auf Twitter.

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SZ vom 13.01.2021 / dpa
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