Es gibt in Bayern die Tradition, wonach eine Hochzeit bis Mitternacht beendet sein sollte. Das Paar verabschiedet sich von den Gästen, die Hochzeitskapelle begleitet es hinaus mit einem passenden letzten Lied. Die Frischvermählten steigen ins Auto und fahren – vielleicht – ihrer Hochzeitsnacht entgegen. Oder gehen einfach schlafen. So oder so ist die Party dann vorbei.
Das klingt in den Ohren jüngerer, urban geprägter Leser jetzt vielleicht etwas spießig, etwas konservativ. In so mancher Stadt geht man vor zwei Uhr in der Früh noch gar nicht los zum Feiern. So eine Hochzeit, zumal in Bayern, startet aber eben auch schon verdammt früh – kurz nach dem Frühstückskaffee quasi. Da muss man es erst mal schaffen, bis Mitternacht überhaupt durchzuhalten. Und so eine Hochzeit muss ja auch verarbeitet werden. So gefühlsmäßig. Auch finanziell.
Ein Fall in Ingolstadt zeigt, dass man sich vielleicht lieber wieder an die traditionellen bayerischen Gepflogenheiten halten sollte. Bis Mitternacht feierten dort laut Polizeibericht 150 Gäste friedlich Hochzeit. Dann aber eskalierte die Party, etwa 30 Gäste fingen an, sich zu streiten. Worüber, das ist nicht überliefert, aber es muss die Gemüter derart erhitzt haben, dass zwölf Streifenwagen und 24 Polizistinnen und Polizisten nötig waren, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Da wäre dann ein Hochzeitslader gut gewesen, noch so eine Tradition auf bayerischen Hochzeiten. Das ist eine Mischung aus Eventmanager, Psychologe und Alleinunterhalter, der dem Brautpaar sagt, was als Nächstes passieren (muss) und vor allem die Gäste bei Laune hält. Das hätte eventuell verhindert, dass eine 16-Jährige und eine 20-Jährige nach Polizisten schlagen, wie es in Ingolstadt laut Bericht geschah.
Die jungen Frauen jedenfalls trieben es bei dem Polizeieinsatz wohl so bunt, dass sie in Handschellen abgeführt werden mussten. Sie ließen das Fest auf dem Polizeirevier ausklingen. Wie es für das Brautpaar weiterging, ist nicht bekannt, aber vermutlich hätte es ein schöner Rausschmeißer der Band oder des DJs als Abschluss für ihr Fest der Liebe auch getan. Zum Beispiel „Too Much Love Will Kill You“ von Queen. Nur so als Idee. Das ist zwar nicht bayerisch, aber immerhin legal.