Sie machen nur Ärger. Sie belästigen Frauen, klauen Jacken, schnorren Getränke bei anderen Partygästen, weil sie kein Geld haben, und wollen nicht gehen, wenn die Disco schließt. So jedenfalls sieht das Martin T., der die Diskothek "Amadeus" in Ingolstadt betreibt. Deswegen hat er Asylbewerbern nun den Eintritt in seine Disco verboten. Diskriminierend sei das nicht, findet er.
Martin T. führt die Diskothek in der Innenstadt seit 26 Jahren. Er sagt: "Sie müssen wissen, bisher gab es im Amadeus keinen Ärger." Der Stress begann seiner Schilderung nach erst im Dezember vergangenen Jahres, als neue Flüchtlinge in die Erstaufnahmeunterkunft kamen. Seitdem hätten 20 bis 30 von ihnen im Amadeus immer wieder für Probleme gesorgt. Er beschreibt das folgendermaßen: "Die Schwarzen haben ein Frauenproblem, und bei den Arabern gibt es ein Aggressionsproblem."
Da die Araber sich "untereinander nicht verstehen, hauen sie sich gleich mal mit der Flasche ins Gesicht". Die dunkelhäutigen Asylbewerber kommen seiner Ansicht nach in erster Linie, "weil sie wenig Chancen haben, hier zu bleiben und eine Frau suchen und heiraten wollen". Da sich junge Frauen immer wieder über Belästigungen beschwert und auch Ermahnungen nichts genutzt hätten, habe er sich für das Verbot entschieden - auch wenn "da welche dabei waren, die echt okay waren". Er finde "das nicht gut", sagt er, "aber ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen."
Flüchtlingsrat findet die Praxis "skandalös"
Wie er künftig Flüchtling von Nicht-Flüchtling unterscheiden wolle? Martin T. sagt, das erkenne er am Aussehen. Asylbewerber "tragen meistens Kleidung aus zweiter Hand und sprechen nicht gut Deutsch".
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Nicht wenige Betriebe in Bayern setzen inzwischen auf junge Flüchtlinge - die Gefahr, dass sie plötzlich gehen müssen, belastet. Wirtschaftsverbände und Grüne wollen das ändern. Aber nicht alle bekommen in der Staatskanzlei Gehör.
Im bayerischen Flüchtlingsrat ist man entsetzt von diesem Verbot. "Es ist skandalös, dass er pauschal eine ganze Bevölkerungsgruppe ausschließt", sagt der Sprecher Matthias Weinzierl. Das Argument mit der Kleidung sei ein bloßer Vorwand - viele Asylbewerber legten großen Wert darauf, ordentlich gekleidet zu sein. "Man erkennt sie nicht an der Kleidung, man erkennt sie nur an der Hautfarbe, und das ist blanker Rassismus." Selbst wenn Flüchtlinge sich tatsächlich daneben benommen hätten - "die Reaktion kann nicht sein, dass man ganzen Gruppen den Zugang verwehrt". Dass Menschen an Disco-Türen immer wieder aus rassistischen Gründen der Einlass verwehrt werde, sei bekannt. Dass aber gleich einer ganzen Gruppe von Menschen der Eintritt verboten wird, höre er zum ersten Mal, sagt Weinzierl.
Rechtliche Schritte werden geprüft
Auch Hamado Dipama ist empört vom Verhalten des Discobesitzers. Dipama ist im Ausländerbeirat der Stadt München und Mitbegründer des "Netzwerks Rassismus-und Diskriminierungsfreies Bayern". "Das kann man nicht hinnehmen, wir prüfen, was wir rechtlich dagegen tun können", sagt er. Doch das sei gar nicht so einfach - auch wenn es sich ganz klar um Diskriminierung handle. "Das Antidiskriminierungsgesetz sieht nicht vor, dass eine Organisation gegen Diskriminierung anderer klagen kann, es muss immer ein Betroffener diesen Schritt gehen."
Das Netzwerk wolle daher versuchen, sich mit einem der abgewiesenen Asylbewerber in Verbindung zu setzen. "Das ist eine Entwicklung, die uns große Sorgen macht", sagt Dipama. Der Afrikaner hatte vor zwei Jahren 25 Münchner Klubs getestet, 20 wiesen ihn wegen seiner Hautfarbe ab - seither klagt er auf Unterlassung und Schmerzensgeld. Dipama erzählt, dass er seither in vielen Städten über das Thema gesprochen habe. "Wir haben uns intensiv damit auseinandergesetzt. So etwas habe ich nicht erwartet."
Die Stadt Ingolstadt kritisiert das Einlassverbot ebenfalls. "Das ist ein rechtswidriges Verhalten", erklärt Pressesprecher Gerd Treffer. Aber erst wenn Anzeigen oder Beschwerden vorlägen, könne die Stadt etwas unternehmen.
Discobetreiber Martin T. dagegen gibt sich gelassen. Er bedauere allerdings schon, dass damit Asylbewerber an sich in ein schlechtes Licht gerückt würden - und dass Rechtsextreme das Verbot nutzen, um auf Internetplattformen gegen Flüchtlinge zu hetzen.