Viele Menschen zieht es zurück in die Natur, der Trend ist schon eine ganze Weile zu beobachten. Das reicht zwar noch nicht aus, um die Menschheit grundsätzlich dazu zu bewegen, die Erde nicht weiter auf selbstzerstörerische Weise auszubeuten, aber immerhin schätzt der eine oder die andere den Wert einer intakten Flora und Fauna hoch.
Spätestens seit der Corona-Pandemie werden wieder Lindenblüten gesammelt und Heidelbeeren, es wird Marmelade gekocht aus allem, was sich draußen finden lässt und wer sich mit Blumen und Heilkräutern auskennt, der macht Tee und heilsame Tinkturen. Wem das zu viel ist, der geht zum Waldbaden oder macht Yoga in einer Blumenwiese. Wenn denn eine da ist.
Daran ist jüngst der Naturkunde-Unterricht einer Grundschule in Ingolstadt gescheitert. Da haben die Kinder der ersten Klassen eifrig heimische Pflanzenarten gelernt und wollten dieses Wissen dann praktisch anwenden. Klatschmohn, Kornblume, Schafgarbe, all die Blumen hätten sie auf der Wiese finden wollen. Indes, da war nur Gras.
So haben es die Lehrerinnen dem Donaukurier erzählt, der von der Enttäuschung der Kinder berichtet und auch von deren Reaktion. Sie schrieben nämlich einen Brief an den Oberbürgermeister, die zuständige Bürgermeisterin und andere Funktionsträger unter anderem mit der Bitte: „Bitte mähen Sie die Wiese nicht so oft, damit die Blumen wachsen und sich vermehren.“
Die erfreuliche Reaktion der Bürgermeisterin: Sie sei beeindruckt von der Initiative und werde sich „sofort darum kümmern“. Zur Freude von Kindern und Lehrerinnen, die dem Donaukurier zufolge zudem einen Lernerfolg ausmachen: „Die Kinder lernen, was eine Bürgermeisterin ist, und dass man sich ans Rathaus wenden kann, wenn man ein Anliegen hat.“
Wenn das so gut klappt, probieren wir das auch mal aus: Lieber Herr Ministerpräsident, lieber Herr Umweltminister, bitte machen Sie weiter mit der Umsetzung des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“, auch wenn Sie die Grünen jetzt nicht mehr so gerne mögen und keine Bäume mehr umarmen. Das bayerische Naturschutzgesetz ist schon ganz gut, aber es wird immer noch zu viel gespritzt auf Bayerns Äckern. Erinnern Sie sich doch bitte an Ihre Vorsätze, den Pestizid-Einsatz bis 2028 zu halbieren und den Anteil der Biolandwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Das ist immer noch ein guter Plan, auch wenn der Hubert Aiwanger immer wieder die Bauern aufwiegelt. Und noch viel mehr Blumenwiesen wären natürlich auch schön. Denken Sie nur an all die hübschen Fotos. Mit freundlichen Grüßen!