Wirtschaft:Bayern ist Importland

Der Freistaat hat inzwischen ein Außenhandelsdefizit, die Exporte legen weniger stark zu als früher.

Bayern hat sich vom Export- zum Importland gewandelt: Seit 2019 übersteigt der Wert der Einfuhren kontinuierlich denjenigen der Ausfuhren, wie die Daten des Statistischen Landesamts zeigen. 2021 exportierten Bayerns Unternehmen Autos, Maschinen und andere Waren im Wert von 190 Milliarden Euro, doch die Importe beliefen sich auf einen Wert von 212 Milliarden Euro. Wäre Bayern ein unabhängiger Staat, würde dies einem Außenhandelsdefizit von 22 Milliarden Euro entsprechen.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres belief sich der Importüberschuss auf 3,9 Milliarden Euro: Einfuhren im Wert von 20 Milliarden standen Ausfuhren für 16,1 Milliarden gegenüber. Dies heißt, dass die bayerische Wirtschaft in Summe mehr Geld für Einkäufe im Ausland ausgibt als die Unternehmen mit ihren Exporten außerhalb der deutschen Grenzen wieder einnehmen. Nicht mitgerechnet sind die Umsätze im Inland. Hauptgrund für Bayerns Außenhandelsdefizit seien die hohen Energiepreise, sagt Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. "Während Bayern im Wesentlichen Produkte exportiert, entfällt ein spürbarer Teil der Importe auf Energieträger." Da sich Öl und Gas stark verteuert haben, steigt dementsprechend auch deren Importwert an. So importierte der Freistaat Bayern in den ersten vier Monaten dieses Jahres Öl und Gas für 1,9 Milliarden Euro. Das war mit einem Anstieg von 134 Prozent mehr als doppelt so teuer wie im Vorjahr. Deutschland insgesamt erwirtschaftet jedoch nach wie vor Exportüberschüsse.

Beim bayerischen Außenhandelsdefizit spielt nicht nur die Energie eine Rolle. Wichtigste Exportgüter Bayerns sind Maschinen und Autos. An den Zahlen des Statistischen Landesamts ist ablesbar, dass die bayerische Autoindustrie mittlerweile weniger Geld im Ausland verdient als früher: 2021 wurden demnach Autos und Wohnmobile für mehr als elf Milliarden Euro weniger als noch 2015 exportiert. Wichtigster Handelspartner Bayerns ist China. An der Außenhandelsstatistik ist dann auch vor allem auffällig, dass die Importe aus China sehr viel stärker zugelegt haben als die Ausfuhren dorthin. 2021 wurden Waren für 24,5 Milliarden Euro aus China eingeführt, fast doppelt so viel wie 2010. Beim Außenhandelsdefizit spiele China aber nicht die Hauptrolle, sagt Brossardt. "Im Verhältnis zur Volksrepublik hatten wir immer schon ein Außenhandelsdefizit, weil wir sehr viele Vorleistungen aus China beziehen."

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