Immobilienpreise in Bayern:Des einen Garage ist des anderen Palast

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Mit Weinstube: eine exklusive Stadtvilla in Hof. (Foto: Picasa)
  • Mit großem Aufwand versucht die Politik, den nordbayerischen Raum zu fördern. Das hat einen ernsten Hintergrund, denn die Jugend verlässt die strukturschwachen Regionen in Oberfranken und Oberpfalz und zieht in die Städte.
  • Das führt auch zu einem immensen Preisgefälle bei Immobilien in Bayern. Ein Standard-Einfamilienhaus mit 125 Quadratmetern kostet in München etwa 755 000 Euro, in Hof dagegen gerade einmal 155 000 Euro.

Von Anna Günther und Ralf Scharnitzky

"Man muss Gott für alles danken, auch für Mittel-, Ober- und Unterfranken." Dieses Sprüchlein gehört zum Standardrepertoire jedes oberbayerischen Stammtisches. Neu ist das nicht, originell schon gar nicht, und doch trifft es den Kern der alten Hassliebe zwischen Franken und Oberbayern. Beide Seiten wanken zwischen Protest und Minderwertigkeitsgefühl (Franken) einerseits und Selbst- oder Schuldbewusstsein andererseits (Südbayern).

Die Politik ist dabei stets bemüht, den Norden bei Laune zu halten: Die Nürnberger bekamen mit dem Heimatministerium sogar ein kleines Stück Staatsregierung in ihre Stadt. Und wenn München einen Konzertsaal bekommen soll, dann verspricht der Ministerpräsident Nürnberg gleich auch noch einen.

Viel mehr und vor allem Schöneres fürs Geld

Die Maßnahmen haben aber durchaus einen ernsten Hintergrund: Die strukturschwachen Regionen in Oberfranken und der Oberpfalz vergreisen. Die Jugend findet keine Jobs und zieht in die Städte. Die Staatsregierung versucht, im Rahmen des Nordbayern-Plans gegenzusteuern, initiiert Forschungsprojekte oder verlegt Behörden wie das Amt für Ländliche Entwicklung von Regensburg in die Oberpfalz nach Tirschenreuth. Dabei liegen die Vorteile des Nordens auf der Hand: zwischen Cham und Coburg können junge Familien sich noch ein Haus mit Garten leisten, in München gäbe es für das gleiche Geld nur eine Wohnung. Fehlen allerdings die Jobs, bringt der günstige Grund wenig. Das Preisgefälle in Bayern ist immens, für den Norden bedeutete das aber auch: viel mehr und vor allem Schöneres fürs Geld.

Zentrumsnahe Stadtvilla (400 000 Euro)

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(Foto: Picasa)

In einem zentrumsnahen Wohngebiet von Hof liegt diese Stadtvilla, die für 375 000 Euro zu haben ist. Sechs Zimmer, mehrere Küchen und Bäder verteilen sich in drei Stockwerken auf 250 Quadratmetern. Das gepflegte Objekt mit einem großen Wintergarten wurde 1924 erbaut und steht auf einen 3250 Quadratmeter großen eingewachsenem Grundstück. Im Untergeschoss gibt es ein Gästebereich; ideal gelegen. Direkt daneben: Weinstube mit Weinkeller. Foto: Anders Immobilien

Drei Zimmer für die Ferien (400 000 Euro)

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(Foto: N/A)

Großzügige Raumaufteilung, lichtdurchflutete Räume und eine große nach Süden ausgerichtete Terrasse - so wird die Drei-zimmerwohnung in Garmisch-Partenkirchen angepriesen. Wer die neu umbauten 125 Quadratmeter erwerben will, der muss genau 369 973 Euro (so steht's tatsächlich in der Anzeige) auf den Tisch legen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass das Objekt, das "komfortables Wohnen" garantiert. als Ferienwohnung geeignet ist. Foto: Von Poll Immobilien

Pension in einem Park (300 000 Euro)

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(Foto: N/A)

Allein das Grundstück ist 28 000 Quadratmeter groß - in Südbayern praktisch unerschwinglich. Und für 245 000 Euro bekommt der Käufer noch eine ehemalige Gaststätte mit Pension in Gemünden am Main dazu. Im Erdgeschoss ist das Restaurant mit Theke, Nebenzimmer und Küche. Im ersten Stock befinden sich in fünf Zimmern Büro und Wohnung, im Dachgeschoss sechs Gästezimmer. Das 600 Quadratmeter große Gebäude ist renovierungsbedürftig. Foto: Schmitt Immobilien

Wohnung in Mehrfamilienhaus (300 000 Euro)

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(Foto: N/A)

Vier Zimmer in einem Mehrfamilienhaus mit neun Einheiten gibt es für 253 000 Euro in Perchting - gut sechs Kilometer vom Starnberger See entfernt. Zu den 91 Quadratmetern in der erster Etage gehören ein Balkon und ein Carport. Ein Grundstücksanteil wird beim Kauf nicht erworben. In der Anzeige bei Immo Scout wird dafür aber eigens darauf hingewiesen, dass die Etagenwohnung in einer Gegend mit dem "größten Wertsteigerungsfaktor" liegt. Foto: Andechser Immobilien

Schnell gebautes Haus (150 000 Euro)

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(Foto: N/A)

Ein Energiesparhaus mit 130 Quadratmetern Wohnfläche gibt es für 149 900 Euro in Sulzbach-Rosenberg. Errichtet wird das Ausbauhaus auf einem 432 Quadratmeter großen Grundstück. Das Bauunternehmen verweist in der Anzeige auf mehr als 100 andere Hausmodelle im Angebot. Allerdings besteche das angebotene Haus durch ein "sensationelles" Preis-/ Leistungsverhältnis. Das Haus wird in zwei bis vier Tagen errichtet und erst danach bezahlt. Foto: massa-haus/Wiro-GmbH

Kapitalanleger für 2 Zimmer (150 000 Euro)

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(Foto: N/A)

Einen Kapitalanleger sucht eine 2-Zimmer-Erdgeschoss-Wohnung in Bad Aibling. Der derzeitige Eigentümer möchte in der Wohnung als Mieter bleiben - und zuvor 141 500 Euro von dem Käufer kassieren. Der bekommt dafür knapp 52 Quadratmeter Wohnraum, eine Südterrasse und einen Grünstreifen. Für den Außenstellplatz fürs Auto sind dann noch mal 3000 Euro fällig. Dafür, so heißt es, ist unter anderem die Aiblinger Therme zu Fuß erreichbar. Foto: Kraus Immobilien

Wohnhaus mit zwei Stellplätzen (50 000 Euro)

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(Foto: N/A)

Ein Wohnhaus, das - wie der Makler findet - besonders für junge Leute geeignet ist, steht unweit von Aschaffenburg. Einziehen und nach und nach umbauen lautet das Motto in dem 75 Quadratmeter großen Gebäude von 1900 in Biebergemünd im hessischen Mainz-Kinzig-Kreis. Zu den vier Zimmern können noch zwei Räume im Dachgeschoss ausgebaut werden. Der Anbau kann als Garage genutzt werden. Dort können zwei Autos untergestellt werden. Foto: DIV GmbH

Zwei Stellplätze (50 000 Euro)

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(Foto: N/A)

Zwei Stellplätze auf Parkpaletten kann man in einer Tiefgarage in München für 50 000 Euro kaufen - allerdings ohne dazugehörigen Wohnraum. Ein Preis, der auch in den größeren Kreisstädten Südbayerns wie Miesbach, Starnberg, Wolfratshausen und Bad Tölz nur wenig darunter liegt. Wer es etwas komfortabler haben und sein Auto auf einem Einzelstellplatz parken will, der muss in der Schwabinger Garage sogar 33 000 Euro hinblättern. Foto: ekh Werbeagentur

Ein Standard-Einfamilienhaus mit mittlerem Wohnwert zum Beispiel, also frei stehend, mit 125 Quadratmetern Fläche auf zwei Vollgeschossen, durchschnittlich ausgestattet in einem reinen Wohngebiet - so eines wird derzeit am meisten verkauft - kostet in der Landeshauptstadt etwa 755 000 Euro. Im oberfränkischen Hof muss der Käufer für das gleiche Haus gerade einmal 155 000 Euro bezahlen. Noch krasser wird der Unterschied, wenn man es etwas nobler haben will: guter Wohnwert, also 150 Quadratmeter, villenähnliche Umgebung und Ausstattung auf gehobenem Niveau. München: 1 175 000 Euro. Hof: 200 000 Euro.

Das mag unglaublich klingen, doch so sind die Zahlen. Einmal in sechs Monaten führen die Marktforscher vom Immobilien Verband Deutschland-Süd Umfragen nach den Preisen für Kaufobjekte in Groß- und Mittelstädten in ganz Bayern durch. Quelle sind die Verbandsmitglieder, die Makler im Freistaat. Instituts-Chef Stephan Kippes erläuterte kürzlich bei der Vorstellung des Marktberichtes: Die wachsende Zuwanderung und das knappe Angebot an Wohnraum lassen die Preise überall steigen. Aber gefragt - und damit hochpreisig - sind vor allem die großen und die Universitätsstädte oder landschaftlich reizvolle Gegenden im Süden Bayerns. "Klare Standortvorteile sind Arbeitsplatzangebote, bessere Infrastruktur und hohe Lebensqualität der Ballungsräume." Das flache Land und Bayerns Norden sind, könnte man daraus schließen, schlicht weniger beliebt.

Das Durchschnittshaus, das in München etwa 755 000 Euro kostet, wäre in Nürnberg für 346 000 Euro zu haben, in Bamberg für 318 000 Euro und in Würzburg für 283 000. In Passau wäre es noch einmal 60 000 Euro günstiger. In Rosenheim, einer vergleichbaren Stadt im Süden mit den Bergen im Blick, kostet das Eigenheim 442 000 Euro.

© SZ vom 21.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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