Immobilien-Deal in Bayern:Wie es mit den GBW-Wohnungen weiter geht

Immobilien-Deal in Bayern: Massenweise Immobilien im Angebot: Allein in München gibt es 10.000 GBW-Wohnungen. Sie sollen nun verkauft werden.

Massenweise Immobilien im Angebot: Allein in München gibt es 10.000 GBW-Wohnungen. Sie sollen nun verkauft werden.

(Foto: Catherina Hess)

Die Landesbank muss ihre 32.000 GBW-Wohnungen verkaufen, die Entscheidung steht unmittelbar bevor. Welche Bieter sind noch im Rennen? Und was kommt jetzt auf die Mieter zu? Die SZ beantwortet drängende Fragen.

Von Mike Szymanski

Einer der größten Wohnungsverkäufe der vergangenen Jahre steht kurz vor dem Abschluss. Die Bayerische Landesbank, deren Mehrheitseigentümer der Freistaat Bayern ist, muss sich auf Druck der Europäischen Union von ihrer lukrativen Immobilientochter GBW trennen: Es geht um etwa 32.000 Wohnungen im Freistaat, ein Drittel davon im Großraum München gelegen, teils in besten Lagen. Vergangene Woche endete die Bieterfrist. Der Vorstand prüft derzeit die Gebote. Die SZ erklärt, wer offenbar noch im Rennen ist, was für die Mieter wichtig wird und für die Politik auf dem Spiel steht. Ein Überblick:

Wer hat Interesse an den Wohnungen?

Die Verkaufspläne haben die Immobilienwirtschaft elektrisiert. Es kommt eher selten vor, dass ein derart großes Immobilienpaket auf den Markt geworfen wird. Immobilien sind derzeit begehrt. Auch sogenannte Heuschrecken witterten ihre Chance, schnell viel Geld zu machen. Andererseits muss man ein solches Geschäft finanziell erst mal stemmen können, das reduzierte wiederum den Bieterkreis.

Dem Vernehmen nach sollen mehr als zwei Dutzend Interessenten aus dem In- und Ausland im vergangenen Herbst detaillierte Verkaufsunterlagen angefordert haben, bis in die Schlussrunde schaffte es eine Hand voll Bieter, darunter auch ein kommunales Konsortium unter Führung der Städte München und Nürnberg. Es steht unter besonderer Beobachtung, denn es geht bei diesem Deal auch um die Frage, ob die Privatisierungswelle in der Wohnungswirtschaft weitergeht oder sich die Kommunen angesichts steigender Mieten und Wohnraumknappheit dieser Aufgabe wieder stärker selber annehmen.

Gibt es unter den verbliebenen Bietern einen Favoriten?

Die Bank verrät nicht, wer alles zum Schluss ein verbindliches Angebot abgegeben hat. Jedoch verlautete aus Verhandlungskreisen, es könnte womöglich auf ein bayerisches Duell hinauslaufen. Neben dem kommunalen Konsortium bietet die Augsburger Immobilienfirma Patrizia mit.

Patrizia war in den vergangenen Jahren in Süddeutschland auf großer Einkaufstour und hatte 2012 den Zuschlag für 21.500 Wohnungen bekommen, von denen sich die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) trennte. Auch bei diesem Verkauf hatte ein kommunales Konsortium mitgeboten, konnte allerdings am Ende nicht mithalten. Patrizia gilt Branchenkennern als klarer Favorit.

Außerdem lockt der deutsche Markt auch die Österreicher. Ein weiteres Konsortium, an dem die österreichische Firma Conwert als Verwalter beteiligt ist, soll noch mitbieten. Die Wiener sind an dem Dienstleistungsgeschäft für die Wohnungen interessiert, weniger an den Immobilien selbst.

Was bedeutet der Verkauf für die Mieter?

In jedem Fall erstmal Unsicherheiten. Was hat der neue Eigentümer mit den Wohnungen vor? Wer auch immer kauft, für ihn soll sich das Geschäft rechnen. Auf Druck der Mieterverbände hat die Politik immerhin eine Sozialcharta durchgesetzt, die die Bieter akzeptieren mussten: Keine Luxussanierungen, heißt es unter anderem, lebenslanges Wohnrecht für über 60-Jährige, begrenzte Mieterhöhungen.

Inwieweit die Regeln tatsächlich die Mieter über das gesetzliche Maß hinaus schützen können, darüber gehen die Meinungen auseinander. Anja Franz vom Münchner Mieterverein meint jedenfalls, die GBW-Bewohner hätten letztlich "keine Garantie, dass sie besser geschützt seien". Bankchef Gerd Häusler sagt stattdessen: Sollte ein Käufer gegen die Sozialcharta verstoßen, seien "saftige Konventionalstrafen" fällig, die sich auf einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen könnten.

Aus früheren Wohnungsverkäufen an Private weiß man, dass dies auch zum Rechtsstreit statt zum Mieterschutz führen kann. Ein kommunaler Käufer stünde politisch viel stärker unter Beobachtung. Er müsste zwar genauso darauf achten, die Wohnungen wirtschaftlich zu betreiben, Gewinnmaximierung müsste aber nicht das oberste Ziel sein.

Bieten sogenannte Heuschrecken mit?

Nach Auskunft der Bank: nein. Die Patrizia setzt zwar ihre Interessen durch, ist jedoch in der Vergangenheit nicht durch Skandale aufgefallen. Die Sozialcharta habe die Heuschrecken abgeschreckt.

Wie viel ist die GBW wert?

Das Kapital der GBW sind die Wohnungen. Ihr Wert wurde 2012 auf knapp 2,5 Milliarden Euro beziffert. Verrechnet mit den Verbindlichkeiten des Unternehmens bleibt eine Summe von etwa einer Milliarde Euro. In der Branche gilt die GBW als Perle, ein Großteil der Wohnungen liegt in Ballungsräumen, die Leerstandsquote ist niedrig, der Bedarf an Wohnraum dürfte dort eher noch steigen. Entsprechend gut sind die Prognosen für die Zukunft.

Welche politische Dimension hat der Wohnungsdeal?

Der GBW-Verkauf ist eine Spätfolge des Landesbank-Debakels. In der Bankenkrise hatte der Freistaat seine Landesbank mit zehn Milliarden Euro vor dem Untergang gerettet. Die EU hat die Hilfe nur unter Auflagen genehmigt. Eine davon ist der Verkauf der GBW.

Aus Sicht der Opposition bluten jetzt noch einmal die Mieter für das finanzpolitische Versagen aus der Zeit der CSU-Alleinregierung. Ministerpräsident Horst Seehofer selbst hat großes Interesse, dass die GBW nicht in die falschen Hände gerät - unzufriedene Mieter im ganzen Land könnten ihm den Wahlkampf verhageln.

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