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Stadttheater Landshut

Das Landshuter Stadttheater muss dringend saniert werden, doch es fehlt das Geld.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Das marode Stadttheater und die Posse um Fritz Koenig lassen Landshut als Provinznest dastehen

Von Andreas Glas, Landshut

An diesem Freitag zeigt das Landshuter Stadttheater die Komödie "Der nackte Wahnsinn". Es geht um eine Theatergruppe bei der Probe ihres neuen Stücks. Das Stück soll bald aufgeführt werden, aber "die Technik hakt, das Bühnenbild hat Macken", nichts funktioniert, so steht es auf der Homepage des Stadttheaters. Und weiter: "Trotzdem muss der Vorhang jeden Abend hochgehen. Echte Profis lassen sich auch von ausgemachtem Chaos nicht aus der Ruhe bringen. Oder vielleicht doch? Der Wahnsinn greift um sich - der ganz normale Theater-Wahnsinn."

Immerhin, ihren Humor haben die Theatermacher noch nicht verloren. Der nackte Wahnsinn ist ja längst Realität in Landshut. Weil das Stammhaus im Bernlochner-Komplex marode ist, wurde das Stadttheater ausgelagert - in ein Zelt im Gewerbegebiet. Das Zelt ist kalt, die Akustik schlecht, es regnet hinein. Aber die Theatermacher hatten sich arrangiert - weil sie dachten, dass das Zelt nur eine Übergangslösung ist. Solange, bis das Stammhaus saniert ist und einen neuen, modernen Anbau bekommt. So war das ja geplant. Bis die Stadt im Herbst bekannt gab, dass das Projekt "nicht in der bisher erhofften Geschwindigkeit umgesetzt werden kann". Wegen des Haushaltslochs fehlt plötzlich das Geld dafür: 26 Millionen Euro.

Das wenige Geld im Haushalt will Oberbürgermeister Alexander Putz (FDP) nun lieber in den Neubau von Schulen stecken. Man müsse "Prioritäten setzen", sagte er - und muss sich dafür im Wahlkampf einiges anhören. Der OB spiele Kultur gegen Bildung aus, lästern seine Konkurrenten. Nicht das erste Mal, dass Putz mit dem Vorwurf konfrontiert ist, er habe für Kultur wenig übrig. Ein Vorwurf, den Putz mit der Aussage kontert, er habe "so viel Affinität zum Thema Kultur wie vielleicht wenige im Stadtrat". Sein Bücherregal sei neun Meter lang, "ich habe so viel gelesen in meinem Leben wie wenige schaffen. Jemand, der mich als Kulturbanausen bezeichnet, kennt mich nicht", sagt Putz.

Ob er die kulturinteressierten Wähler mit der Länge seines Bücherregals überzeugen kann? Womöglich nicht. Zu viel ist schon vorgefallen in den gut drei Jahren, in denen Putz inzwischen Chef im Rathaus ist. Er ließ etwa zu, dass eine kleinbürgerliche Eifersuchtsposse zwischen städtischen Mitarbeitern die Ausstellung des verstorbenen Landshuter Bildhauers Fritz Koenig in den weltberühmten Uffizien in Florenz gefährdete - und damit die Chance, Landshut international als Kunststadt zu profilieren. Jetzt, heißt es, lasse Putz schon wieder zu, dass Landshut dastehe wie ein Provinznest. Die Stadt wächst, wird urbaner - und sein Theater haust in einem Zelt, das auch einem Dorfbürgermeister peinlich wäre.

Nach Protesten von Bürgern und Theatermachern hat die Stadt zwar doch 1,85 Millionen Euro in den Haushalt 2020 eingestellt, um die Planungen für Neubau und Sanierung voranzutreiben. Doch wisse er noch nicht, "wo wir die Mittel nach der Planung hernehmen", sagt Putz über das Projekt, das er noch im Sommer als sicher betitelt hatte. Vor allem Grüne, SPD und Landshuter Mitte kritisieren Putz - und versprechen dem Theater im Wahlkampf ihre Hilfe. Bleibt das Projekt eingefroren, "ist das Theater erledigt", sagt Intendant Stefan Tilch.

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