Süddeutsche Zeitung

Medien:Aigner kritisiert Werbekampagne für Datingshow

Die Landtagspräsidentin wirft dem Sender Pro Sieben/ Sat1 vor, mit seinen Plakaten die Menschenwürde zu verletzen. Auch der Name der Sendung sei eine "Herabwürdigung".

Von Lisa Schnell

Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) wirft dem Sender Pro Sieben/Sat1 vor, mit einer Werbekampagne die Menschenwürde zu verletzen. Es geht um Plakate für eine Datingshow des Pro-Sieben-Streamingdienstes "Joyn". Darauf lächeln zwei Frauen in die Kamera, darunter steht der Schriftzug: "Was Altes? Was Junges? Was Neues!". "Für mich steht außer Frage, dass hier Frauen wie Dinge behandelt und bewertet werden", schreibt Aigner in ihrem Brief an den Vorstandssprecher von Pro Sieben, der der SZ vorliegt. Auch der Name der Datingshow sei eine "Herabwürdigung". Darin kommt das Wort "Milf" vor, eine Abkürzung für: "Mom I like to f***", auf Deutsch: "Eine Mutter, die ich gerne f**** würde."

Eine solche Kampagne könne "die Menschenwürde verletzen" und sei "alles andere als hilfreich für das gesamtgesellschaftliche Bemühen um ein respektvolles Miteinander", schreibt Aigner. Sie appelliert "dringend" an den Medienkonzern bei seinen Kampagnen "mehr gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen". Es ist nicht der erste Vorstoß der Landtagspräsidentin. Schon im Februar hat sie sich an den Sender gewandt, weil dieser laut Aigner für seine Sendung "Big Brother" unmittelbar vor dem Holocaustgedenktag damit warb, die Zuschauer könnten mit der Vergabe von gelben Sternen entscheiden, "wie viel ein Mensch wert ist".

Anders als jetzt aber drang ihre Kritik nicht an die Öffentlichkeit. Auch Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) protestierte gegen die Kampagne und nannte sie "geschmacklos". Die zuständige Agentur teilte Habenschaden mit, dass die Plakate nach den Pfingstferien abgehängt werden sollen. Als Schuldeingeständnis ist das aber wohl nicht zu werten. Alle Frauen in der Sendung seien selbstbewusst und ließen sich nicht objektivieren, reagierte die Agentur auf die Kritik.

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SZ vom 05.06.2020 / nell/syn
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