Illegale Luxus-Rallye:"Wir wollten eine lustige Veranstaltung"

Glamour und Lifestyle auf der Autobahn: Die Teilnehmer der Luxus-Rallye wollten es krachen lassen. Doch die Polizei hat das in letzter Minute verhindert: In Poing hat sie 63 Sportautos sichergestellt, deren Besitzer damit nach Düsseldorf rasen wollten.

Manfred Hummel

Für die Startgebühr von 3100 Euro pro Wagen sollte es vier Übernachtungen in Fünf-Sterne-Luxushotels und freien Eintritt zu exklusiven Parties mit prominenten Überraschungskünstlern geben. Für eine böse Überraschung sorgte dann aber die Polizei.

Illegale Luxus-Rallye: "In trauriger Erinnerung...": Ein Race-Babe trägt die Luxus-Rallye zu Grabe.

"In trauriger Erinnerung...": Ein Race-Babe trägt die Luxus-Rallye zu Grabe.

(Foto: Foto: dpa)

Münchner und Erdinger Beamte verhinderten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eine illegale Rallye von München nach Düsseldorf. Die Polizei hatte einen Tipp erhalten, dass bis zum Beginn des Rennens Autos in einer Lagerhalle in Poing (Landkreis Ebersberg) abgestellt worden seien, damit sie unentdeckt blieben. Die Einsatzkräfte beschlagnahmten daraufhin 63 Fahrzeuge der Luxus-Klasse.

Die Hobby-Rennfahrer hatten zuvor in Münchens Nobeldisco "P1" gefeiert, wo die Party zum Start des neuen Indiana Jones-Films lief. Als die etwa 100 Teilnehmer am Morgen des Fronleichnamstages ihre Ferraris, Maseratis, Lamborghinis, Hummers und Porsches starten wollten, warteten schon 30 Beamte und ein Zug der Bereitschaftspolizei München auf sie. Alle Wagen wurden bis zum Samstagmittag sichergestellt.

Die Sprecherin des Veranstalters "Rushh Drive 2008" zeigte sich verwundert über das Verbot. Bei der Rallye im vergangenen Jahr von Düsseldorf nach Berlin habe die Zusammenarbeit mit der Polizei "super funktioniert", sagte Julia Akra der SZ. Alle Teilnehmer hätten sich verpflichtet, die Straßenverkehrsregeln einzuhalten. Auf eigens angemieteten Rennstrecken hätten sie sich "austoben" können. "Das sind doch erwachsene Leute, die wollen ihren Spaß haben, aber ankommen."

Zusammen 30.000 PS

Geplant war die "Luxusschnitzeljagd", so das Programm, zunächst von Hamburg nach München. Als die Behörden der Hansestadt Hinweise auf den "Luxus, Glamour, Lifestyle auf der Autobahn" im Internet entdeckten, verhängten sie ein Verbot.

Daraufhin verfrachtete der Veranstalter die Autos kurzerhand nach Bayern. Laut Ausschreibung sollten 80 Fahrzeuge im Wert von acht Millionen Euro mit zusammen 30.000 PS in 72 Stunden 1200 Kilometer weit über die Autobahnen der Republik und durch vier deutsche Städte düsen. Auf den Sieger wartete ein Preisgeld von 100.000 Euro. Ein Edeldesigner staffierte die Fahrer - darunter Marcus Prinz von Anhalt - aus, für die VIPs gab es Luxusuhren.

Das Treffen der PS-starken Männer rundeten Damen in Gestalt von "Germany's next Topmodell-Finalistinnen" zu Rap und Rapsoul ab. Auch Peyman Amin, Moderator der Schönheitskonkurrenz von Heidi Klum, der Moderator Pierre Geisensetter, Dschungel-König Ross Anthony und Designerin Barbara Herzsprung wollten bei der große Sause mitmachen.

Acht eigens ausgesuchte Gridgirls - auch Boxenluder oder Race Babes genannt - sollten das "absolute Motorsport-Feeling" herbeizaubern. "Wir wollten eine lustige Veranstaltung", sagte Julia Akra von Rushh Drive. Gestern hielt die Polizei weiter Ausschau nach aufgemotzten Sportwagen, denn es wurde befürchtet, dass die Rennfahrer auf andere Autos umsteigen könnten oder noch Nachzügler eintrudeln.

Zum zweiten Mal haben die Behörden damit ein illegales Autorennen unmittelbar vor dem Start verhindert. "Bei vergleichbaren Veranstaltungen", heißt es, "wurden gehäuft massive Geschwindigkeits- und Überholverstöße, Nötigungen und Straßenverkehrsgefährdungen festgestellt". Laut der Regierung von Oberbayern sind diese Rennen grundsätzlich verboten.

Bis gestern Nachmittag nahm die Polizei die Personalien von 35 Haltern auf, die mit Bussen in Poing ankamen. Sie erhalten jetzt eine Anzeige. "Attraktive Damen" hätten in Form einer Beerdigung gegen das Verbot demonstriert. Katharina Kuhlmann, ebenfalls Moderatorin, PR-Frau und Rennfahrerin vom Bodensee, versteht das alles nicht. "Wir leben in Deutschland, da dürfen wir es auf der Autobahn sowieso krachen lassen."

Sie wollte in ihrem umgebauten Nissan 350 Z, der mit Lachgas-Zuschaltung 400 PS leistet, an den Start gehen. "Den hätte ich bei freier Strecke gerne ausgefahren", sagte die 30-Jährige mit dem Beinamen "Miss Tuning". Jetzt fährt sie im Bus zum nächsten Ziel.

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