Für Music-Clip einer Pop-Band1000 Leute auf der Weide: Massendreh in Oberbayern

Lesezeit: 3 Min.

So stellt sich Ian Chapman das Ergebnis des Videodrehs zum Song „My Head Is Stuck In A Honeypot“ vor.
So stellt sich Ian Chapman das Ergebnis des Videodrehs zum Song „My Head Is Stuck In A Honeypot“ vor. (Foto: The Lone Dining Society)

Der Musiker-Tausendsassa Ian Chapman, bekannt vom „Go Sing Choir“, kann Massen dirigieren. Jetzt will er Hunderte nach Gut Sonnenhausen locken, um ein Video für „The Lone Dining Society“ zu drehen – mit einem „listigen Plan“ auch prominente Kollegen.

Von Michael Zirnstein

Der britische Humor ist nicht etwa nur deshalb komisch, weil er schwarz ist, sondern weil er eben auch Ernst macht. Man sieht das an dem Musiker-Tausendsassa Ian Chapman aus dem Black Country nördlich von Birmingham, dem Ruhrpott Englands.

Jüngst kam ihm  mit seiner Band The Lone Dining Society die etwas spinöse Idee, zum Song „My Head Is Stuck In A Honeypot“ („Mein Kopf steckt fest in einem Honigtopf, verdammt!“) ein Musikvideo zu drehen, mit, warum auch nicht, 1000 Laiendarstellern. Und wo andere Spaßmacher dann nur herumspinnen, schreitet der Brite eben zur Tat.

Er kam vor 17 Jahren mit einem europäischen Musikforschungsprojekt („Melt – Migration in Europe and Local Tradition“) nach München und strandete in der Künstlerresidenz Villa Waldberta. Weil sein Bus kaputt war, wie er sagt, und weil er hier viele Gleichgesinnte traf bei Musikerstammtischen im Vereinsheim oder im Hofbräuhaus, mit denen er diverse Bands und Projekte gründete, etwa seine Folk-Band Gurdan Thomas. Auch der Volksmusiker Josef Zapf lud ihn Jahr für Jahr als Tubist zu seinen Auftritten im Ammerzelt des Oktoberfestes ein.

Die Mitmusiker wechselten ständig, aber ein Mann kam jedes Jahr: Ein Bayer, der sich an einen Tisch setzte, eine Mass und Schweinsbraten orderte, und so sehr Ian Chapman auch stets für ihn hoffte, es würden sich Freunde dazu gesellen, so blieb der Mann doch stets allein.

So nannte Chapman seine eigene Band: The Lone Dining Society, in der ihn der Katalane Carlos (E-Bass), Eileen Byrne (Sängerin aus Luxemburg, auch bekannt als Regisseurin von „Mariannengraben“) sowie einige Bayern durch so kunstvollen wie bisweilen kuriosen Folk-Pop begleiten. In einem bereits existierenden Musikvideo spielen sie also vor Dutzenden an Tischen dinierenden Menschen als Entertainer-Combo für das Recht, alleine speisen zu dürfen.

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Jetzt soll es aber richtig voll werden, und ein Fest für Gesellige. Am Sonntag, 19. Oktober, will er von 10 Uhr an mit der Band „das ehrgeizigste Video“ schießen, von dem sie je geträumt hatten. „Episch“ soll das werden, „wir brauchen 1000 Leute. Ja, 1000!“

Und wo finden die alle Platz? In einem Erklärvideo steht Chapman auf dem Balkon des Gutshauses von Sonnenhausen in Glonn und schwenkt seinen Arm über eine weite Wiese. Zum Höhepunkt des Videos, das in einer einzigen Einstellung gedreht werden soll, werden dort die Massen wie Schafe über das Grün laufen – wie eine Herde, sagt Chapman.

Ian Chapman (MItte) beim Auftritt von „The Lone Dining Society“ im Ampere in München.
Ian Chapman (MItte) beim Auftritt von „The Lone Dining Society“ im Ampere in München. (Foto: David Brugman)

Verrückt? Ja, verrückt, findet der Hausherr, Georg Schweißfurth; der Öko-Landwirt und Autor unterstützt viele Künstler. Er liebe verrückte Ideen, „weil der Kopf sich da öffnet“, sagt der: „Es ist besonders, weil es Gemeinschaft zeigt, und Freude, Zusammenhalt, Auf-einander-achten, und die Veränderung, die wir brauchen in der Gesellschaft.“ Also stellt Schweißfurth der Lone Dining Society sein Gut zur Verfügung für den Dreh und ein kleines Festival mit befreundeten Musikern danach.

Essen und Getränke werden gestellt, auch die Anreise im Bus will Chapman organisieren (Anmeldung auf lonediningsociety.com); der Bürgermeister von Glonn will aber auch die Glonner auf die Weide schicken. Etwa 200 Interessenten sind schon dabei. Es könnten noch mehr werden, Chapman hat ein riesiges Netzwerk. Man kennt ihn unter anderem auch vom Go Sing Choir, der regelmäßig Hunderte, manchmal Tausende zum spontanen Singen in München versammelt. Massen zu dirigieren müsste Chapman also leicht fallen.

Mit dem Go Sing Choir bewegen Ian Chapman (rechts) und Jens Junker die Massen. Der Chor spielt aber beim aktuellen Projekt keine Rolle.
Mit dem Go Sing Choir bewegen Ian Chapman (rechts) und Jens Junker die Massen. Der Chor spielt aber beim aktuellen Projekt keine Rolle. (Foto: Pius Neumeier)

Der Stamm-Chor soll aber keine Rolle spielen und auch nicht zu Anwerbezwecken benutzt werden, sagt Chapman, so sei das mit seinem dortigen Partner ausgemacht. Versteht er.  Stattdessen will er bei dem Dreh folgenden Mini-Festival als Come Sing Choir eine Viertelstunde mit den Anwesenden singen. Noch so ein spaßiges Tribute-Projekt hat er dort am Start: die „weit und breit einzigartige Coverband von LaBrassbanda“: La Blas Mann Da, „geführt von einem Bayern, der kein Boarisch spricht – boah-woah-woah!“ Er wird bei dieser „Parodie“ mit dem Kornett auch den trompetenden LaBrassbanda-Frontman Stefan Dettl imitieren. Diesen und die anderen Musiker lernte er mal bei einem Konzert in Birmingham kennen. Er schrieb ihnen, „aber seit sie Superstars sind, haben sie sich nicht mehr gemeldet“. Die Coverband sei nun sein „listiger Plan“, einige LaBrassbanda-Musiker – „aktuell oder vergänglich“ (sic!) – zum Mitspielen nach Glonn zu locken, seine „Honigfalle“, sozusagen.

Ob die Kollegen nun wirklich kommen, ist bei dem ganzen Aufmarsch dann gar nicht entscheidend. Für Chapman steht jetzt schon fest: „Das wird das Abenteuer unseres Lebens. Es wird emotional!“ Sicher jedenfalls ist: Der Drehtag wird ein großer Spaß.

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