Süddeutsche Zeitung

Hund und Politik:Auf der Suche nach Bayerns "First Dog"

Markus Söder tätschelte im Wahlkampf den Welpen Idefix halb bewusstlos. Auch andere Politiker setzen sich mit Hund öffentlich in Szene - oder wollen dadurch beeindrucken, ein "scharfer Hund" zu sein.

Glosse von Andreas Glas

Clevere Politiker haben den Hund längst als Imagefaktor identifiziert. Der clevere Politiker setzt den Hund öffentlich in Szene und damit auch sich selbst. Man denke an Markus Söder und dessen berühmtes Twitter-Foto, mit dem er einen Besitzer für den knuffigen, knopfäugigen Tierheimhund Idefix suchte - und dabei bestimmt hoffte, dass ein bisschen Knuffigkeit und Knopfäugigkeit auf ihn abfärben könnte.

Wobei: Man tut dem Ministerpräsidenten wohl unrecht, wenn man behauptet, dass der Hund für ihn nur ein Wahlkampfmaskottchen ist. Immerhin besitzt Söder ja eine Labrador-Hündin namens Fanny und eine Zwergpinscher-Hündin namens Bella. Als Erstgeborene nimmt Fanny dann auch offiziell den Rang des "First Dog" im Freistaat ein.

Nun legt eine Nachricht des Neuen Tag nahe, dass auch Europas "First Dog" neuerdings ein Bayer ist. Gemeint ist der Terrier-Mischling Peluso, den EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker neulich in der Hundenothilfe in Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach) adoptiert hat. Mit seiner Frau Christiane Frising reiste Juncker in die Oberpfalz, um Peluso abzuholen, in Caruso umzubenennen und ihn in sein Haus nach Luxemburg mitzunehmen. Dort soll Caruso nun anscheinend das bislang ranghöchste Haustier Europas ersetzen: Junckers Hund Plato, der offenbar gestorben ist.

Der Neue Tag jedenfalls schreibt, dass sich Junckers Frau "nach dem Tod ihres alten Hundes" einen neuen gewünscht habe. Dass Europas "First Dog" nun ein Bayer ist, das ist trotzdem falsch. Denn Caruso stammt aus Spanien, wo ihn die Vilsecker Hundenothilfe aus einer Auffangstation befreite und bei sich in Obhut nahm. Zunächst muss sich der Bayer damit trösten, dass wenigstens der EU-Kommissionspräsident selbst bald aus dem Freistaat kommen könnte.

Manfred Weber (CSU) gilt ja als aussichtsreicher Kandidat für die Juncker-Nachfolge nach der Europawahl am 26. Mai. Weber, der zumeist ruhig und sachlich auftritt, könne durchaus "ein scharfer Hund" sein, verriet kürzlich ein Delegierter der Europäischen Volkspartei (EVP). Läuft für den EVP-Kandidaten Weber alles glatt, darf sich der Freistaat demnächst also tatsächlich damit rühmen, Europas "First Dog" zu stellen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4291931
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.01.2019/vewo
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.