Hotels in Passau:Vier Sterne für Flüchtlinge

Hotel Atrium

Das Hotel Atrium des Passauer Hoteliers Johann Krumesz steht unweit der Donau. Ob dort bald Flüchtlinge unterkommen werden, steht noch in den Sternen.

(Foto: Privat)
  • Ein Passauer Hotelier hat seine drei Viersterne-Hotels als Asylbewerberheime angeboten.
  • Weil in der Nähe eines seiner Hotels Flüchtlinge untergebracht werden sollen, befürchtet er finanzielle Einbußen.
  • Die Regierung von Niederbayern zweifelt bislang an der Ernsthaftigkeit des Angebots.

Von Wolfgang Wittl, Passau

Das Hotel Atrium in Passau befindet sich in bester Lage: Zur Donau sind es nur 200 Meter, auch die Schiffsanlegestellen und das Stadtzentrum sind problemlos zu Fuß zu erreichen. Die Ausstattung ist von einer Qualität, wie man es von einem Viersternehotel erwarten darf: Sauna, 24-Stunden-Roomservice, Zimmer mit Whirlpool und Wasserbett. Die Suite kostet bis zu 160 Euro die Nacht, Frühstücksbüfett inklusive. Es ist ein Haus, in dem man sich wohlfühlen kann. Flüchtlinge werden das gerne hören. Denn wenn es nach Johann Krumesz geht, der das Atrium mit seinen Kindern betreibt, soll das Luxushotel schon bald in ein Asylbewerberheim umgewandelt werden.

Diese Woche hat Krumesz, 62, der Regierung von Niederbayern eine E-Mail geschrieben, in der er nicht nur das Atrium, sondern sogar seine sämtlichen drei Passauer Hotels als Flüchtlingsunterkünfte anbietet. Alle drei zählen zur Viersterne-Kategorie, alle laufen sehr erfolgreich, wie Krumesz sagt. Die Auslastung der gut 120 Zimmer lag im vergangenen Jahr bei etwa 85 Prozent, der Gewinn im mittleren sechsstelligen Bereich. Den Wert der Häuser beziffert Krumesz auf zehn Millionen Euro. Trotzdem behauptet er, das Angebot an die Regierung sei sein voller Ernst.

Im früheren Ordnungsamt soll ein Asylbewerberheim entstehen

Der Grund für die Offerte liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Atriums. Dort, im früheren Ordnungsamt der Stadt, soll nämlich selbst ein Asylbewerberheim entstehen. Ein Bauträger hatte das Gebäude ursprünglich mit der Absicht erworben, eine Wohnanlage zu errichten. Doch daraus wurde nichts. Um auf dem Hang ein neues Haus mit Tiefgarage zu bauen, wäre wohl ein Eingriff in den Felsen nötig geworden. Dagegen wehrten sich Nachbarn, die ihre eigenen Häuser gefährdet sahen. Der Streit ging vor Gericht, bis der Investor entnervt aufgab. Er wolle sich zu dem Projekt gar mehr nicht äußern, sagt der Mann. Fest steht allerdings, dass er seine Pläne geändert hat: Auf dem Grundstück des früheren Ordnungsamts soll nun ein Asylbewerberheim entstehen.

Das wiederum ruft Krumesz auf den Plan, der um die Qualität seines Viersternehotels fürchtet. Er persönlich habe überhaupt nichts gegen Asylbewerber, versichert Krumesz. Schon 120 Länder dieser Erde habe er bereist. Aber ein Asylbewerberheim vertrage sich nun mal nicht mit einem Luxusurlaub. Viele Kreuzfahrttouristen würden zu Fuß an der Unterkunft vorbeigehen - auf einer Straße, "wo Asylbewerber stehen und spielen". Da sei es nur eine Frage der Zeit, bis Reiseveranstalter die Verträge kündigten. Krumesz ist überzeugt: "Ein Asylbewerberheim in der Nähe wird zwangsläufig zu erheblichen Einbußen führen." Auch wenn die Regierung von Niederbayern im Recht sei, so habe er doch mehr Fingerspitzengefühl erwartet.

Regierung zweifelt an der Ernsthaftigkeit des Angebots

Auch wenn eine Entscheidung über die Flüchtlingsunterkunft noch aussteht, hat sich Krumesz entschlossen, seine Hotels selbst als Asylbewerberheime anzubieten - und zwar alle drei: Denn das Konzept sei so aufeinander abgestimmt, dass die kleinen Häuser nur im Zusammenspiel funktionierten. Die Antwort der Regierung fiel ernüchternd aus: Man gehe nicht von einem ernsthaften Angebot aus, sagte eine Sprecherin. "Schlichtweg unverschämt" sei diese Aussage, wettert der Hotelier. Die Regierung habe nicht einmal nachgefragt.

Der niederbayerische Regierungspräsident Heinz Grunwald wird noch deutlicher als seine Sprecherin. Er spricht von einer "Provinzposse", Krumesz' Befürchtungen, Urlauber könnten von Asylbewerbern gestört werden, seien aufgrund jahrzehntelanger Erfahrungen "absurd". Die Unterbringung von Flüchtlingen erfordere derzeit viel Kraft, für solche Sachen habe er keinen Nerv, sagt Grunwald: "Wir prüfen gerne jedes ernst gemeinte Angebot, aber für Kindereien haben wir keine Zeit."

Die Stadt Passau bedauert, dass der Bauträger seine ursprünglichen Pläne nicht verwirklichen konnte. Aber man respektiere seine Entscheidung. Zum Hotelier wolle man sich nicht äußern. Andere sagen, Krumesz baue nur eine Drohkulisse auf. Und dass es zynisch sei, einerseits mit ausländischen Gästen Geld zu verdienen und andererseits Flüchtlinge in der Nähe abzulehnen. Kein Zweifel besteht, dass der Bedarf an Asylbewerberheimen auch in Niederbayern immens ist. Klar sei jedoch auch: "Wir bringen alle Flüchtlinge sehr anständig unter", sagt der Regierungspräsident. "Aber ein Viersternehotel ist nicht der Standard, den wir brauchen."

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