Süddeutsche Zeitung

Oberfranken:Hospiz für schwer kranke Kinder und Jugendliche eröffnet

Das "Sternenzelt" in Bamberg ist erst das zweite seiner Art in Bayern. Es bietet zwölf stationäre und vier teilstationäre Plätze für Betroffene und ihre Familien.

In Bamberg gibt es künftig ein Hospiz für schwer kranke Kinder und Jugendliche. "Hier sind zwölf stationäre und vier teilstationäre Plätze entstanden. Dieses Projekt hat eine herausragende Bedeutung für Bamberg, Oberfranken und den gesamten nordbayerischen Raum", sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) laut Mitteilung. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und er eröffneten die Einrichtung am Freitag. Junge Menschen bis zum Alter von 26 Jahren, die an einer lebensverkürzenden Krankheit leiden, sollen dort begleitet und gepflegt werden. Das Kinder- und Jugendhospiz "Sternenzelt" ist bei der Hospizakademie Bamberg neben dem Klinikum am Bruderwald angesiedelt.

"Hospizarbeit ist Symbol des Friedens und der Menschlichkeit. Hier ist Raum und Zeit, um die letzten Meter am Ende des Lebens in Würde zu gehen, und auch um Eltern und Geschwister zu unterstützen", sagte Söder.

"Wenn ein Kind lebensverkürzend erkrankt ist, hat das massive Auswirkungen auf das Leben der ganzen Familie", sagte Holetschek weiter. "In einer solchen Situation stehen natürlich die betroffenen Kinder und Jugendlichen oft im Mittelpunkt. Genauso wichtig ist es aber, dass die Familien größtmögliche Unterstützung erhalten." Der Freistaat investiere rund neun Millionen Euro in das Bamberger Kinder- und Jugendhospiz.

In der stationären Einrichtung können Betroffene mit ihrer Familie untergebracht werden. Das "Sternenzelt" sei erst das zweite Kinder- und Jugendhospiz mit stationären Plätzen im Freistaat, sagte im Vorfeld Willy Knödlseder, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Hospiz- und Palliativverbands (BHPV). Die erste derartige Einrichtung in Bayern, das Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach (Landkreis Unterallgäu), hat acht Wohnplätze für Betroffene. Außerdem, so Knödlseder, gebe es ein Tageshospiz für Kinder im niederbayerischen Eichendorf (Landkreis Dingolfing-Landau) und ein ambulantes Kinderhospiz in München.

Pro Jahr seien in Bayern rund 2500 Menschen betroffen, sagt der BHPV-Vorstandsvorsitzende. "Die Kinderhospize sind auf Spenden angewiesen, eine Vollfinanzierung gibt es nicht." Die vielfältigen globalen Krisen machten es immer schwieriger, Spendengelder für die Hospize aufzutreiben. "Dort arbeiten schließlich qualifizierte Arbeitskräfte", betonte Knödlseder.

Dennoch bezeichnete er die Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche in Bayern als "relativ gut". Auch Tageseinrichtungen und die ambulante Hospiz seien sehr wichtig: "Dann können sich Eltern und Geschwister eine Verschnaufpause nehmen und wissen, dass das betroffene Kind gut betreut ist." In der ambulanten Hospizarbeit komme ein ambulanter Dienst nach Hause und betreue die Kinder dort.

Ob die medizinische oder seelische Unterstützung der Kinder in den Hospizen im Vordergrund stehe, hänge stark vom Einzelfall ab, sagte der Vorstandsvorsitzende des Hospizverbandes. "Ein dreijähriges Kind braucht eine andere Betreuung als ein 16-jähriger Jugendlicher. Auch kommt es sehr auf die Art der Erkrankung an und darauf, wie weit diese fortgeschritten ist."

Für die Zukunft wünscht sich Knödlseder, das Thema Hospiz und Palliativversorgung für Kinder "noch stärker in die Bevölkerung zu bringen". "Die Betroffenen sollen wissen, dass es gute Beratungsangebote und Möglichkeiten gibt, vor Ort betreut zu werden."

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