Horst Seehofer:Kennedy der CSU

A Watschn für die CSU bei der Bundestagswahl - und damit auch für Ministerpräsident Horst Seehofer. Der war vor ziemlich genau einem Jahr angetreten, um die Christsozialen in eine neue Hochzeit zu führen...

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Trotzige Miene zum bösen Spiel: Debakel für Seehofer und Co bei der Bundestagswahl. Der Ministerpräsident, der seine Partei nach dem für sie verheerenden Jahr 2008 zu neuem Glanz führen sollte, wurde am 27. September abgewatscht. "Ich bin mit meinen Gefühlen enttäuscht", gestand er denn auch etwas umständlich und nannte das Ergebnis in Bayern "nicht zufriedenstellend". Geht es um den Bund, sagt Seehofer, so habe man allerdings "das Hauptziel erreicht".

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Ein Bild aus glücklicheren Tagen: So sah der höchstwahrscheinlich einzige Sieger der CSU nach der Landtagswahl 2008 aus. Nach einer einwöchigen Hängepartie, viel Hauen und Stechen, hat sich Bundesagrarminister Horst Seehofer schließlich im Kampf um das Erbe des glücklosen Führungstandems Huber und Beckstein durchgesetzt: Der Ingolstädter sollte nicht nur Parteichef werden, sondern gleich als Ministerpräsident die Geschicke des Freistaates lenken.

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Doch wie immer im politischen Leben des Horst Seehofer ist auch dieser Weg an die Spitze der CSU und des Freistaates von Umwegen und Hindernissen geprägt.

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Erwin Huber und Horst Seehofer, ddp

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Auch ein Jahr zuvor wollte Seehofer unbedingt CSU-Vorsitzender werden. Obwohl ihm geringe Chancen vorher gesagt wurden, trat er gegen Huber an. Am 29. September 2007 wurde der bayerische Finanzminister mit 58,2 Prozent der Delegiertenstimmen zum Vorsitzenden gewählt, doch auch Seehofer erzielte mit 39,1 Prozent - ein überraschend gutes Ergebnis.

Erwin Huber und Horst Seehofer am 8. März 2007 beim Starkbieranstich am Münchener Nockherberg. Foto: ddp

Horst Seehofer und Helmut Kohl, AP

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Genau ein Jahr und einen Tag nach seiner Niederlage gegen Erwin Huber geht dann für Horst Seehofer ein "Lebenstraum" in Erfüllung: Er ist als Vorsitzender der Partei nominiert, deren Mitglied er seit 37 Jahren ist.

1980 kommt Seehofer zum ersten Mal als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Ingolstadt in den Bundestag, wo er sich bald als Sozialexperte bewährt.

Helmut Kohl macht ihn 1992 zum Gesundheitsminister. Seehofer versucht, das marode Gesundheitssystem zu sanieren - und Versicherungen wie Versicherte an den Kosten zu beteiligen.

Zusammen mit Helmut Kohl im Bonner Bundestag, 11. November 1998. Foto: AP

Horst Seehofer und Andrea Fischer, dpa

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Nach der verlorenen Bundestagswahl 1998 muss Seehofers sein Amt als Gesundheitsminister abgeben. Er wird stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion und kümmert sich weiterhin vor allem um Gesundheits- und Sozialpolitik.

Horst Seehofer mit seiner Nachfolgerin, Gesundheitsministerin Andrea Fischer von Bündnis 90/Grünen. Foto: dpa

Edmund Stoiber und Horst Seehofer, AP

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Dann geht es auf einmal um seine eigene Gesundheit: Im Januar 2002 wird Seehofer ins Klinikum Ingolstadt eingeliefert, die Ärzte diagnostizieren eine lebensgefährliche Herzmuskelentzündung.

Nach der Genesung will Seehofer es etwas ruhiger angehen. Doch als Edmund Stoiber, Kanzlerkandidat der Union, den Gesundheitspolitiker in sein "Kompetenzteam" holt, geht der Wahlkampfstress wieder los.

Politik sei eine "angenehme Sucht" für ihn, erklärt Seehofer seine Entscheidung. Es müsse "was los sein" - sonst sei ihm langweilig.

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Horst Seehofer, dpa

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Seehofer ist als politischer Querkopf bekannt. "Ich habe Loyalität in der Politik immer gedrittelt", sagt er einmal in einem Interview. "Die Loyalität zur Bevölkerung ist die wichtigste." Dann erst kämen die Loyalität zur politischen Grundüberzeugung und die Loyalität zu den Partei-Verantwortlichen.

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Horst Seehofer, AP

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Und nach diesem Prinzip handelt er auch: Im November 2004 tritt der Sozialexperte von seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag zurück, weil er den Gesundheitskompromiss zwischen CDU und CSU nicht mittragen will. Die Schwesterparteien hatten sich auf die Einführung einer "Kopfpauschale" geeinigt.

Seehofer ist aber für das Modell der Bürgerversicherung. Jeder solle unabhängig von seinem Einkommen in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen: "Es kann nicht angehen, dass sich Besserverdienende, Selbstständige, Beamte und auch Politiker der Solidargemeinschaft entziehen."

Horst Seehofer am 22.11.2004 im Deutschen Bundestag, nach der Pressekonferenz, auf der er seinen Rücktritt verkündete. Foto: AP

Horst Seehofer, AP

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Doch das Comeback des Parteirebellen lässt nicht lange auf sich warten: Seehofer nutzt den kurzen Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl im September 2005 und wird mit 65,9 Prozent - dem zweitbesten CSU-Ergebnis - als Bundestagsabgeordneter bestätigt.

In der großen Koalition übernimmt er den Posten des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

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Demonstration gegen Genmais, AP

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Dass Seehofer als Landwirtschaftsminister den Anbau von Genmais in Deutschland nur mit geringen Auflagen belegt, bringt ihm massive Proteste von Umweltverbänden und Biobauern ein (Foto).

Für die Milchbauern und ihren Streik im Mai 2008 hat der Agrarminister jedoch Verständnis: "Die Bauern brauchen einen Milchpreis, von dem sie leben können."

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Karin und Horst Seehofer, dpa

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Dass Seehofer nicht schon 2007 CSU-Chef wurde, mag auch mit seinem Privatleben zu tun gehabt haben.

Im Januar 2007 wird bekannt, dass der "bayerische Kennedy" eine Geliebte in Berlin hat, die von ihm schwanger ist - unter Hauptstadt-Journalisten ein offenes Geheimnis. Dass es ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt von der Bild-Zeitung öffentlich gemacht wird, interpretiert Seehofer als Versuch seiner politischen Gegner, ihm zu schaden.

Tatsächlich wird dem Christsozialen vorgeworfen, die Familie zum obersten Werteprinzip zu erklären und sich selbst nicht daran zu halten; seine Umfragewerte sinken. Nach von diversen Boulevardmedien begleitetem Zaudern kehrt Seehofer zu Frau Karin und den drei gemeinsamen Kindern in Ingolstadt zurück.

Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer mit Frau Karin bei einem Treffen der EU-Landwirtschaftsminister am 20. Mai 2007 in Mainz. Nach der Versöhnung mit seiner Frau wird nun über eine zweite Schwangerschaft von Seehofers Geliebten spekuliert . Foto: dpa.

Horst Seehofer und Günther Beckstein, ddp

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Und ihn hat er Knall auf Fall abgelöst: Auf dem CSU-Sonderparteitag am 25. Oktober 2008 wurde Horst Seehofer zum Partei-Vorsitzenden gewählt. Zwei Tage später wurde er vom Bayerischen Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaats gewählt. Günther Beckstein vertritt derweil seinen Wahlkreis Nürnberg Nord im Maximilianeum.

Horst Seehofer und Günther Beckstein, damals bayerischer Innenminister, am 8. Oktober 2005 beim Altmühltaler Lammabtrieb in Böhming. Foto: ddp

(sueddeutsche.de/liv)

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