Horst Seehofer in Ingolstadt:Mit Übereifer zum neuen Ehrenbürger

Horst Seehofer in Ingolstadt: In Ingolstadt hat es Streit um die Ehrenbürgerwürde für Horst Seehofer gegeben.

In Ingolstadt hat es Streit um die Ehrenbürgerwürde für Horst Seehofer gegeben.

(Foto: AFP)

Dass Horst Seehofer ein großer Sohn seiner Heimatstadt ist, wird eigentlich von niemandem bezweifelt. Trotzdem ist um den Plan, ihn zum Ehrenbürger zu machen, eine lokale Posse entstanden.

Von Peter Fahrenholz

Für die Redewendung "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint", die fälschlicherweise oft Kurt Tucholsky zugeschrieben wird, aber wohl auf Gottfried Benn zurückgeht, gibt es im wirklichen Leben immer wieder Beispiele. Wobei häufig eine zufällige Verkettung von Umständen die Ursache für Verstimmungen bei an sich unstrittigen Vorhaben ist. Völlig unstrittig ist, dass Horst Seehofer, der in wenigen Wochen von der politischen Bühne abtreten wird, ein bedeutender Bürger seiner Heimatstadt Ingolstadt ist.

Früher hätte man gesagt: ein großer Sohn. Woraus folgt, dass es ebenso unstrittig ist, Seehofer zum Ehrenbürger zu ernennen, sobald er die politische Ziellinie überschritten hat. Schon allein deshalb, weil alle Ministerpräsidenten seit Alfons Goppel zu Ehrenbürgern ihrer Heimatorte gemacht worden sind. Eine bayerische Tradition gewissermaßen.

Hätte also eigentlich glatt durchgehen können. Hat aber, nun ja, zu Verwicklungen geführt, die man als Mischung aus Übereifer und Überdruss beschreiben könnte. Normalerweise werden, vermutlich nicht nur in Ingolstadt, Ehrungen aller Art im Ältestenrat ventiliert. Nicht, dass es plötzlich zu unvermutetem Widerstand kommt und aus der Ehrung dann nichts wird, obwohl sich der oder die zu Ehrende bereits darauf gefreut hat. In Sachen Ehrenbürgerwürde für Seehofer hat aber die örtliche CSU ganz viel Wert darauf gelegt, dass der Vorschlag von ihr kommt und dass das auch bekannt wird. Also hat sie ihn per Pressemitteilung gemacht.

Dummerweise hat es zuvor zwei weitere Fälle gegeben, in denen Vorschläge für Ehrungen erst der Öffentlichkeit unterbreitet wurden. Das wiederum hat dem Ingolstädter OB Christian Scharpf gestunken, der seinem Ärger dort Luft gemacht hat, wo seiner Meinung nach solche Dinge besprochen gehören: im Ältestenrat. In der Sache, beteuert der SPD-Politiker, unterstütze er die Ehrenbürgerwürde für Seehofer nachdrücklich und rechne mit einer "ganz breiten Mehrheit". Auch Seehofer ist seit Längerem eingeweiht und freut sich darüber. Der Ingolstädter CSU-Fraktionschef Alfred Grob findet deshalb, man solle die Sache jetzt nicht so hoch hängen. Und was sagt der OB nach dem reinigenden Gewitter im Ältestenrat? "Ich würde das gar nicht mehr so hoch hängen."

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