Horrorkomödie:Krampus in Hollywood

Horrorkomödie: Lange Zotteln, lange Hörner, lange Zunge - das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten zwischen Ur-Krampus und Film-Krampus.

Lange Zotteln, lange Hörner, lange Zunge - das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten zwischen Ur-Krampus und Film-Krampus.

(Foto: Universal)

Kaum hat Schauspieler Christoph Waltz den Amerikanern vom Krampus erzählt, bekommt der alpenländische Weihnachtsdämon schon eine Hauptrolle in einer Horrorkomödie.

Von Hans Kratzer

Es wäre ein grober Fehler, den Advent als eine stade, glühweinselige Zeit zu verharmlosen. Schon für unsere Vorfahren war die Vorweihnachtszeit oft der reinste Horror. Praktisch an jeder Ecke lauerten Schreckgestalten: Perchten, Hexen, Dämonen, dazu die schiache Lucia und der blutige Thomas. Schon die Namen der Unholde klangen wie ein Donnerhall.

Selbst der Nikolaus hat furchterregende Begleiter im Schlepptau, sie heißen Knecht Ruprecht, Klaubauf und Krampus und sind alles andere als Anwärter auf den Friedensnobelpreis. In Bad Reichenhall hat ein Krampus einst einem Buben sogar die Zunge abgeschnitten. Es hat lange gedauert, bis der brave Nikolaus seine finsteren Gesellen gezähmt hat. Heute sind sie zum Glück nur noch stille Begleiter, die höchstens einmal mit der Kette rasseln.

Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis das US-Kino auf diesen Stoff aufmerksam wurde. Hollywood giert ja geradezu nach Ingredienzien wie Gewalt und Mysterium. Und tatsächlich ist vor wenigen Tagen in den Kinos ein US-Streifen mit dem Titel "Krampus" angelaufen. Mit einer Hauptfigur also, die den Amerikanern eigentlich nicht geläufig ist. Oder besser gesagt: bis vor einem Jahr nicht geläufig war.

Damals aber saß der aus Österreich stammende und mit zwei Oscars prämierte Schauspieler Christoph Waltz in einer US-Talkshow und erklärte dem Publikum die Rolle des Krampus in den Alpenländern. Die Story mit dem zotteligen Kinderschreck, dem lange Hörner und eine lange Zunge zu eigen sind, ließ die Amerikaner irritiert zurück, aber sie wurden neugierig.

Dass die Horrorkomödie "Krampus" nun weltweit in den Kinos läuft, ist dem Regisseur Michael Dougherty zu verdanken. Er fand Gefallen an der Figur, nachdem er in Europa mehrere Perchtenläufe erlebt hatte. Das Genre Gruselfilm beherrscht er bestens, das hat er schon mit seinem Erstling "Trick'r Treat" von 2007 bewiesen, in dem er eine Brücke vom irisch-heidnischen Samhain-Fest zum modernen amerikanischen Halloween schlägt. Auch aus dem Krampus machte er einen Gruselschocker, den er mit viel amerikanischer und wenig alpenländischer Folklore garnierte. Die Idee eines Weihnachtsdämons ist den Amerikanern halt noch ziemlich fremd.

Der Film dreht sich um eine amerikanische Familie, bei der die weihnachtliche Besinnlichkeit ins Stocken kommt. Dougherty zeichnet den Krampus als einen Dämon mit großen Hörnern und riesigen Hufen, der die zerstrittene Familie heimsucht, um sie gnadenlos zu bestrafen. Während die Krampusse hierzulande in Gruppen auftreten, definiert ihn der US-Regisseur als höllische Solo-Gestalt, die eine Schar von grausigen Kreaturen kommandiert. Dougherty versieht den Krampus zwar durchaus mit ikonischen Elementen der Alpenfolklore, die in der Hollywoodsoße aber kaum hervortreten. Der Krampus ist ein durch und durch amerikanisches Monster, das mit dem hiesigen Krampus wenig zu tun hat.

Umgekehrt sind die Amerikaner empfindlich, wenn man sich an ihren Mythen zu schaffen macht. Die vom US-Brauseproduzenten Coca Cola erfundene Witzfigur des Weihnachtsmanns ist ihnen heilig. Nachdem der Innsbrucker Verein "Pro Christkind" vor Jahren aus Protest einen Aufkleber mit einem durchgestrichenen Weihnachtsmann ins Internet gestellt hatte, wurden die Aktivisten sofort zurückgepfiffen. Die US-Nachrichtensender CNN und NBC hatten ihnen wegen Verunglimpfung der amerikanischen Kultur mit rechtlichen Schritten gedroht.

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