Hohe radioaktive Werte:Wildschweine sind weiterhin verstrahlt

Lesezeit: 1 min

Bis heute wird bei Wild in den bayerischen Forsten zu hohe Strahlenbelastung gemessen. (Foto: dpa)

Fast dreißig Jahre sind seit Tschernobyl vergangen - doch die Folgen sind noch heute messbar: 37 Wildschweine, die kürzlich bei einer Sauenjagd bei Augsburg geschossen wurden, wiesen viel zu hohe Cäsium-137-Werte auf.

37 radioaktive schwäbische Wildschweine beunruhigen die Grünen. Die Tiere seien kürzlich bei einer Sauenjagd in der Nähe Augsburgs geschossen worden, alle 37 hätten wegen zu hoher Strahlenbelastung beseitigt werden müssen, erklärte die Augsburger Grünen-Abgeordnete Christine Kamm am Montag auf Facebook. Die Messungen hätten Cäsium-137-Werte von über 10.000 Becquerel je Kilogramm ergeben. Ab 600 Becquerel darf Wildfleisch nicht mehr verwertet werden, wie ein Sprecher des Landesamts für Umwelt (LfU) in Augsburg sagte.

Als eine Hauptquelle der Cäsium-Belastung gilt nach wie vor das Reaktorunglück von Tschernobyl im Jahr 1986. Die Radioaktivitäts-Messwerte bei den kürzlich geschossenen 37 Sauen seien sogar höher als bei früheren Messungen, sagte Kamm. "Die Werte steigen, obwohl die Halbwertszeit von Cäsium bei 30 Jahren liegt." Die Grünen wollen jetzt mit einer Landtagsanfrage in Erfahrung bringen, ob schwäbische Sauen ein Sonderfall sind und wie viele radioaktiv belastete Tiere in den vergangenen fünf Jahren geschossen wurden. Bei der Jagd erlegte Wildschweine müssen einer zertifizierten Messstelle vorgelegt werden, wenn der Jäger sie nicht selbst essen will.

Die 37 schwäbischen Schweine sind jedoch möglicherweise ein saisonaler Ausreißer. Das Landesamt führt im Rahmen des Strahlenschutzvorsorgegesetzes eigene Radioaktivitätsmessungen bei Wildschweinen durch. Von 1. März 2012 bis 1. März 2013 sei bei 12 von 136 untersuchten Wildsauen erhöhte Radioaktivität gemessen worden, sagte der Sprecher. Davon stammte eine aus Schwaben, die elf anderen aus dem restlichen Bayern.

Cäsium 137 werde vor allem im Oberboden des Waldes gemessen, sagte der Sprecher. In Jahren mit gutem Nahrungsangebot fräßen die Schweine hauptsächlich Eicheln und Bucheckern, in schlechteren Jahren durchwühlten sie den Boden auf der Suche nach Pilzen. "Das kann zu Schwankungen von Jahr zu Jahr führen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: