Hohe Nirtratwerte:Kommunen bemängeln Trinkwasserschutz

Wenn es um das Thema Trinkwasser geht, dann üben die Bürgermeister in Bayern scharfe Kritik an der Staatsregierung. "Sie tut viel zu wenig für den Schutz des Grundwassers und damit des Trinkwassers", sagt Josef Mend. Er nicht nur Bürgermeister im unterfränkischen Iphofen ist. Sondern zugleich Vizechef des Bayerischen Gemeindetags. Als solcher spricht Mend für mehr als 2000 Kommunen im Freistaat. "Die neue Verordnung, welche die Staatsregierung jetzt für einen besseren Schutz des Grundwassers erlassen hat, ist eine große Enttäuschung. Wir brauchen schärfere Regelungen." Mend geht es darum, dass in Bayern die Bauern so viel Gülle und Dünger auf den Agrarflächen ausbringen, dass bereits 40 Prozent der Grundwasserströme die Vorgaben der EU nicht mehr erfüllen. Das heißt, dass entweder der Vorsorgewert von 37,5 Milligramm Nitrat je Liter Grundwasser gerissen wird, ab dem Trinkwasserversorger gegensteuern müssen, oder sogar der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter Grundwasser. Weil aus Sicht der EU auch andere Bundesländer beim Grundwasserschutz versagen, hat sie Deutschland verklagt und Recht bekommen. Deshalb hat der Bund 2017 schärfere Düngevorgaben für die Bauern erlassen. Der Freistaat Bayern hat diese nun in einer sogenannten Ausführungsverordnung präzisiert.

Aus Sicht der Bürgermeister ist das neue Regelwerk viel zu lasch. Vor allem stören sie sich daran, dass die Staatsregierung Bayern in sogenannte rote, weiße und grüne Gebiete eingeteilt hat. Rote Gebiete sind alle Regionen, in denen die Nitratbelastung des Grundwassers so hoch ist, dass die neuen Vorgaben des Bundes für die Bauern verschärft werden müssen. Sie machen ein Fünftel der Landesfläche aus. In den weißen Gebieten (zehn Prozent) reicht es aus, wenn die Landwirte die Düngeverordnung einhalten. In den restlichen zwei Dritteln des Freistaats (grüne Gebiete) gelten Erleichterungen. Den Bürgermeistern sind die sogenannten roten Gebiete viel zu knapp bemessen. Es gebe eine Reihe Trinkwasserbrunnen, bei denen der Nitrat-Grenzwert gerissen werde, und die dennoch nicht zu den roten Gebieten zählten, sagt Mend. Außerdem ärgern sich die Bürgermeister sehr über die Erleichterung für die Bauern in den grünen Gebieten. "Damit ist programmiert, dass auch die Regionen, in denen die Grenzwerte noch unterschritten werden, zu nitratbelasteten Gebieten werden", sagt Mend. "Das ist keine zukunftsweisende Politik."

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