Süddeutsche Zeitung

Mitten in Hof:Wärschtlamo for Welterbe!

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Die Unesco hat den mobilen Wurstverkäufer aus Oberfranken immer noch nicht auf dem Schirm. Umso drängender wäre es nun, endlich lustige Wurstampelmännchen genehmigt zu bekommen.

Von Olaf Przybilla, Hof

Es gibt ja diese Umfragen, was das Lieblingswort von jemandem ist. Ulrich Maly hat dafür kürzlich in den Nürnberger Nachrichten die "Inkompetenzkompensationskompetenz" (IKK, nicht zu verwechseln mit AKK) ins Spiel gebracht, eine Kreation angeblich von Tausendsassa Hermann Glaser, vermutlich aber eher vom Philosophen Odo Marquard, egal, jedenfalls ist die in der Tat schwer zu toppen. Andererseits geht der IKK so gänzlich das Musikalische ab, übrigens ähnlich wie dem kurzatmigen "Allmächd", das der Franke mehrheitlich ins Herz geschlossen haben dürfte.

Ganz anders, so gar nicht unmusikalisch, ist das mit dem "Wärschtlamo". Kürzlich hat man von Paolo Conte geträumt, vermutlich weil diesem lässigsten Poeten unter Italiens Sonne dieser Tage ein Dokumentarfilm im Kino gewidmet ist. Im Traum hat Conte einen seiner größten Songs am Piano dargebracht, er saß dazu unter freiem Himmel in Siena und hat immer nur eine Verszeile zum Besten gegeben und zwar in flüssigem Hochoberfränkisch: "Wärschtlamo, Wärschtlamo, ta-dah-tah, Wärschtlamo, oh oh, I love it."

Im Original heißt diese Zeile übrigens "Happy feet, happy feet, ta-dah-tah" und so weiter. Was man am Abend zuvor zu sich genommen hatte, soll hier keine Rolle spielen, originale Wärschtla waren's jedenfalls nicht, die nämlich gibt's nur in Hof und da nur vom Mo, der gerne auch eine Fraa sein darf, der Hofer ist da nicht so genderzentriert. Relevant ist nur, dass die Wärschtla-Person Knackwurst und Wiener Würstchen im Angebot und seinen potenziell portablen Wärschtlakasten aus Messing mit Holzkohlerost dabei hat, dazu a weng an Sempf, Bredla und den Spruch: " Haaß senn sa - kolt wern sa."

Dass die Unesco im Jubiläumsjahr - 1871 machte der erste mobile Wurstanbieter seine Runde in Hof - den Wärschtlamo nicht als Welterbe auf dem Schirm hat, ist ein Skandal. Umso dringender notwendig wäre es nun, dass die Regierung von Oberfranken dem Hofer Drängen endlich nachgibt und Wärschtlamo-Ampelmännchen genehmigt. Wie ein Mo steht die Stadt hinter dem Plan, immerhin gibt's fast überall schon so lustige Regionalampelheroen, Otto Waalkes, "Vater und Sohn", Augsburger Puppenkiste, das volle Programm.

Und wenn trotzdem nichts daraus wird? Dann müsste man mal um ein Unterstützungskonzert anfragen. Paolo Conte?

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