Hof:Am Ende bleibt nur noch der Ausverkauf

Hof Innenstadt Ausverkauf

Die Fußgängerzone in Hof ist fast leer.

(Foto: dpa)

Hof kann mit imposanten Gebäuden sicherlich punkten. Doch was hilft das, wenn das Leben aus der Innenstadt weicht, weil es bald keine klassischen Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt?

Von Olaf Przybilla

Es gibt eine Straße in Hof, die würde jeder Halbmillionenstadt gut zu Gesicht stehen. Wer sich an die Kulmbacher Straße stellt, blickt auf der einen Seite auf die Freiheitshalle. Die trägt nicht nur einen bedeutungsschweren Namen und ist von fast riesenhaften Ausmaßen, sie hat auch - jawohl - deutsche Geschichte geschrieben. Hier schlug die Geburtsstunde von "Wetten dass ...", hier stand die Weltpresse Schlange, als 1989 die Mauer fiel und diese Großhalle genug Raum, Decken und warmen Tee für die Plauener und Karl-Marx-Städter bot.

Gleich gegenüber blickt man auf einen ebenfalls monumental anmutenden Theaterbau, auch er lässt einen denken, in einer veritablen Riesenstadt gelandet zu sein. Die Staatsregierung ahnte, dass Hof Anschub braucht, auch nach der Wende. So entstand dieses Haus. Wer nachts vor diesen beiden kolossalen Bauwerken steht, denkt unweigerlich: Hof leuchtet. Und drinnen, in der Innenstadt?

In Hof war zuletzt ein Schauspiel zu beobachten, das einen beklommen macht, gerade weil es so schrullig wirkt auf den ersten Blick. Die Hofer bangten um das Schicksal ihres Warenhauses, des einzigen, das diese Stadt hat, und seit 55 Jahren zur DNA von Hof gehört: den Kaufhof. Per Online-Petition sammelten "Kaufhof-Fans" Unterschriften, Menschen aus dem Hofer Land berichteten von ihren Kindheitserinnerungen, vom Gefühl, in der Nähe eines Oberzentrums zu leben, in einer - wie es so schön heißt - "Einkaufsstadt".

Am Ende aber war da nur noch Ausverkauf, Wühltisch. Der Schriftzug ist schon weg, die Rolltreppe wird nur noch auf Fotos erhalten bleiben. Zum Kaufhof rein ins Hofer Zentrum - das war einmal.

Hof hatte mal, nach dem Krieg, 61 000 Einwohner. Auf dem niedrigsten Stand lebten 2015 noch 44 300 Menschen in der Stadt, seither ist man mindestens stabil. Aber bleibt man auch bedeutendes Zentrum? Oder stehen da an der Kulmbacher Straße nur noch Kolossalbauten als Erinnerungsstücke an eine Zeit, in der man in einer ganz anderen Liga gespielt hat?

"Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich" gehe das gut mit dem Kaufhof, hat sich Wolfgang Fleischer kürzlich gedacht, der CSU-Chef im Hofer Stadtrat. Leider vergebens. Im Gegenteil, vorerst kommt es noch schlimmer: Am Wochenende wurde bekannt, dass auch der "K&L" schließt.

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