Mitten in Hof:Glasklare Ernüchterung

Mitten in Hof: Vor acht Jahren hat die Freiheitshalle in Hof eine Rundum-Aufhübschung samt Glasfassade bekommen.

Vor acht Jahren hat die Freiheitshalle in Hof eine Rundum-Aufhübschung samt Glasfassade bekommen.

(Foto: prz)

Die Freiheitshalle hat in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben - mal mehr, mal weniger weitreichend. Nun allerdings wird von Pfusch und Skandal berichtet

Kolumne von Olaf Przybilla

Die eigentliche Geschichte der Hofer Freiheitshalle hat mit dem 26. September 1987 begonnen, an dem Tag traten Roberto Blanco und Robert Lembke, Gunter Sachs und Roland Kaiser in Nordostoberfranken auf. Ein Fall für die Stadtchronik aber wurde der Tag erst durch einen anderen, und es bedarf aus Hofer Sicht schon angemessener Emphase, um für die Geschichtsbücher festzuhalten, dass der erste Auftritt von Thomas Gottschalk als Moderator von "Wetten dass ..." nicht in Hamburg, München oder Berlin über die Bühne ging. Sondern in Hof, in der Freiheitshalle.

Es war, das wird man in die Emphase hinein leise einstreuen dürfen, eine erstaunlich groß geratene Schuhschachtel, in der Gottschalk da debütierte. Spätestens aber zwei Jahre später fragte keiner mehr, wie eigentlich diese enorm große Halle in eine so angenehm überschaubare Stadt geraten ist, da nämlich schrieb man dort schon wieder Geschichte, diesmal aber wirklich, nicht nur für Samstagsabendhistoriker. Erst wurden in der Halle die DDR-Bürger aus der Prager Botschaft versorgt, denen Hans-Dietrich Genscher kurz zuvor die Ausreise verkündet hatte. Und wenige Monate später übernachteten jeden Tag Hunderte DDR-Bürger auf Feldbetten in der Halle, zusammengenommen waren es Zigtausende. Der Hofer Teil der Weltgeschichte - er ist mit dieser Halle auf das Engste verbandelt.

Und ja, als dann 2012 die Halle saniert und mit einer spektakulären Glaskonstruktion samt 23 000 LED-Lämpchen versehen wurde, da waren die Widerstände gering. Gut, der Bund der Steuerzahler wollte nicht recht mitjubeln: 37 Millionen Euro, eine enorme Kostensteigerung und das in einer Stadt, die zu der Zeit keinen genehmigungsfähigen Haushalt hatte?

Was soll's aber, die Freiheitshalle ist nicht irgendeine Mehrzweckklitsche, da sollte eine ordentlich funkelnde Fassade doch wohl angemessen sein. Die Euphorie war groß, momentan ist das freilich auch die Ernüchterung. Gerade einmal acht Jahre nach der strahlenden Rundum-Aufhübschung sind beinahe 300 Glaselemente der Fassade kaum mehr zu gebrauchen, die Stadträte stehen unter Schock, sprechen von Pfusch und Skandal.

Für Fassadenbau sind die Franken, und gerade die Hofer, ja eigentlich nicht berühmt. Sie wissen wohl schon, warum.

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