Höchstadt:Schildkröte "Suárez" landet in Ausnüchterungszelle

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Zwei Jahre fahndete die fränkische Polizei nach der Schnappschildkröte - bis ein Beamter sie stellt und zupackt. Nochmal würde er das jedoch nicht machen.

Von Olaf Przybilla, Höchstadt

Gerhard Backert wird in zwei Tagen pensioniert und, doch, was soll's denn: Das ist jetzt schon noch ein Höhepunkt seiner Amtszeit, da mache er gar keinen Hehl draus, sagt der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion in Höchstadt an der Aisch. Immerhin ist seinen Leuten in der Nacht auf Dienstag ein spektakulärer Fahndungserfolg gelungen: Suárez, die gemeine fränkische Schnappschildkröte, konnte nach zweijähriger Ermittlungsarbeit gefasst werden. Zwar versuchte sie nach ihrer Entdeckung noch, sich unter einem Auto zu verschanzen, hatte aber offenbar nicht mit der Einsatzbereitschaft bayerischer Streifenbeamter gerechnet. Der Polizist griff am Montag eine Stunde vor Mitternacht kurzerhand zu, fasste das Reptil und sperrte es in die Ausnüchterungszelle.

Ein Held? Backert ist gerade dabei, das zu bejahen. Kommt dann aber doch ins Grübeln: Das Tier aus der Familie der Alligatorschildkröten habe sich in der Nacht "harmlos gegeben", und der Kollege sei offenbar nicht vollumfänglich im Thema gewesen. Jedenfalls seien ihm rückblickend - über die Gattung der Gefangenen belehrt - doch allerlei Zweifel gekommen, ob der spontane Zugriff die beste aller denkbaren Einsatzvarianten gewesen ist. "Er würde es jetzt ehrlich gesagt nicht noch mal machen", berichtet Backert.

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Zwar hatte es während der Weltmeisterschaft 2014 diese Fahndung rund um den Dechsendorfer Weiher gegeben, wo Passanten eine gefährliche Schildkröte gesehen haben wollten. Das aber hatte der Beamte offenbar jetzt, während der Euro 2016, nicht mehr ganz auf dem Zettel. Oder er bekam die beiden Orte nicht zusammen: Dechsendorf, das damalige Krötenfahndungszentrum, und Röttenbach, der nächtliche Einsatzort. "Das liegt nah beieinander", sagt Backert, "da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn es sich bei dem Tier nicht um ein und dieselbe Kröte handeln würde."

Vor zwei Jahren hatte die Chelydra serpentina für Wellen gesorgt rund um den mittelfränkischen Weiher. Immerhin dürfen derlei Beißreptilien seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr gehalten werden hierzulande. Mit gutem Grund: Ein Jahr vor Suárez hatte Artgenossin Lotti am Oggenrieder Weiher im Allgäu für einen Großeinsatz von Krötenfahndern und Medienleuten gesorgt. In Mittelfranken fanden sie da einen hübscheren Namen: Sie benannten ihren Beißer nach Suárez, dem Mittelstürmer aus Uruguay, der dahin geht, wo es (anschließend) wehtut.

Und nun? "Bleib erst mal in der Ausnüchterungszelle", sagt Backert, "damit sind 50 Prozent unserer Zellen belegt." Auf dem Speiseplan stehe Wasser, "das muss sie schon mal aushalten". Und um den weiteren Verbleib solle sich möglichst bald die Reptilienauffangstation in München kümmern.

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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