Hochwasserschutz:Kreistage protestieren gegen Polder-Streichung

Im Streit um die Polder an der Donau reißt die massive Kritik an der Staatsregierung nicht ab. Am Montag verabschiedeten die Kreistage der Landkreise Straubing-Bogen und Passau Resolutionen gegen die Absage von drei Rückhaltebecken bei Ingolstadt und Regensburg, die Niederbayern einmal vor extremen Hochwasserkatastrophen schützen sollten. Auch immer mehr Experten kritisieren den Verzicht auf die Polder. So hat jetzt die Deutsche Vereinigung Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) die Staatsregierung aufgefordert, ihr Hochwasserschutzprogramm wie ursprünglich geplant umzusetzen. Die Organisation vertritt zahlreiche Ingenieure, Forscher und andere Fachleute, die im Hochwasserschutz tätig sind.

Die Straubinger Lokalpolitiker äußern ihr "völliges Unverständnis" für die Vereinbarung im Koalitionsvertrag zwischen CSU und FW. Die Entscheidung erwecke den Eindruck, dass sie "wahllos und ohne jegliche fachliche Fundierung" geschlossen worden sei, heißt es in dem Papier. Sie habe eine "unsolidarische Lastenverteilung zu Ungunsten der Unterlieger" in Niederbayern zur Folge. Die Resolution wurde einstimmig verabschiedet. Die Straubinger Freie-Wähler-Lokalpolitiker sind sauer auf ihren Parteichef Hubert Aiwanger, der die Streichung der drei Polder eingefädelt hat. "Da hat Aiwanger keine glückliche Hand gezeigt", sagt der Vorsitzende der FW-Fraktion im Straubinger Kreistag, Ludwig Waas, "das war wirklich keine Glanzleistung". Der Passauer Kreistag fordert eine "zentimetergenaue" Analyse, welche Auswirkungen die Streichung der drei Polder für die Region im Katastrophenfall hat. Der Passauer Landrat Franz Meyer (CSU) kündigte an, dass er sich im Januar mit Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) treffen wolle, um mit ihm über die Ängste in der Bevölkerung zu sprechen. DWA-Geschäftsführer Wolfgang Günthert weist darauf hin, dass Polder bei einem extremem Hochwasser Schutz bieten sollen, wenn alle anderen Dämme und Deiche an der Donau und der natürliche Rückhalt an ihre Grenzen stießen. Das bayerische Polder-Programm basiere auf jahrelangen Forschungen und fundierten Untersuchungen. Wenn man ohne intensive Prüfung einzelne Standorte streiche, stelle man den "ganzheitlichen Hochwasserschutz infrage", sagte Günthert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: