Flutkatastrophe in Bayern:Riesige Wassermassen wälzen sich Richtung Donau

Lesezeit: 2 Min.

An zahlreichen Orten in Schwaben und Oberbayern mussten Rettungskräfte Menschen per Boot aus ihren Häusern holen. (Foto: imago)

In einem Landkreis nach dem anderen wird der Katastrophenfall ausgerufen. Bayerns Umweltminister Glauber erwartet eine Verschärfung der Lage. Ein Überblick.

Die Reihe der einzelnen Meldungen reißt nicht ab an diesem Wochenende, an dem der Dauerregen vor allem in Schwaben und im nördlichen Oberbayern ganze Landstriche unter Wasser gesetzt hat und sich vor allem durch südliche Zuflüsse wie die Schmutter und die Paar riesige Wassermengen Richtung Donau wälzen. Zunächst im Allgäu und dann die Donau entlang wird in einem Landkreis nach dem anderen der Katastrophenfall ausgerufen, um die Hilfe besser koordinieren und leichter auf Kräfte von außerhalb zugreifen zu können – neben Feuerwehren, Rettungsdiensten und dem Technischen Hilfswerk unter anderem auf Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr.

Etwa 800 von ihnen sind am Sonntag in Bayern im Einsatz, wie eine Sprecherin des Landeskommandos am Mittag mitteilt. Insgesamt stemmen sich Zehntausende Helfer gegen die Folgen der Flut, bis zum Sonntagnachmittag sind rund 3000 Menschen angehalten, ihre Häuser zu verlassen und bei Verwandten, Bekannten oder in Notunterkünften Schutz zu suchen.

Hochwasser
:Donau-Pegel sinken

Der Wasserstand geht langsam runter, in Regensburg wurde der Katastrophenfall beendet, ebenso in Passau. Die Europawahl verlief in den von der Flut betroffenen Gebieten reibungslos.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Die Retter evakuieren neben Wohnhäusern, Straßenzügen und ganzen Ortschaften in der Nähe der betroffenen Flüsse auch größere Einrichtungen wie zwei Altenheime im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, ein weiteres in Schrobenhausen oder eine Flüchtlingsunterkunft in Neu-Ulm. Viele Menschen, die zu Hause bleiben können, müssen dort zeitweise ohne Strom zurechtkommen, vor allem in den Landkreisen Günzburg, Augsburg, Dillingen und Unterallgäu sowie im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm und im nördlichen Landkreis Freising. Dort erleidet am Sonntag bei Allershausen ein Mitarbeiter eines Energieunternehmens bei Arbeiten im Hochwasser einen lebensgefährlichen Stromschlag und muss mit dem Helikopter in eine Klinik geflogen werden. In Schwaben waren schon am Samstag Hubschrauber in der Luft, um Menschen von den Dächern ihrer Häuser zu holen. Andere brachten Feuerwehrleute in Booten in Sicherheit.

Aus Gebieten, die glimpflicher davongekommen sind als andere, machten sich Hilfskräfte in langen Fahrzeugkolonnen auf den Weg in die stärker betroffenen Regionen. Doch auch die Verhältnisse auf den Autobahnen und Bundesstraßen blieben schwierig. So haben die Polizei und die Autobahngesellschaft des Bundes die A 9 in Oberbayern nach einem Dammbruch am Sonntag zwischen Ingolstadt-Süd und Langenbruck in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Auf anderen Abschnitten der A9 und auch der A8 von Stuttgart in Richtung München bei Sulzemoos gab es erhebliche Einschränkungen durch überspülte Fahrstreifen– mitten im Rückreiseverkehr aus den zu Ende gehenden Pfingstferien. Die Schule beginnt für viele Schülerinnen und Schüler am Montag ohnehin zu Hause. Wegen des Hochwassers fällt an mindestens 40 Schulen in den Landkreisen Pfaffenhofen an der Ilm, Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen, Freising, Fürstenfeldbruck, Dachau, Dillingen und Augsburg der Präsenzunterricht aus.

Zugleich erwartet Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber für den Wochenbeginn eine Verschärfung der Hochwasserlage entlang der Donau und im weiteren Donau-Einzugsgebiet. „Alle Beteiligten arbeiten mit vollem Einsatz daran, die Regionen bestmöglich auf die drohende Hochwasserwelle vorzubereiten“, teilte Glauber am Sonntag mit. Menschen würden in Sicherheit gebracht, Sandsäcke gefüllt und die Anlagen zum Hochwasserschutz verstärkt. „Um Druck von Hochwasserschutzanlagen an der Donau zu nehmen, werden entlang der Zuläufe durch die Wasserwirtschaftsverwaltung die vorhandenen Speicher und Rückhalteräume aktiviert und gefüllt“, sagte Glauber.

Das soll der Flut die Spitze nehmen. Denn am östlichen Ende Bayerns stehen schon am Sonntag in Passau zahlreiche Straßen und Plätze unter Wasser. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass sich die Lage zu Beginn der neuen Woche weiter verschärfen wird. Demnach könnte der Pegel der Donau hier am Montag einen Stand von 8,50 Meter und damit die höchste Meldestufe 4 erreichen. Der höchste Stand von geschätzt neun Metern wird in Passau mit dem Scheitel der Hochwasserwelle der Donau für Dienstag erwartet.

© SZ/dpa/kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFlutkatastrophe in Bayern
:„Wir können nichts mehr tun“

Weite Teile des Freistaats versinken am Wochenende im Hochwasser, die Lage ist auch für Helfer dramatisch. In manchen Orten muss sich die Feuerwehr den Fluten geschlagen geben. Es gibt erste Todesopfer. Eindrücke aus einem Katastrophengebiet.

Von Thomas Balbierer, Lisa Schnell

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: