Hochschule:Zwei Städte, ein Lehrplan

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Kliniken Bayreuth und Erlangen kooperieren beim Medizinstudium

Von Claudia Henzler, Bayreuth

Die Stadt Bayreuth bekommt ihr Medizinstudium, aber nur als kleine Lösung. Anders als in Augsburg wird der Freistaat keinen eigenen Studiengang Humanmedizin an der Universität Bayreuth einrichten. Lediglich den klinischen Studienabschnitt vom fünften bis zum zehnten Semester werden Studenten in Bayreuth absolvieren können. Dafür wird das Klinikum Bayreuth mit dem Uniklinikum Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg kooperieren. Formal werde ein Teil des Bayreuther Krankenhauses zum Ableger der Universität in Erlangen, erklärt Thomas Rupprecht, Ärztlicher Direktor des Bayreuther Klinikums. Studenten würden dann in den Kliniken beider Städte nach demselben Lehrplan unterrichtet. Das bayernweit bisher einmalige Projekt läuft unter dem Namen "Medizincampus Oberfranken".

Rupprecht rechnet damit, dass nach der Anlaufphase 400 Studenten in seinem Haus studieren können. Dafür müssten in Bayreuth etwa 100 zusätzliche Stellen geschaffen werden, schätzt er. Denn um eine hochwertige Ausbildung anbieten zu können, müsse sich das Klinikum von einem "Maximalversorgungskrankenhaus" zu einer Klinik mit universitären Strukturen wandeln. Ging es in Bayreuth bisher in erster Linie um Patientenversorgung, spielen künftig auch die Bereiche Forschung und Lehre eine wichtige Rolle. Die Kosten für diesen Wandel dürften nach Rupprechts Schätzung, der das Konzept mitentwickelt hat, "im mittleren zweistelligen Millionenbereich pro Jahr" liegen. Details werde man nun zusammen mit den Kollegen von der Uni-Klinik Erlangen ausarbeiten und anschließend der Staatsregierung vorlegen.

Ein Forschungsschwerpunkt soll die Frage sein, warum Menschen in Oberfranken deutlich häufiger an Krebs erkranken als in anderen Gegenden Bayerns. "Eines der Ziele wird sein, das zu ändern", sagt Rupprecht. Auch die Rate chronisch kranker Menschen sei in Oberfranken überdurchschnittlich hoch. Man wolle untersuchen, woran das liegt und was man dagegen tun kann. Drittens wollen die Bayreuther telemedizinische Anwendungen testen.

Wenn es nach Rupprecht geht, soll der Lehrbetrieb 2018, spätestens 2019 starten. Große Baumaßnahmen seien erst mal nicht notwendig, Hörsäle könnten hoffentlich an der Universität Bayreuth angemietet werden. Die Leitung der Erlanger Uni-Klinik hat die neue Kooperation ausdrücklich begrüßt - vor allem "angesichts zunehmender privater Ausbildungsinitiativen", wie der Klinikvorstand mitteilte. Sie sehen kritisch, dass einige Krankenhäuser mit privaten Medical Schools oder ausländischen Universitäten kooperieren, um ihren Nachwuchs auszubilden.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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