Die Liste der Wohltaten, die Markus Söder (CSU) bei seiner Regierungserklärung im April angekündigt hat, ist bekanntlich lang. Und ebenso ehrgeizig ist der Plan, in möglichst vielen Fällen noch vor der Landtagswahl Fakten zu schaffen, zumal es in diesem Jahr kein Geld mehr aus dem Staatshaushalt gibt. Doch weil die Universität Bayreuth, die ein Forschungszentrum für Batterietechnik bekommen soll, in Vorleistung ging, konnte Wissenschaftsministerin Marion Kiechle (CSU) am Donnerstag bei einer Festveranstaltung den symbolischen Startschuss für den Aufbau des Zentrums geben.
In der Universität hatte eine Arbeitsgruppe gleich nach der Regierungserklärung mit der Planung begonnen. Dieser Eifer ist verständlich, soll die Uni doch - das hat das Kabinett erst am Dienstag dieser Woche beschlossen - auf fünf Jahre verteilt 25 Millionen Euro für das Projekt bekommen und zwölf neue Professuren sowie bis 2023 etwa hundert weitere Stellen schaffen. Schon von 2021 an soll es in Bayreuth den Studiengang "Batterietechnologie und Batteriesystemtechnik" geben.
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Ob es sich bei den 25 Millionen um reine Investitions- oder auch um Personal- und Betriebskosten handelt, ist nach der Kabinettssitzung bisher ebenso offen wie die Frage, was der Freistaat nach 2023 für das Forschungszentrum ausgeben will.
Im neuen Zentrum wird es vor allem um Energiespeicher für Autos sowie Haushalte und Stromnetze gehen. Michael Danzer, designierter Leiter des neuen Zentrums, freut sich über die Chance, mit unverhofft großer Personalausstattung zwei gesellschaftliche "Riesenthemen" bearbeiten zu können: "Es ist eine Aufgabe für Jahrzehnte, die Mobilität auf andere Antriebe umzustellen. Und die elektrische Energieversorgung des Landes komplett umzukrempeln, ist eine gigantische Herausforderung."
Danzer leitet seit 2016 den Lehrstuhl Elektrische Energiesysteme an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und wird nun zusätzlich das Zentrum aufbauen. Nun soll möglichst schnell ein Gebäude bezogen, ein interdisziplinäres Forschungslabor eingerichtet und ein Graduiertenkolleg geschaffen werden, sagt er. Die ersten beiden Professuren hofft Danzer 2019 besetzen zu können.
Auch wenn sich Physiker, Chemiker, Ingenieure und Wirtschaftsinformatiker in Bayreuth schon bisher mit Batterien beschäftigen, sei das neue Zentrum viel mehr als nur ein neues Etikett für vorhandene Aktivitäten, versichert Danzer. Die zwölf Professuren würden nicht anderswo abgezogen, sondern tatsächlich neu geschaffen. Die bisherige Forschung soll unter dem gemeinsamen Dach ausgebaut und die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt werden. Es habe enorme Vorteile, "wenn der Ingenieur versteht, mit welchen Materialien der Chemiker arbeitet, und der Chemiker weiß, was der Ingenieur braucht", erläutert Danzer.
Die Wissenschaftler werden sich mit der Frage beschäftigen, aus welchen Rohstoffen und Komponenten eine Batterie bestehen kann, wie die einzelnen Teile aufgebaut sein müssen, damit der Akku nicht in Flammen aufgeht und damit er leistungsstark, langlebig und schnell zu laden ist. Ein besonderes Anliegen ist Danzer die Entwicklung "intelligenter Batterien", die mit dem Stromnetz kommunizieren können.
Der breite Ansatz sei in der deutschen Forschungslandschaft einzigartig, sagt Danzer: "Diese Kopplung an einem Standort von der Materialforschung bis zur Entwicklung intelligenter Batterien gibt es bisher nicht."