Hightech-Staubsauger aus Schweinfurt:Mr. Schmitt, der Kakerlaken-Killer

Kakerlaken gelten als unkaputtbar. Doch jetzt hat ein 75-jähriger Unternehmer aus Schweinfurt einen "Kakerlaken-Killer" erfunden. In dem Staubsauger werden die Tiere bei 650 Grad zu Kohlestückchen verbrannt. Erste Interessenten gibt es schon.

Katja Auer

Eigentlich entwickelt Robert Schmitt Staubsauger. Hightech-Staubsauger, die er an verschiedenen Standorten in Deutschland produzieren lässt und von Schweinfurt aus mit seiner Firma EBS in alle Welt vertreibt. Früher war der 75-Jährige Manager bei der Schweinfurter Firma SKF, die unter anderem Wälzlager und Dichtungen herstellt. Weil er damals so viel im Ausland war, wurde er da schon mit einem Problem konfrontiert, das er irgendwann lösen wollte: Kakerlaken in der Wohnung. Nun ist es so weit. Robert Schmitt hat den Kakerlaken-Killer erfunden. Auch eine Art Staubsauger.

Kakerlake

Für viele Menschen einfach ekelhaft, tatsächlich aber auch gefährliche Krankheitsüberträger: Kakerlaken (im Bild eine Amerikanische Großschabe). Robert Schmitt will ihnen mit seiner Erfindung den Kampf ansagen.

(Foto: dpa/dpaweb)

SZ: Herr Schmitt, Sie vernichten Kakerlaken. Die Frauen werden Sie dafür lieben.

Robert Schmitt: Ja, die Viecher sind schon ekelhaft. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Ich war zuletzt Geschäftsführer der SKF in Teheran. Da habe ich schon meine Sorgen mit den Kakerlaken gehabt.

SZ: Aber da haben Sie noch einfach draufgehauen.

Schmitt: Ich habe es mit Gift versucht. Allerdings ziemlich erfolglos, weil die Kakerlaken schon resistent waren. Die haben das Gift gefressen, haben sich drei Stunden auf den Rücken gelegt und dann, zack, waren sie wieder auf den Beinen. Und so ist es in Deutschland auch.

SZ: In Deutschland?

Schmitt: Ja, im Ries (das Nördlinger Ries; Anm. d. Red.) zum Beispiel muss es eine regelrechte Plage geben. Da haben sich die Kakerlaken bei einer Familie im Nachttisch versammelt. Das ist schon sehr ekelhaft. Ein weibliches Tier bekommt bis zu zweitausend Nachkommen pro Jahr. Da kann es sein, dass ein solch verseuchtes Haus gründlich gereinigt oder sogar abgerissen werden muss.

SZ: Also ist der Bedarf für Ihren Kakerlaken-Killer da?

Schmitt: Es gibt einen Riesenbedarf. Ich sag immer, ich bin meinem Schicksal sehr dankbar, dass ich so alt werden und den Kakerlaken-Killer fertigbauen durfte.

SZ: Wie sind Sie denn überhaupt auf die Idee gekommen?

Schmitt: Ich war damals auf dem Rückflug von einer Messe in Barcelona, da hat ein Geschäftsmann zu mir gesagt: Sie bauen so schöne Zentralstaubsauger, können Sie nicht mal was gegen Nacktschnecken erfinden? Die fressen in Spanien das ganze Gemüse weg. Da ist bei mir der Groschen gefallen und ich hab mich an den Stich in meinem linken Bein erinnert. Das war damals in Teheran, mein Bein war vier Monate lang geschwollen.

SZ: Da hat Sie eine Kakerlake gebissen?

Schmitt: Ja, das war offensichtlich ein Stich. Ich habe das Tier noch erwischt und gleich erschlagen. Aber da waren noch viel mehr. Ich hatte eine Riesenterrasse, da bin ich jeden Abend gesessen und habe versucht, meine Familie in Deutschland anzurufen. Wie angepfiffen sind die Kakerlaken dann aus dem Garten zu meinem Platz gerannt. Ich hab so viele wie möglich erschlagen, denn gegen das Gift waren viele Tiere inzwischen resistent geworden.

650 Grad in der Brennkammer

SZ: Und dann ist Ihnen der Kakerlaken-Killer eingefallen.

Schmitt: Als mich dieser Mann auf die Nacktschnecken angesprochen hat, da hat's geklingelt. Die Tiere werden eingesaugt und sofort in eine Brennkammer transportiert. Das ist nicht wie bei einem Fleischwolf: Die Kakerlaken werden schon in der ersten Brennkammer einer Hitze von 650 Grad ausgesetzt und sind sofort tot. An Ende sind sie gegrillt und fallen als kleine Kohlestückchen in einen Abfallbehälter.

SZ: Dabei heißt es doch immer, Kakerlaken könnten Atomkriege überleben.

Schmitt: Aber nur, wenn sie nicht sehr nahe dran sind. Bei 650 Grad verbrennen die mit dem ganzen Panzer. Wären es weniger, verbrennen nur die Innereien. Wir haben das ausprobiert.

SZ: In Schweinfurt? Wo kommen da denn Kakerlaken her?

Schmitt: Aus dem Zoogeschäft. Zehn orientalische Kakerlaken (die Gemeine Küchenschabe, auch Orientalische Schabe oder Bäckerschabe; Anm. d. Red.) für 1,95 Euro.

SZ: Oh . . .

Schmitt: Wir haben nicht mehr genommen als sein musste. Außerdem werden die sonst verfüttert, an Schlangen zum Beispiel.

SZ: Der Kakerlaken-Killer heißt Mr. Schmitt . . .

Schmitt: Das war nicht meine Idee, ich habe kein solches Geltungsbedürfnis. Aber man hat mir empfohlen, den Namen zu nehmen, weil vor mir niemandem ein solches Patent zugesprochen wurde.

SZ: Gibt es denn schon Interessenten?

Schmitt: Ich sollte in den Iran schon längst geliefert haben. Da haben wir um die 30 Interessenten, die das Gerät vertreiben wollen. Im September werden wird dann auch liefern können.

SZ: Was soll der Kakerlaken-Killer denn kosten?

Schmitt: Der Preis wird wohl bei 1250 Euro plus Mehrwertsteuer liegen. Sollte wir damit einen Gewinn erwirtschaften, will ich zehn Prozent für arme Kinder in Indien und in anderen Ländern spenden, die dringend Hilfe brauchen.

SZ: 1250 Euro? Das ist dann wohl nichts für den Hausgebrauch?

Schmitt: Oh doch, in vielen Ländern braucht den jedes Haus. Ich habe im Iran unterhalb des Gebirges gewohnt, da sind alle Häuser restlos verseucht. Dort müssen Sie sogar die frisch gewaschene Kleidung ausschütteln, um die Kakerlaken zu entfernen.

SZ: Praktisch wäre, wenn man das Ding mit in den Urlaub nehmen könnte.

Schmitt: Das geht leider nicht, dafür ist er zu schwer. Aber wenn ich gesund bleibe, werde ich mir Gedanken machen, um ein kleineres Gerät mit weniger Gewicht zu bauen.

SZ: Und jetzt müssen Sie noch was gegen Nacktschnecken erfinden.

Schmitt: Ach nein, das werde ich wohl nicht machen.

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