Hexenverbrennung in Bamberg:Im Bund mit dem Teufel

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Anfang des 17. Jahrhunderts wurden in Bamberg binnen 20 Jahren tausend Menschen verbrannt, weil sie angeblich einen Bund mit dem Teufel geschlossen hatten. Jetzt arbeitet die Stadt die Hexenprozesse auf.

Katja Auer

"Zu viel hundert tausend guter nacht, hertzliebe dochter Veronica. Unschuldig bin ich in das gefengnus kommen, unschuldig bin ich gemartert worden, unschuldig muß ich sterben. Dan wer in das hauß kompt, der muß ein drutner werden oder wirdt so lang gemartert, biß er etwas auß seinem kopf erdachts weiß und sich erst, das Got erbarme, uf etwas bedencke."

Es war am 24. Juli 1628, als der Bamberger Bürgermeister Johannes Junius diese Zeilen an seine Tochter schrieb, wenige Wochen bevor er geköpft werden sollte, weil er angeblich im Bund mit dem Teufel gestanden war. Sein Schreiben hat Veronica wohl nie erreicht, aber heute gehört es zu den eindringlichsten Quellen einer Zeit, die zu den dunkelsten in der Geschichte Bambergs zählt. Anfang des 17. Jahrhundert, innerhalb von nur 20 Jahren, wurden im damaligen Hochstift tausend Menschen als Hexen verbrannt. Intensiv beschäftigt sich die Stadt nun mit diesen Hexenprozessen und veranstaltet bis Ende Oktober eine ganze Reihe von Vorträgen, Führungen und Ausstellungen.

Den Auftakt machte der oberfränkische Bezirksheimatpfleger und Volkskunde-Professor Günter Dippold mit einem Vortrag über die Hexenpolitik der Bamberger Fürstbischöfe. Die finstere Zeit lässt sich recht gut nachvollziehen, da in der Staatsbibliothek um die tausend Schriftstücke erhalten sind, darunter banale Dinge wie die Speisezettel der Gefangenen, aber eben auch Verhörprotokolle. Unter Folter wurden Geständnisse erpresst, dass die Beschuldigten die Ernte verdorben hätten, dass sie Nachbarn mit magischen Mitteln getötet hätten, dass sie danach den Hexensabbat abgehalten hätten. Und die Folterknechte wollten Namen von vermeintlichen Mittätern wissen, um sich die nächsten Opfer zu holen. "Diese Schicksale wiederholen sich, zigfach, mehrhundertfach", sagte Dippold.

Grundlage der Hexenverfolgung war die Schrift "Malleus maleficarum", der Hexenhammer. Der Dominikaner Heinrich Institorus hatte sie 1487 verfasst hatte und wollte mit ihr die römische Inquisition, die zuvor Ketzer verfolgt hatte, zur Jagd auf die Hexen benutzen. Institorus' Plan sei jedoch nicht aufgegangen, sagte Dippold, die römische Inquisition habe diese Verfolgungen, wie sie in Bamberg praktiziert worden seien, abgelehnt. "Im ganzen Kirchenstaat wurden bald weniger Menschen zu Opfern als im kleinen Bamberg", sagte der Volkskundler Dippold.

Also war die Hexenverfolgung Sache der Landesherren und somit der Fürstbischöfe. In Bamberg gab es drei Wellen von Hexenprozessen, deren Unterbrechungen zum Teil den unterschiedlichen Ambitionen der jeweiligen Fürstbischöfe geschuldet waren, aber auch profaneren Gründen. Dem Geld zum Beispiel. Hexenprozesse waren teuer, nicht nur wegen des kostbaren Holzes, das man für die Scheiterhaufen brauchte. Außerdem ließen sich die Henker teuer entlohnen und reichhaltig verköstigen. Dippold nannte ein Beispiel aus Bad Staffelstein, wo der einzige Hexenprozess 144 Gulden gekostet habe - der Wert eines kleinen Hauses.

Dass die Folterknechte in Bamberg gar so wüteten, soll an Weihbischof Friedrich Förner gelegen haben, einem zornigen Prediger, der die angeblichen Hexen unerbittlich verfolgte. 1627 wurde ein eigenes Gefängnis gebaut, das Malefizhaus, hinter dessen hohen Steinmauern viele Menschen ermordet wurden.

Als die Hexenprozesse 1631 endeten, war der Bischof politisch isoliert. Viele Mitglieder des Stadtrats waren ermordet worden, selbst den Kanzler und Prozessgegner Georg Haan hatte man mitsamt seiner ganzen Familie hinrichten lassen. Mit diesem Fall befasst sich ein eigener Vortrag ebenso mit dem Brief des Bürgermeisters Junius. Domkapitular Norbert Jung wird über die Hexenverfolgung aus theologischer Perspektive sprechen.

In den vergangenen Monaten waren in Bamberg immer wieder Forderungen laut geworden, die Opfer zu rehabilitieren. Nur fand sich kein Zuständiger, da weder Stadt noch Erzbischof Rechtsnachfolger der damaligen Fürstbischöfe sind. Das ist der Ministerpräsident. Nun plant ein Bürgerverein, einen Gedenkort für die unschuldig Ermordeten zu errichten.

Mehr Informationen und das Programm der Themenwochen zur Hexenverfolgung gibt es im Internet unter www.stadt.bamberg.de. Infos zu Führungen gibt es beim Tourismusservice unter Telefon 0951/2976 330.

© SZ vom 01.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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