Herzogenaurach:Viel Druck, schlankes System

Sie sind hier in den Kindergarten gegangen und in die Schule, dann haben sie Herzogenaurach verlassen, um einen Beruf zu lernen, die Welt zu sehen, eine Familie zu gründen. Nun würden sie gerne zurückkehren und in der Stadt ihrer Kindheit ein Häuschen bauen. Doch der Siedlungsdruck auf Herzogenaurach ist enorm, es mangelt der fränkischen 24 000-Einwohner-Stadt an bezahlbaren Immobilien. Weil dort Schaeffler, Adidas und Puma sitzen, pendeln täglich 17 500 Menschen ein. Von denen würden sich viele gerne den Weg sparen. Die Stadt versucht, die Situation mit neuen Baugebieten zu entschärfen. Zurzeit wird der zweite Bauabschnitt des 30 Hektar großen Wohngebiets "Herzo Base" vermarktet, Ende des Jahres folgt der dritte. Zum Mix gehören Wohnungen, Einfamilien- und Reihenhäuser.

Etwa 60 Bauplätze wurden 2016 im zweiten Bauabschnitt zu vergünstigten Preisen vergeben, und zwar an Menschen, die schon in Herzogenaurach wohnen, arbeiten oder die aus Herzogenaurach stammen. Das sind die Mindestanforderungen. Je länger man in der Stadt wohnt oder arbeitet, desto besser. Kinder und pflegebedürftige Familienmitglieder bringen Extrapunkte, soziales Engagement nicht. Bis zu 40 Prozent Rabatt kann es auf den Grundstückspreis geben. Die Stadt arbeitet schon seit Jahrzehnten nach diesem recht schlanken Modell und ist damit zufrieden. Eine kleine Gerechtigkeitsdebatte gab es diesmal, weil die Mindestanforderungen eine Handvoll Interessenten ausschlossen, die Herzogenaurach ihre Heimat nennen: Sie waren in den Achtzigerjahren als Kleinkinder mit ihren Eltern in ein großes Neubaugebiet in der Stadt gezogen. Weil sie aber nicht in Herzogenaurach geboren wurden, können sie nicht berücksichtigt werden. Auch so gab es fast zehnmal so viele Interessenten wie Grundstücke.

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