Nach einer Protestaktion der Jungen Alternative (JA) vor der CSU-Zentrale in München ermittelt die Staatsanwaltschaft - und hat am Freitag Wohnungen von sechs Vertretern der AfD-Jugend in Bayreuth, Augsburg, Amberg sowie im Kreis München durchsucht. Den Beschuldigten wird Sachbeschädigung vorgeworfen, wegen der "Gefahr des Beweismittelverlusts" sei es zu den Durchsuchungen gekommen, teilte die Staatsanwaltschaft München auf SZ-Anfrage mit und bestätigte damit vorherige Medienberichte.
Einer der Beschuldigten ist der Landtagskandidat Rafael Hauptmann. Die JA hatte vergangenen Sonntag an der CSU-Zentrale Worte auf den Boden gesprüht und rote Farbe verschüttet, die Blutspritzer darstellen sollten. Das Motto hieß "Merkels Tote" und wurde auf AfD-Seiten mit diesem Hashtag verbreitet. Gesprüht wurden dabei Namen von Opfern islamistischen Terrors und von vergewaltigten Frauen in Fällen, in denen Migranten Täter oder tatverdächtig waren. Mit den Familien der Opfer gab es offenbar keine Absprachen.
Die CSU stellte keinen Strafantrag, die Staatsanwaltschaft leitete selbst ein Verfahren ein, sie sieht ein öffentliches Interesse. "Die Farbspuren konnten nur bedingt entfernt werden, auch nach Reinigung", so eine Sprecherin der Behörde. Der AfD-Nachwuchspolitiker Hauptmann mit Stimmkreis in Schwaben arbeitet für den Bundestagsabgeordneten Rainer Kraft, den Chef der bayerischen Landesgruppe und Vertreter des völkischen "Flügels" der AfD. Auf Facebook machte sich Hauptmann am Freitag über "staatsgefährdende Sprühkreide" lustig. "Der CSU muss das Wasser wirklich bis zum Hals stehen, wenn so mit der demokratischen Opposition umgegangen wird."
Die Staatsanwaltschaft wies einen Zusammenhang mit der Wahl strikt zurück. Man habe die Beschuldigten ausfindig machen müssen, der Zeitraum von fünf Tagen nach einer Tat sei üblich.