Lokalpolitik steht im Verdacht, dröge zu sein. Aber zum Glück gibt’s immer Ausnahmen, Coburg zum Beispiel. Dort will der lokale IHK-Präsident – normalerweise kein komplett CSU-fremder Posten – vom Zweiten Bürgermeister und OB-Kandidaten von der Christlich-Sozialen Union gerade wissen, ob der noch „alle Tassen im Schrank“ habe. Das ist doch mal eine Frage.
Die offizielle Auskunft steht leider noch aus. Aber so, wie die Coburger ihren Hans-Herbert Hartan, 66, kennen, den besagten OB-Kandidaten von der CSU, dürfte sie nicht lange auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit muss man mit Hartans Rundumschlag aus der vergangenen Woche vorliebnehmen, über den zwar ausgiebig die Coburger Neue Presse berichtet hat. Der aber so aus dem Rahmen fällt, dass man besser mal nachfragt beim CSU-Bewerber ums höchste Stadtamt, ob er das wirklich so gesagt hat? Hat er.
Es sei halt Aschermittwoch gewesen.

SZ Bayern auf Whatsapp:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründe direkt aufs Handy bekommen möchten.
Nun denn. Angela Merkel? Die nenne er, Hartan, immer „Honeckers Rache“. Das sei „liebevoll“. Kürzlich sei sie, so Hartan, „am helllichten Tag aus ihrer Gruft in der Uckermark gestiegen“. Warum? Um Friedrich Merz „von hinten in die Hacken zu treten, damit sein Wahlergebnis ja nicht das von Angela Merkel toppt“.
Die Grünen im Rathaus zu Coburg? „Eine läuft barfuß im Rathaussaal herum, der andere in Cargo-Hose und rot-kariertem Flanellhemd, der nächste kommt mit leider körperbetonten T-Shirts, dazu noch mit grenzdebilen Aufdrucken.“ Komplettiert werde das „mit ausgewaschenen Wollpullis wohl aus der Altkleidersammlung“.
Die junge Generation? Falle häufig durch die theoretische Führerscheinprüfung, attestiert Hartan. „Aber was soll man denn auch von den dysfunktionalen Maltes, Noahs und Kevins erwarten, die von ihren Elternden mit dem Lastenfahrrad bis zur 13. Klasse in die Schule gefahren werden?“
Anmerkungen des CSU-Manns gab’s auch über Selenskij, die allerdings – hier im Wortlaut zitiert – dazu angetan wären, für diplomatische Verwerfungen zu sorgen. Nur so viel: Hartan nannte Selenskij, offenbar ironisch, „den europäischen Liebling der Herzen“ und gab zu verstehen, mit Trumps Auftritt im Oval Office kein größeres Problem zu haben.
Vielleicht also doch noch mal zurück zu jener Frage des örtlichen IHK-Präsidenten, in dem die Begriffe „Tassen“ und „Schrank“ eine zentrale Rolle spielen.
Herr Hartan? Was die Tassen und den Schrank betreffe – da habe er offenbar jemanden „getroffen“, findet der CSU-Bürgermeister. Zudem der IHK-Präsident Andreas Engel bis zu seinem Austritt im Oktober 2024 selbst Mitglied der CSU-Fraktion im Stadtrat gewesen und da bereits auf Social Media – nach Hartan-Lesart – mit unpassender Markus-Söder-Kritik aufgefallen sei. Jedenfalls habe er, Hartan, den IHK-Chef in seiner Rede nun einen „Salonsozialisten“ genannt. Die Sache mit den Tassen und dem Schrank, gepostet auf Engels privatem Account, sei offenbar die Reaktion darauf.
Dröge Lokalpolitik? In ihrem Beitrag zum Aschermittwoch hat Coburgs SPD das Ortsphänomen Hans-Herbert Hartan – Abkürzung: H3 – ihrerseits einzuordnen versucht. HHH stehe im Netz auch für Halloween Horror Hostel: „eine deutsche Horrorfilm-Parodie“.