Süddeutsche Zeitung

Bad Reichenhall:Liedermacher Hans Söllner will Oberbürgermeister werden

Als rechtlich notwendige Unterstützergruppe gründeten sich die "Freunde von Hans Söllner" - die den gesellschaftskritischen Musiker sogleich nominierten.

Von Matthias Köpf, Bad Reichenhall

Auch die Stadtverwaltung einer mittelkleinen bayerischen Kurstadt kann eine Art Obrigkeit sein, und mit Obrigkeiten aller Art hat es Hans Söllner eigentlich von Haus aus nicht so. Dafür hat er es mit deutlichen Worten und mit eindeutigen Posen, etwa seinem nackten Hintern auf Facebook - entsprechend derb geriet vor fünf Jahren eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem rebellischen Liedermacher und seiner Heimatstadt Bad Reichenhall sowie dem Landratsamt des Berchtesgadener Lands. Es ging da um die teilweise verweigerte Rückzahlung von zu Unrecht erhobenen Kanalgebühren, und mit so etwas muss sich ein Bürgermeister eben auch befassen, selbst wenn er sich wie Bad Reichenhall sogar Oberbürgermeister nennen darf. Söllner, der für so etwas 2014 nach eigenen Worten noch zu jung war, ist nun 63 und will bei der Kommunalwahl im März nun selbst dieser Reichenhaller Oberbürgermeister werden.

Den allerersten Schritt zum kommunalen Wahlbeamten hatte er vor zwei Wochen getan, in dem er - quasi von seinem Stammplatz vor einer Bäckerei am Ende der Fußgängerzone aus - dem örtlichen Tagblatt seine Kandidatur angekündigt hatte. Am Dienstagabend nun gründeten sich als rechtlich notwendige Unterstützergruppe die "Freunde von Hans Söllner". Drei wahlberechtigte Reichenhaller hätten Söllner für eine Nominierung gereicht, 19 sind es schließlich geworden - beobachtet von einer ähnlichen Anzahl Neugieriger und Medienvertreter. Die Lokalpolitik sei bisher nicht so sein Wirkungskreis gewesen, sagte Söllner. Er habe da nur von außen zugeschaut und jetzt schaue er sich das halt mal von innen an. "Ich mach's einfach, weil ich glaub', dass es Zeit ist."

Wofür es sonst noch Zeit wäre in Bad Reichenhall, hat Söllner nicht präzisiert. Er will zunächst die für eine Kandidatur in der 17 000-Einwohner-Stadt nun noch nötigen 180 Unterschriften sammeln. Auch in Reichenhall hat Söllner seine Fans, bisher aber eher als "Marihuanabam"-Musiker und Lokalrevoluzzer denn als Politiker. OB ist derzeit Herbert Lackner, den seine CSU aber nicht mehr aufstellen wollte, weshalb sich auch er von einer Unterstützergruppe nominieren ließ. Die CSU schickt ihren jungen Ortsvorsitzenden ins Rennen. Allen anderen Gruppen im Stadtrat ist ihr gemeinsamer Kandidat abgesprungen, worauf sich jede eigene Kandidaten gesucht hat. Söllner ist schon die Nummer acht, doch auf ihn war zuvor keiner gekommen.

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Quelle:
SZ vom 12.12.2019 / kpf/vewo
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